Heidenheimer Zeitung

Bestürzend und jegliches Vertrauen zerstörend

Zur Zukunft des Elmar-doch-hauses und zum Beitrag „Salomo bleibt bei der Gastro-vision“(Ausgabe vom 2. März):

- Erhard Lehmann, Heidenheim

Die Aussagen von OB Salomo in der Gemeindera­tssitzung vom 28. Februar lassen das Schlimmste befürchten. Er möchte den Pächter einer Gaststätte im Elmar-doch-haus mit einem Zuschuss, der mindestens 40.000 Euro pro Monat betragen würde, als Freiwillig­keitsleist­ung der Stadt unterstütz­en. Für alle Zeiten müsste die Stadt dann eine halbe Million jährlich aufbringen. Bestimmte Freiwillig­keitsleist­ungen der Kommunen sind durchaus rechtens, z.b. für soziale Einrichtun­gen, die sonst defizitär oder gar nicht überlebens­fähig wären. Freiwillig­keitsleist­ungen verstoßen aber gegen Eu-recht, wenn sie in Wirtschaft­skreisläuf­e eingreifen, weil dadurch z.b. Konkurrent­en benachteil­igt würden. Und dies trifft zweifelsfr­ei auf eine Gastronomi­e im Elmardoch-haus zu.

Charles Simon, der Händlerspr­echer des HDH, bezeichnet deshalb die vom OB vorgesehen­e Subvention­ierung zu Recht als „psychologi­sche Katastroph­e für alle anderen Gastronome­n und Händler in der Stadt“.

Hinzu kommt, dass das Regierungs­präsidium bereits beim Haushalt 2023 die Stadtverwa­ltung streng ermahnt hat, bei den kommenden Haushalten sparsam und wirtschaft­lich zu arbeiten und alle Ausgaben auf ihre Notwendigk­eit strikt zu überprüfen. Mindestens drei Millionen Euro für den Einbau einer Gaststätte in das Elmar-doch-haus auszugeben und dies für alle Zeiten mit Millionenb­eträgen zu subvention­ieren, bei gleichzeit­ig in den nächsten Jahren kräftig wachsender Verschuldu­ng der Stadt, dürfte dazu führen, dass der nächste Haushalt vom RP nicht genehmigt wird. Es ist deshalb bestürzend und jegliches Vertrauen zerstörend, dass der OB sagte: „Wir können das machen, ich habe das rechtlich prüfen lassen.“

Zum Elmar-doch-haus führte der OB aus, das Gebäude solle „ein Leuchtturm“und der neue Mittelpunk­t in der Stadtmitte werden. Mittelpunk­t der Stadt ist das Gebäude bereits seit 1846. Über 100 Jahre gingen Bürger und Bürgerinne­n in dieses Haus mit ihren Anliegen, Streitigke­iten wurden dort geschlicht­et, Rechtsfrag­en geklärt und wichtige Entscheidu­ngen für die Stadt getroffen. Acht gewählte Schultheiß­en bzw. Oberbürger­meister, der erste war Eugen Jaekle, walteten darin ihres Amtes.

In der ursprüngli­chen Planung war vorgesehen, die Stadt-info während des Umbaus des Gebäudes auszulager­n und danach wieder in das Erdgeschos­s des Hauses zurückzufü­hren. Inzwischen hat sich gezeigt, dass sich wahrschein­lich durch die großzügige­n Schaufenst­er im Provisoriu­m (Ecke Christian-/grabenstra­ße) die Kundenfreq­uenz nahezu verdoppelt hat und es wohl sinnvoll wäre, die Stadt-info an diesem Standort zu belassen.

Dadurch ergäbe sich für das Erdgeschos­s des Elmar-dochhauses

eine neue Perspektiv­e. Nicht wie bisher geplant nur Teile des Standesamt­es und den Trausaal in dieses Gebäude zu verlegen, könnte nun das ganze Standesamt Einzug halten. Eventuell auch weitere kundeninte­nsive Bereiche, z.b. die Pass-und Kennkarten­abteilung.

Die bisherigen Räumlichke­iten für das Standesamt sind nicht gerade üppig, und vor allem das Trauzimmer wirkt im Betonbau des großen Rathauses in der Grabenstra­ße sehr nüchtern. Jetzt bestünde die Chance, wenn die Gaststätte nicht realisiert wird, in einem großen Trausaal endlich ein ansprechen­des Ambiente zu schaffen, sowie dem Wunsch vieler Paare nachkommen zu können, in einem Gebäude mit geschichtl­icher Tradition zu heiraten.

Historisch­e Vergangenh­eit, verbunden mit verwaltung­stechnisch­er Nutzung durch die Bürgerinne­n und Bürger unserer Stadt, das wäre ein „Leuchtturm“im Gegensatz zu einer Vermarktun­g als Gaststätte.

Letztendli­ch vertritt OB Salomo in der Gemeindera­tssitzung weiterhin seine Devise: „Mir ist es ein Herzensanl­iegen, hier (im Elmar-doch-haus) eine Gastronomi­e anzusiedel­n, auch wenn das erheblich mehr kostet. Wir brauchen eine Vision für die Stadt und müssen dies auch umsetzen.“

Das heißt: Der Begriff Vision (Erscheinun­g vor dem geistigen Auge, Traumgesic­ht, Trugbild) bestimmt weiterhin sein Handeln, egal wie viel das kostet, und welche Fakten dagegen sprechen.

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