Auf der Zielgeraden
Das Konzept, wie sich Herbrechtingen weiterentwickeln soll, befindet sich in den letzten Zügen. Die Bürgerbeteiligung zeigte, dass mehr Raum für Wohnen und Gewerbe gewünscht wird.
Seit über eineinhalb Jahren läuft nun schon das Verfahren, das ein Stadtentwicklungskonzept für Herbrechtingen zum Ziel hat. Dieses soll die Frage beantworten, wie die Bürgerinnen und Bürger im Jahr 2035 leben wollen und wie diese Vorstellungen von Stadtverwaltung und Gemeinderat in die Realität umgesetzt werden können. Der Prozess befindet sich nun auf der Zielgeraden und soll noch in diesem Frühjahr abgeschlossen werden: Im März soll der erarbeitete Handlungsleitfaden im Gemeinderat vorgestellt und beschlossen werden, im April soll die feierliche Verabschiedung des Konzepts in der Bibrishalle stattfinden.
„Ein solch umfangreiches Verfahren ist für eine Stadt unserer Größenordnung außergewöhnlich und nicht ganz ohne“, so Bürgermeister Daniel Vogt. Damit das Konzept auch Hand und Fuß haben wird, hatte die Stadt Herbrechtingen das auf Stadtentwicklung spezialisierte Büro Reschl aus Stuttgart beauftragt, das schon für kleinere Kommunen wie Niederstotzingen, Dischingen und Steinheim tätig war. Kostenpunkt: circa 70.000 Euro.
Bürger konnten sich beteiligen
Das Verfahren war und ist deshalb so aufwendig, weil die Bevölkerung auf vielfältige Art und Weise einbezogen wurde und aufgerufen war, sich Gedanken über die Qualität in den unterschiedlichen Lebensbereichen wie Wohnen, Gewerbe, Bildung und Freizeit in Herbrechtingen und Teilorten zu machen.
An die 3000 Rückmeldungen wurden in verschiedenen Beteiligungsformaten dokumentiert und müssen ausgewertet werden. Davon sind 1679 bei der Bürgerbefragung im Mai und Juni 2021 eingegangen. Zuvor waren 4000 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Einwohnerinnen und Einwohner
im Alter über 16 Jahren Fragebogen zugesandt worden, was demnach einem Rücklauf von 42 Prozent entspricht. Beim Zukunftsatelier im Februar und März 2022 wurden 1057 Rückmeldungen und bei der Jugendbeteiligung im Juli 2022 100 Rückmeldungen gesammelt. Darüber hinaus zählte man bei der Bürgerversammlung im Oktober vergangenen Jahres circa 80 Rückmeldungen.
Zwei parallele Verfahren
Für Bürgermeister Vogt stellte es sich als „glücklichen Zufall“heraus, dass das Herbrechtinger Stadtentwicklungskonzept parallel
zur Regionalplanfortschreibung des Regionalverbands Ostwürttemberg entsteht und mit 2035 sogar auf das gleiche Zieljahr hinarbeitet. Denn so konnte er der IG Flächenverbrauch, die sich im Rahmen der Regionalplanfortschreibung zusammenschloss und den Flächenverbrauch in Herbrechtingen stoppen will, aktuelle Zahlen aus der Bürgerbefragung für das Stadtentwicklungskonzept vorlegen.
Demnach wünscht sich die große Mehrheit weitere Flächen für Wohnen und Gewerbe. Etwa ein Drittel wünscht sich neue Bauplätze am Ortsrand, mehr als die Hälfte zieht innerörtliche Flächen
vor, nur zehn Prozent sehen keinen Bedarf an neuen Bauplätzen. Ähnlich ist es in puncto Gewerbeflächen. Knapp die Hälfte meint, die Stadt Herbrechtingen sollte in Zukunft ausreichend Gewerbeflächen vorhalten, dass sich bei Bedarf auch neue geeignete Betriebe ansiedeln können. Circa 35 Prozent finden, dass sich nur bereits ansässige Betriebe vergrößern können sollten, und 16 Prozent meinen, dass die Stadt keine weiteren Gewerbeflächen braucht.
Mithilfe der Bevölkerung nötig
„Ich respektiere die Sicht und Sorgen der IG. Aber ich bin Bürgermeister aller Bürger. Deshalb bitte ich die IG auch dies zu respektieren“, so Vogt. Bei einem gemeinsamen Gespräch im Dezember sei vereinbart worden, dass die IG Kriterien für eine aus ihrer Sicht vertretbare Außenentwicklung für Wohnen und Gewerbe formuliere. Vorrangig wolle die Stadtverwaltung jedoch die Innenverdichtung vorantreiben, beispielweise durch platzsparenden Geschosswohnungsbau oder Reihenhäuser wie auf dem Liegelind-areal.
Da die meisten Grundstücke, die unbebaut oder auf denen sich leerstehende Gebäude befinden, in privatem Eigentum sind, ist das Rathaus auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Das Stadtoberhaupt bittet daher um Hinweise oder Angebote über entsprechende innerörtliche Grundstücke, die für eine Wohnbebauung infrage kommen.