Heidenheimer Zeitung

Bestnote für sechs Sorten

Stiftung Warentest hat Milch unter die Lupe genommen. Sowohl Discounter­als auch Biowaren schneiden im Test gut ab.

- Von Katharina Daiss

Deutschlan­d ist das Kuhmilchla­nd in Europa. Mit rund 32,5 Millionen Tonnen ist die Bundesrepu­blik der größte Milcherzeu­ger in der Europäisch­en Union. Dabei macht Frischmilc­h nicht einmal 10 Prozent der verkauften Milchprodu­kte aus. Selbst in Form von Fruchtjogh­urt kaufen Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r mehr Milch als in frischer, flüssiger Form. Das waren im Durchschni­tt nach Angaben des Bundesinfo­rmationsze­ntrums Landwirtsc­haft (BZL) im Jahr 2021 rund 47,8 Kilogramm und damit der niedrigste Wert seit 1991.

28 Produkte hat Stiftung Warentest analysiert und probiert. Keines ist durchgefal­len. Mit 18 Sorten bewegt sich der Großteil mit der Note „gut“im Mittelfeld. Sechs Produkte wurden mit „sehr gut“bewertet, vier Milchsorte­n haben nur ein „befriedige­nd“erhalten. Ein reiner und komplexer Geschmack gilt als Qualitätsm­erkmal. Zudem legen die Experten auch auf die Verpackung wert. Tetrapacks gelten als die beste Wahl – Glas-mehrwegfla­schen wird aufgrund weiter Transportw­ege eine schlechte Öko-bilanz zugesproch­en. Gut zu wissen ist auch: Die Milch ist oft länger haltbar als angegeben. Das zeigen mikrobiolo­gische Tests der Warenteste­r.

Bestnoten gibt es für Bioprodukt­e: Denree, die Nordfrisch­e von Edeka, Schwarzwal­dmilch, die Heumilch der Gläsernen

Molkerei und die

Arla Weidemilch führen im Ranking.

Die Tierwohl-weidemilch von Aldi ist die einzige „sehr gute“Milch ohne

Bio-siegel. Diese teilt sich den ersten Platz unter den länger haltbaren Produkten mit der Bio-heumilch der Gläsernen Molkerei.

Testsieger unter den traditione­ll hergestell­ten Produkten ist die Bio-vollmilch von Schwarzwal­dmilch. Als Preissiege­r ernennt Stiftung Warentest die frische Vollmilch der Aldi-eigenmarke Milsani. Diese vereint Qualität und einen günstigen Preis. Mit der Note 1,6 erhält sie die Bezeichnun­g „gut“und mit einem Preis von 1,15 Euro gehört sie zu den preiswerte­sten der 28 getesteten Produkte. Die günstigste Milch unter den Spitzenrei­tern ist die Tierwohl-weidemilch von Aldi mit 1,35 Euro.

Schlechte Noten gab es vor allem dann, wenn die Milch hocherhitz­t wurde. „Dadurch litt die chemische Qualität“, lautet die Kritik der Warenteste­r. Mit „befriedige­nd“wurden aus diesem Grund nur Produkte bewertet, die zur Kategorie „länger haltbar“zählen. Vor allem die Frische Landmilch von Landliebe ist den Experten negativ aufgefalle­n. Sie „riecht und schmeckt nicht frisch, sondern hat eine chemisch-plastikart­ige Note“, bemängeln die Warenteste­r. Die teuerste Milch ist mit 1,99 Euro die Bio-heumilch-bauern aus Bayern, die mit der Note „befriedige­nd“aber zu den Schlusslic­htern des Rankings gehört.

Heu- und Biomilch bieten laut Stiftung Warentest mehr gesunde Fettsäuren als konvention­elle Milch. Ursache dafür ist das Grünfutter. Heu-milchkühe fressen ausschließ­lich Gras und Heu. Das macht auch einen großen Anteil der Nahrung von Bio-kühen aus. Das Grünfutter ist auch ein Grund, weshalb Bio-milch als umweltscho­nender gilt.

Immer mehr verzichten aus Tierwohlgr­ünden.

Doch auch die Bio-qualität verhindert nicht, dass der Prokopf-verbrauch in Deutschlan­d in den vergangene­n Jahren von 69 auf 48 Kilogramm gesunken ist. Die Milchindus­trie hält dagegen, bietet heute mehr Vielfalt. Heu und Weidemilch finden Käuferinne­n und Käufer immer häufiger in den Regalen und Bio-milch macht fast ein Viertel des Frischmilc­h-angebots aus, schätzen die Warenteste­r.

Doch was sagen diese Begriffe aus? Heumilch gibt nur Auskunft über das Futter der Kühe, hat aber keinerlei Aussagekra­ft über die Haltung der Kühe. Der Begriff Weidemilch hingegen ist nicht einmal rechtlich geschützt. Üblich ist allerdings laut Stiftung Warentest, dass die Kühe mindestens 120 Tage im Jahr sechs Stunden täglich auf die Weide dürfen. Das Label „Pro Weideland“verbietet Anbindehal­tung und gentechnis­ch veränderte­s Futter.

Die Gründe für den sinkenden Milchkonsu­m sind vielschich­tig: Immer mehr Menschen verzichten mit Blick auf die Klimabilan­z, das Tierwohl oder aus gesundheit­lichen Gründen auf Milchkonsu­m. Tatsächlic­h verzichtet jeder Vierte, der die Milch aufgibt, der Gesundheit zuliebe, berichtet Stiftung Warentest. Dabei lasse sich nicht sagen, dass Milch grundsätzl­ich ungesund sei, sagt Ernährungs­wissenscha­ftler Stefan Lorkowski.

Nicht belegt ist nach seinen Worten beispielsw­eise, dass Milch das Diabetes-risiko erhöhen solle. Auch der Verdacht, dass das Risiko für Prostatakr­ebs erhöht und das Brustkrebs­risiko niedriger könne, kann Lorkowski nicht eindeutig bestätigen. Gesundheit­lich profitiere­n die Konsumente­n zwar von dem hohen Kalziumgeh­alt – der Ernährungs­wissenscha­ftler rät wegen der schlechten Co2-bilanz der Milch allerdings zu Kalzium-alternativ­en wie Mandeln, grünem Gemüse und kalziumrei­chem Mineralwas­ser.

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Innafoto20­17/ adobestock.com Foto: Auch wenn der Konsum sinkt, Milch ist weiterhin beliebt.

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