Bestnote für sechs Sorten
Stiftung Warentest hat Milch unter die Lupe genommen. Sowohl Discounterals auch Biowaren schneiden im Test gut ab.
Deutschland ist das Kuhmilchland in Europa. Mit rund 32,5 Millionen Tonnen ist die Bundesrepublik der größte Milcherzeuger in der Europäischen Union. Dabei macht Frischmilch nicht einmal 10 Prozent der verkauften Milchprodukte aus. Selbst in Form von Fruchtjoghurt kaufen Verbraucherinnen und Verbraucher mehr Milch als in frischer, flüssiger Form. Das waren im Durchschnitt nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) im Jahr 2021 rund 47,8 Kilogramm und damit der niedrigste Wert seit 1991.
28 Produkte hat Stiftung Warentest analysiert und probiert. Keines ist durchgefallen. Mit 18 Sorten bewegt sich der Großteil mit der Note „gut“im Mittelfeld. Sechs Produkte wurden mit „sehr gut“bewertet, vier Milchsorten haben nur ein „befriedigend“erhalten. Ein reiner und komplexer Geschmack gilt als Qualitätsmerkmal. Zudem legen die Experten auch auf die Verpackung wert. Tetrapacks gelten als die beste Wahl – Glas-mehrwegflaschen wird aufgrund weiter Transportwege eine schlechte Öko-bilanz zugesprochen. Gut zu wissen ist auch: Die Milch ist oft länger haltbar als angegeben. Das zeigen mikrobiologische Tests der Warentester.
Bestnoten gibt es für Bioprodukte: Denree, die Nordfrische von Edeka, Schwarzwaldmilch, die Heumilch der Gläsernen
Molkerei und die
Arla Weidemilch führen im Ranking.
Die Tierwohl-weidemilch von Aldi ist die einzige „sehr gute“Milch ohne
Bio-siegel. Diese teilt sich den ersten Platz unter den länger haltbaren Produkten mit der Bio-heumilch der Gläsernen Molkerei.
Testsieger unter den traditionell hergestellten Produkten ist die Bio-vollmilch von Schwarzwaldmilch. Als Preissieger ernennt Stiftung Warentest die frische Vollmilch der Aldi-eigenmarke Milsani. Diese vereint Qualität und einen günstigen Preis. Mit der Note 1,6 erhält sie die Bezeichnung „gut“und mit einem Preis von 1,15 Euro gehört sie zu den preiswertesten der 28 getesteten Produkte. Die günstigste Milch unter den Spitzenreitern ist die Tierwohl-weidemilch von Aldi mit 1,35 Euro.
Schlechte Noten gab es vor allem dann, wenn die Milch hocherhitzt wurde. „Dadurch litt die chemische Qualität“, lautet die Kritik der Warentester. Mit „befriedigend“wurden aus diesem Grund nur Produkte bewertet, die zur Kategorie „länger haltbar“zählen. Vor allem die Frische Landmilch von Landliebe ist den Experten negativ aufgefallen. Sie „riecht und schmeckt nicht frisch, sondern hat eine chemisch-plastikartige Note“, bemängeln die Warentester. Die teuerste Milch ist mit 1,99 Euro die Bio-heumilch-bauern aus Bayern, die mit der Note „befriedigend“aber zu den Schlusslichtern des Rankings gehört.
Heu- und Biomilch bieten laut Stiftung Warentest mehr gesunde Fettsäuren als konventionelle Milch. Ursache dafür ist das Grünfutter. Heu-milchkühe fressen ausschließlich Gras und Heu. Das macht auch einen großen Anteil der Nahrung von Bio-kühen aus. Das Grünfutter ist auch ein Grund, weshalb Bio-milch als umweltschonender gilt.
Immer mehr verzichten aus Tierwohlgründen.
Doch auch die Bio-qualität verhindert nicht, dass der Prokopf-verbrauch in Deutschland in den vergangenen Jahren von 69 auf 48 Kilogramm gesunken ist. Die Milchindustrie hält dagegen, bietet heute mehr Vielfalt. Heu und Weidemilch finden Käuferinnen und Käufer immer häufiger in den Regalen und Bio-milch macht fast ein Viertel des Frischmilch-angebots aus, schätzen die Warentester.
Doch was sagen diese Begriffe aus? Heumilch gibt nur Auskunft über das Futter der Kühe, hat aber keinerlei Aussagekraft über die Haltung der Kühe. Der Begriff Weidemilch hingegen ist nicht einmal rechtlich geschützt. Üblich ist allerdings laut Stiftung Warentest, dass die Kühe mindestens 120 Tage im Jahr sechs Stunden täglich auf die Weide dürfen. Das Label „Pro Weideland“verbietet Anbindehaltung und gentechnisch verändertes Futter.
Die Gründe für den sinkenden Milchkonsum sind vielschichtig: Immer mehr Menschen verzichten mit Blick auf die Klimabilanz, das Tierwohl oder aus gesundheitlichen Gründen auf Milchkonsum. Tatsächlich verzichtet jeder Vierte, der die Milch aufgibt, der Gesundheit zuliebe, berichtet Stiftung Warentest. Dabei lasse sich nicht sagen, dass Milch grundsätzlich ungesund sei, sagt Ernährungswissenschaftler Stefan Lorkowski.
Nicht belegt ist nach seinen Worten beispielsweise, dass Milch das Diabetes-risiko erhöhen solle. Auch der Verdacht, dass das Risiko für Prostatakrebs erhöht und das Brustkrebsrisiko niedriger könne, kann Lorkowski nicht eindeutig bestätigen. Gesundheitlich profitieren die Konsumenten zwar von dem hohen Kalziumgehalt – der Ernährungswissenschaftler rät wegen der schlechten Co2-bilanz der Milch allerdings zu Kalzium-alternativen wie Mandeln, grünem Gemüse und kalziumreichem Mineralwasser.