Eines der größten Spiele der Vereinsgeschichte
Trainer Streich sagt: Das ist Wahnsinn. Sein SC Freiburg traut sich auch bei Juventus Turin etwas zu.
So richtig glauben kann es Christian Streich wohl noch immer nicht. Sein „kleiner“SC Freiburg aus dem beschaulichen Breisgau fordert den großen Weltklub Juventus Turin? „Dass die Jungs das geschafft haben, dass wir da jetzt kicken dürfen“, sagt der Kult-trainer etwas ungläubig, das sei „Wahnsinn“.
Längst fiebert ein ganzer Verein dem Spiel des Jahres und dem vorläufigen Höhepunkt einer beeindruckenden Reise entgegen. Vor allem, so betont es Streich, weil das Duell mit dem italienischen Rekordmeister „kein Freundschaftsspiel“sei, keine Saisoneröffnung, bei der die Turiner auf Einladung als Stargäste auflaufen, sondern weil es „ein europäischer Wettbewerb“sei. Viel mehr als das Achtelfinal-hinspiel in der Europa League bei Juve an diesem Donnerstag (21
UHR/RTL) gehe nicht. Es ist eine Entwicklung, die so keinesfalls absehbar war, als Streich am 29. Dezember 2011 vom Assistenten zum Chef befördert wurde. Eine mit Rückschlägen wie dem Abstieg vor acht Jahren, aber auch großen Momenten wie dem Pokalfinale im Vorjahr.
Mit bescheidenen Mitteln, Kontinuität und herausragender Jugendarbeit arbeiteten sich die Breisgauer nach oben. Und so dürfte das Achtelfinale eine Belohnung sein, oder? Nein, sagte Streich, eine Belohnung sei es gewesen, in seiner Zeit als Jugendcoach gegen die Bayern spielen zu dürfen. Und überhaupt, so nervös wie als A-jugendtrainer, damals, vor dem ersten Spiel gegen den VFB Stuttgart, werde er sicher nicht mehr sein. Auch nicht gegen Juve.
Fast 25 000 Tickets hätte der SC für das Gastspiel im Piemont verkaufen können, das Public Viewing im eigenen Stadion war umgehend ausverkauft – nur eine Sache ärgerte die Badener. Dass Juve die Karten von Freiburgern, die sich Plätze im Heimbereich gesichert hatten, stornierte, sorgte für Unmut. Und dennoch wollen sie sich die Euphorie nicht nehmen lassen.
Respekt vor „Herrn Allegri“
„Wir Alten haben den Namen Juve mit der Muttermilch aufgesogen – wer da alles gespielt hat in dem Verein, was für Größen“, schwärmte Streich, der sich auf das Treffen mit seinem erfolgreichen Trainerkollegen freut. „Den Herrn Allegri“kenne er bislang nämlich nur von „150 Spielen vor dem Fernseher“.
Einer, der noch mehr Vorfreude als alle anderen verspürt, dürfte Vincenzo Grifo sein. Viele Juve-fans gehören zur Familie, dazu warten viele Kollegen aus dem italienischen Nationalteam. „Davon träumt man immer“, sagte er, „mal gegen solche Mannschaften zu spielen.“
Klar ist, der Sport-club wird das ungleiche Duell mit Selbstvertrauen angehen. „Beim Kicken“gebe es schließlich „immer Chancen“, sagte Streich. Und das, obwohl der von einem Punktabzug in der heimischen Liga wegen Bilanzfälschung erschütterte Klub alle Hoffnungen auf die Europa League setzen dürfte, um nächste Saison doch in der Königsklasse spielen zu können.
Als Vorbild könnte etwa Titelverteidiger Eintracht Frankfurt dienen, der als krasser Außenseiter auf dem Weg zum großen Triumph im Vorjahr den FC Barcelona ausgeschaltet hatte. Das Beste sei ohnehin, schwärmte Streich, „dass die Jungs solche Leistungen zeigen, dass ich auch mit ihnen nach Turin darf.“