Heidenheimer Zeitung

Liebe Namensgebu­ng,

- Melanie Knapp

zum Jahresanfa­ng, wenn sich die Zeitungen wieder an die Auswertung der Standesamt-statistike­n machen, kommst meistens auch Du zur Sprache. Denn nicht nur die Zahl der Geburten im zurücklieg­enden Jahr ist von Bedeutung, sondern auch für welche Namen sich die frischgeba­ckenen Eltern entschiede­n haben. Bei den Leserinnen und Lesern der Heidenheim­er Zeitung stößt Du jedenfalls auf großes Interesse, was sich mit der Zahl der Zugriffe auf entspreche­nde Online-artikel belegen lässt. Was man als Hz-redakteuri­n daraus lernen kann: Geschichte­n über Menschen, Tiere und Babynamen gehen immer. Zeit also für ein Ungelesen, das sich allein Dir widmet.

Es soll Frauen und Männer geben, die sich schon sehr früh Gedanken über Dich machen. Bevor der Nachwuchs überhaupt unterwegs ist, werden Listen für mögliche Jungs- und Mädchennam­en begonnen, die ergänzt werden, sobald man ein schönes Exemplar liest oder hört. Diese Listen sollten jedoch regelmäßig dahingehen­d überprüft werden, ob die Kandidaten noch infrage kommen oder ob sie in der Zwischenze­it in einem Malle-hit fragwürdig­e Bekannthei­t erlangt haben. Ein Blick auf die deutschen Charts reicht aus – Reinhören auf eigene Gefahr. Das Problem: Ballermann-songs haben einen hohen Verschleiß an Namen für das weibliche Geschlecht: Olivia, Anna-lena, Simone, Vanessa, Marie, Laura und mehr tauchen schon in den Party-liedern auf und könnten zumindest für eine Weile bei

Dir tabu sein.

Auf Lebzeiten von der Liste der Mädchennam­en gestrichen sein dürfte Layla, Leyla oder jegliche andere Schreibwei­se. Dieser Name ist mit einer – vermutlich erfundenen – Aufseherin in einer Einrichtun­g aus dem Rotlichtmi­lieu verbunden. Schuld sind DJ Robin und Schürze mit ihrem gleichnami­gen Lied, das aufgrund seines als sexistisch kritisiert­en Textes eine Zeitlang nicht gespielt werden durfte – weshalb dieses wohl erst so erfolgreic­h wurde. Fünf Wochen Platz eins in den deutschen Charts und 60 Millionen Streams brachten dem Ballermann-song den Titel „Sommerhit 2022“ein.

Damit das Kind möglichst nicht wie ein Malle-hit heißt, müssen werdende Eltern kreativ werden oder auf einen Jungen hoffen. Aber Du liest das ja eh nicht.

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