Der Optimismus ist zurück
Das schwere Jahr 2022 ist geschafft. Der Fahrzeugbauer blickt hoffnungsfroh nach vorn. Evobus scheint aus dem Gröbsten heraus zu sein.
Hat es schon einmal einfache Zeiten für Fahrzeugbauer gegeben? In der Rückschau: ja. In der jeweils aktuellen Betrachtung: nein. Im vergangenen Jahr hatten es die Hersteller von Lkw, Pkw, Bussen und Transportern nach ihrer Ansicht wieder sehr schwer. Zu den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und Corona kamen die Umwälzungen durch Klimaschutz. Es hätten mehr Lkw verkauft werden können – wenn alle Teile dagewesen wären. Daimler Truck musste dies schultern und dazu die Abkopplung vom Mutterkonzern Daimler und seinen Belastungen wegstecken.
Und schaffte es mit guten Zahlen. Der Umsatz kletterte im ersten Jahr der Selbstständigkeit um 28 Prozent auf 50,9 Milliarden Euro, der Gewinn um 14 Prozent auf 2,76 Milliarden Euro. Der Daxkonzern will eine Dividende von 1,30 Euro zahlen. „Wir jammern nicht bei Herausforderungen“, lautete die Losung von Chef Martin Daum bei der Vorstellung der Zahlen von 2022.
Ein Spruch, den er auch für das laufende Jahr gut passt. Denn gestörte Lieferketten, Inflation, Probleme in China, Investitionen für klimafreundlichere Antriebe und Kriegsauswirkungen dürfte es auch 2023 geben. Dennoch ist der Hersteller von Lastwagen und Bussen optimistisch. Der Absatz könnte auf dem Niveau des vergangenen Jahres liegen, als dieser um 14 Prozent auf 520 000 gestiegen war. Der Umsatz soll auf Konzernebene deutlich auf 55 bis 57 Milliarden Euro klettern. „Es liegt aber noch ein weiter Weg vor uns“, sagte Finanzchef Jochen Goetz. Die IT wird weiter aktualisiert, allgemeine Komplexität und bestehende Dienstleistungen von Daimler (jetzt: Mercedesbenz) müssen reduziert werden: Die Fixkosten sind zu hoch.
Dies trifft auch auf das Bussegment zu. Dieses konnte zwar seinen Absatz um 28 Prozent auf über 24 000 Busse und Fahrgestelle erhöhen und den Umsatz um 15 Prozent auf 3,69 Milliarden Euro steigern. Das bereinigte Ebit erreichte nach minus 77 Millionen
Euro im Jahr nun 14 Millionen Euro plus. Doch es sind Sparmaßnahmen von rund 100 Millionen Euro jährlich nötig, ein Teil der Produktion wird nach Tschechien verlagert. Erhalten anspruchsberechtigte Tarifbeschäftigte im Konzer eine Ergebnisbeteiligung
von 6300 Euro und eine einmalige Anerkennungsprämie von 1000 Euro, gehen Evobusmitarbeiter leer aus – wie im Jahr zuvor. Im brasilianischen Werk Mercedes-benz do Brasil Ltda fallen 1750 Arbeitsplätze weg, 1000
Zeitarbeitsverträge werden nicht erneuert.
Die Märkte für Busse entwickelten sich unterschiedlich. In der EU lagen die Verkäufe auf Vorjahresniveau. In Brasilien gab es bei schweren Bussen „eine deutliche Aufwärtsbewegung“. Der Ausbau des tschechischen Standorts und der Neubau eines Service Centers in Berlin ließen die Investitionen zusammen mit den Ausgaben für Forschung und Entwicklung für die Umstellung auf emissionsfreie Antriebe im Bus-sektor ansteigen. Während Wechselkurse, besseres Servicegeschäft und höhere Preise halfen, kosteten gestiegene Materialkosten Geld.
2023 dürfte der brasilianische Bus-markt wegen der eingeführten Abgasnorm Euro VI zurückgehen, in Europa und USA allerdings zunehmen. Wie die Ex-mutter Mercedes-benz konzentriert sich Daimler Buses auf profitable Märkte und stößt in den USA mit dem Reisebus „Tourrider“in gehobene und Luxus-bereiche vor. Ein batterie- und ein brennstoffbetriebener Bus wurden vorgestellt. Allerdings macht das Geschäft mit E-lkw und -Bussen immer noch nur einen Bruchteil aus: Im vergangenen Jahr wurden lediglich 914 emissionsfreie Fahrzeuge verkauft und damit gut 200 mehr als im Vorjahr. Hintergrund seien der Preis und die fehlende Infrastruktur.
Wir jammern nicht bei Herausforderungen.