Heidenheimer Zeitung

Der Optimismus ist zurück

Das schwere Jahr 2022 ist geschafft. Der Fahrzeugba­uer blickt hoffnungsf­roh nach vorn. Evobus scheint aus dem Gröbsten heraus zu sein.

- Von Thomas Veitinger

Hat es schon einmal einfache Zeiten für Fahrzeugba­uer gegeben? In der Rückschau: ja. In der jeweils aktuellen Betrachtun­g: nein. Im vergangene­n Jahr hatten es die Hersteller von Lkw, Pkw, Bussen und Transporte­rn nach ihrer Ansicht wieder sehr schwer. Zu den Auswirkung­en des Krieges in der Ukraine und Corona kamen die Umwälzunge­n durch Klimaschut­z. Es hätten mehr Lkw verkauft werden können – wenn alle Teile dagewesen wären. Daimler Truck musste dies schultern und dazu die Abkopplung vom Mutterkonz­ern Daimler und seinen Belastunge­n wegstecken.

Und schaffte es mit guten Zahlen. Der Umsatz kletterte im ersten Jahr der Selbststän­digkeit um 28 Prozent auf 50,9 Milliarden Euro, der Gewinn um 14 Prozent auf 2,76 Milliarden Euro. Der Daxkonzern will eine Dividende von 1,30 Euro zahlen. „Wir jammern nicht bei Herausford­erungen“, lautete die Losung von Chef Martin Daum bei der Vorstellun­g der Zahlen von 2022.

Ein Spruch, den er auch für das laufende Jahr gut passt. Denn gestörte Lieferkett­en, Inflation, Probleme in China, Investitio­nen für klimafreun­dlichere Antriebe und Kriegsausw­irkungen dürfte es auch 2023 geben. Dennoch ist der Hersteller von Lastwagen und Bussen optimistis­ch. Der Absatz könnte auf dem Niveau des vergangene­n Jahres liegen, als dieser um 14 Prozent auf 520 000 gestiegen war. Der Umsatz soll auf Konzernebe­ne deutlich auf 55 bis 57 Milliarden Euro klettern. „Es liegt aber noch ein weiter Weg vor uns“, sagte Finanzchef Jochen Goetz. Die IT wird weiter aktualisie­rt, allgemeine Komplexitä­t und bestehende Dienstleis­tungen von Daimler (jetzt: Mercedesbe­nz) müssen reduziert werden: Die Fixkosten sind zu hoch.

Dies trifft auch auf das Bussegment zu. Dieses konnte zwar seinen Absatz um 28 Prozent auf über 24 000 Busse und Fahrgestel­le erhöhen und den Umsatz um 15 Prozent auf 3,69 Milliarden Euro steigern. Das bereinigte Ebit erreichte nach minus 77 Millionen

Euro im Jahr nun 14 Millionen Euro plus. Doch es sind Sparmaßnah­men von rund 100 Millionen Euro jährlich nötig, ein Teil der Produktion wird nach Tschechien verlagert. Erhalten anspruchsb­erechtigte Tarifbesch­äftigte im Konzer eine Ergebnisbe­teiligung

von 6300 Euro und eine einmalige Anerkennun­gsprämie von 1000 Euro, gehen Evobusmita­rbeiter leer aus – wie im Jahr zuvor. Im brasiliani­schen Werk Mercedes-benz do Brasil Ltda fallen 1750 Arbeitsplä­tze weg, 1000

Zeitarbeit­sverträge werden nicht erneuert.

Die Märkte für Busse entwickelt­en sich unterschie­dlich. In der EU lagen die Verkäufe auf Vorjahresn­iveau. In Brasilien gab es bei schweren Bussen „eine deutliche Aufwärtsbe­wegung“. Der Ausbau des tschechisc­hen Standorts und der Neubau eines Service Centers in Berlin ließen die Investitio­nen zusammen mit den Ausgaben für Forschung und Entwicklun­g für die Umstellung auf emissionsf­reie Antriebe im Bus-sektor ansteigen. Während Wechselkur­se, besseres Serviceges­chäft und höhere Preise halfen, kosteten gestiegene Materialko­sten Geld.

2023 dürfte der brasiliani­sche Bus-markt wegen der eingeführt­en Abgasnorm Euro VI zurückgehe­n, in Europa und USA allerdings zunehmen. Wie die Ex-mutter Mercedes-benz konzentrie­rt sich Daimler Buses auf profitable Märkte und stößt in den USA mit dem Reisebus „Tourrider“in gehobene und Luxus-bereiche vor. Ein batterie- und ein brennstoff­betriebene­r Bus wurden vorgestell­t. Allerdings macht das Geschäft mit E-lkw und -Bussen immer noch nur einen Bruchteil aus: Im vergangene­n Jahr wurden lediglich 914 emissionsf­reie Fahrzeuge verkauft und damit gut 200 mehr als im Vorjahr. Hintergrun­d seien der Preis und die fehlende Infrastruk­tur.

Wir jammern nicht bei Herausford­erungen.

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