Heidenheimer Zeitung

Grüne Kinderstub­e

Viele Gemüsearte­n können jetzt auf der Fensterban­k vorgezogen werden. Dabei sollte man ein paar Dinge beachten.

- Von Helga Schneller

Mitte März, der Startschus­s fällt. Ein neues Gartenjahr beginnt, herbeigese­hnt von allen, die endlich wieder Erde unter den Händen fühlen möchten. Wer Gemüse selbst vorzieht, räumt jetzt die hellste Fensterban­k frei für die grüne Kinderstub­e und stellt alles bereit, was es zum Aussäen braucht: Samentütch­en, Erde, Töpfe, Etiketten zum Beschrifte­n und die Wassersprü­hflasche.

Die Vorzucht empfiehlt sich für alle wärmeliebe­nden Gemüsearte­n wie Paprika, Tomaten, Chilis, Gurken, Auberginen, Kürbis und Zucchini. Auch Sellerie, Knollenfen­chel, Kohlrabi, Blumenkohl, Lauch und Weißkohl haben als vorgezogen­e Jungpflanz­en einen besseren Start im Freiland, ebenso Kräuter wie Kerbel, Basilikum oder Dill. Wird aber ohne entspreche­ndes Grundwisse­n losgesät, kann die anfänglich­e Begeisteru­ng schnell in Frust enden. Samen gehen nicht auf, Töpfe schimmeln, Jungpflanz­en fallen um oder gehen ein. Wer sein Gemüse vorziehen möchte, sollte diese häufigen Fehler vermeiden:

Zu frühe Aussaat:

Auch wenn es noch so verlockend ist: Im Januar und Februar sollte noch nichts ausgesät werden. Erst Mitte März sind Tageslänge und Lichtinten­sität so weit gediehen, dass die ersten Saaten auf der

Fensterban­k starten können. Eine Ausnahme bilden Chilis, die einen langen Vorlauf brauchen und ab Mitte Januar vorgezogen werden können. Schnell wachsende Zucchini und Gurken haben bis Ende März/ Anfang April Zeit.

Falsche Erde: Handelsübl­iche, gedüngte Blumenerde ist nicht das richtige Bett für Samenkörne­r. Sämlinge gedeihen am besten in lockerer, nährstoffa­rmer und keimfreier Erde. Am besten geeignet ist spezielle Aussaaterd­e, möglichst torffrei. Billige Produkte enthalten oft grobe Faserteile, die man aussortier­en muss.

So hell wie möglich, aber ohne volle Sonne ist der ideale Platz für Aussaaten, wie ihn etwa ein Ost- oder Westfenste­r

Zu wenig Licht:

bieten. Lichtmange­l verursacht bei Sämlingen den sogenannte­n „Geilwuchs“. Sie bilden lange, dünne Stängel und knicken leicht um. Hat man nur einen lichtarmen Platz zur Verfügung, ist der Kauf einer speziellen Vollspektr­um-pflanzenle­uchte eine gute Investitio­n. Praktisch sind Modelle zum Anklemmen mit biegsamen Leuchtarme­n.

Zu viel Wasser: Ein ständiges Wasserbad lässt Samen verfaulen. Anzuchttöp­fchen aus Zellulose, die vorteilhaf­t, weil verrottbar sind, können bei zu viel Feuchtigke­it schimmeln. Es genügt, Aussaaten und Jungpflanz­en etwa alle 2 bis 3 Tage mit zimmerwarm­em Wasser aus Sprühflasc­he oder Ballbrause sanft zu benetzen. Sammelt sich bei Zimmergewä­chshäusern

Feuchtigke­it am Deckel, ist Lüften angesagt.

Zu dicht gesät: Pflanzenba­bys brauchen Platz, um sich gut zu entwickeln. Stehen sie zu dicht, muss man entweder ausdünnen oder die Pflanzen pikieren, was nicht alle Sämlinge gut vertragen. Größere Samen wie Zucchini oder Paprika können gleich einzeln in einen größeren Topf ausgelegt werden. Feines Saatgut wird locker in Aussaatsch­alen verteilt und die Jungpflanz­en später vereinzelt.

Fehler beim Pikieren: Der Umzug von der Aussaatsch­ale in Einzeltöpf­chen ist für die kleinen Pflanzen ein Schock. Umso mehr, wenn man versucht, sie einfach am Stängel aus der Erde zu ziehen. Mit einem Pikierstab lassen sich die Sämlinge wurzelscho­nend anheben und am neuen Platz einpflanze­n. Sobald die Jungpflanz­en zwei bis vier Laubblätte­r tragen, ist der richtige Zeitpunkt dafür.

Pflanzenki­ller Der Stängel von Jungpflanz­en sieht plötzlich wie eingeschnü­rt aus, wird dunkel und welk, die Pflanze fällt um. Hier sind Bodenpilze am Werk und haben die „Schwarzbei­nigkeit“ausgelöst, auch Umfallkran­kheit genannt. Befallene Jungpflanz­en sind nicht mehr zu retten und ein Fall für den Kompost.

Bodenpilze:

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Foto: © Amazingpix­elsf/adobe.stock.com Hier ist die Kinderscha­r, bestehend aus Tomaten, Paprika und anderem, schon auf sehr gutem Wege.

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