Ex-weltmeister mit Nachholbedarf
Benedikt Doll hat als erster Deutscher in dieser Saison im Weltcup gewonnen.
Benedikt Doll haderte mit seinen schlechtesten Schießleistungen des Winters, immer wieder rang er beim Saisonhöhepunkt ratlos nach Erklärungen. Ausgerechnet der Vorzeigeläufer aus dem Schwarzwald wurde zum Sinnbild für das historisch schwache Abschneiden der deutschen Biathleten in Oberhof. Der Traum der Heim-wm war für ihn zum kleinen Albtraum geworden.
Doch aufgeben kam für das Stehaufmännchen nie in Frage – und so kämpfte er sich nur drei Wochen nach den bitteren Enttäuschungen zurück auf den Gipfel. „Er hat endlich das umgesetzt, was er kann“, schwärmte Bundestrainer Mark Kirchner nach dem
überlegenen Erfolg im Einzel von Östersund: „Er hat wieder gezeigt, dass er nach wie vor zu den Besten gehört.“Erfolgsgeheimnis ist auch eine neue Gelassenheit, seit der Geburt seines Sohnes vor einem halben Jahr lässt Doll sich nicht mehr so leicht aus der Spur bringen. Es gibt Wichtigeres für ihn, die Ankündigung zur Fortsetzung seiner Karriere war eine weitere Befreiung.
20 Schuss, 20 Treffer
„Es macht mir immer noch sehr viel Spaß, und ich bin noch motiviert, außerdem fühle ich mich körperlich noch fit. Ich will also noch einmal angreifen“, kündigte der 32-Jährige erst in der Vorwoche an. Ein weiterer Winter soll es dann doch sein – ein Segen für das deutsche Team. „Der Benni hat eine ganz wichtige Rolle.
Er ist wie ein großer Bruder, der kümmert sich um alles in dieser Mannschaft. Und es gönnt ihm jeder alles“, sagte Sportdirektor Felix Bitterling jüngst.
Doll nutzte dabei über die 20 Kilometer auch das krankheitsbedingte Fehlen zahlreicher Stars wie Johannes Thingnes Bö. „Sieg in der Königsdisziplin. 20 Schuss. 20 Treffer. Ich bin glücklich!, schrieb der Ex-weltmeister nach seinem vierten Weltcuperfolg bei Instagram. Elf Jahre nach seinem Debüt und insgesamt 285 Weltcupstarts blieb Doll zum ersten Mal bei vier Schießeinlagen fehlerfrei. Eine neue Qualität, die er nun im Karriereherbst noch öfter zeigen will.