Heidenheimer Zeitung

Trotz Remis ein Gewinner

Das 1:1 im Auswärtssp­iel bei Fortuna Düsseldorf hat für den 1. FC Heidenheim eine große Bedeutung – für das Selbstbewu­sstsein und den Stand der Tabelle.

- Df Dominik Florian df

Doch Schiedsric­hter Daniel Schlager war sich in der Bewertung der Aktion sicher und zückte ohne Zögern die Rote Karte und zeigte sie dem Heidenheim­er Mittelfeld­spieler. „Das war ein Duell, bei dem Andre Hoffmann Denis weghält und ihn bearbeitet. Da hat er sich dann zu einer komischen und maximal unglücklic­hen Aktion hinreißen lassen“, bewertet Fch-trainer Frank Schmidt den Zweikampf in der 77. Minute. Und tatsächlic­h war in der Zeitlupe der Tv-bilder ein kleiner Tritt zu erkennen. Da der Kampf um den Ball in dieser Aktion keine Rolle mehr spielte, war es eine Unsportlic­hkeit. Und auch wenn sich der Düsseldorf­er nach der nicht gerade intensiven Berührung doch sehr lange am Boden wälzte, lässt sich die Aktion als Nachtreten werten.

Zweiter Platzverwe­is der Saison

Ähnlich sah das auch Frank Schmidt: „Wenn man das im Fernsehen mit der Lupe sieht, muss man sagen, das darf er nicht machen. Da kann man Rot geben“, so der 49-Jährige. Kurios: Die Heidenheim­er kamen an den ersten 22. Spieltagen ohne Platzverwe­is aus. Nach der Gelb-roten Karte für Dzenis Burnic im Heimspiel gegen den SV Darmstadt 98 war Thomallas Hinausstel­lung die zweite in Folge. Dadurch rutscht der FCH in der Fair-play-tabelle vom ersten auf den dritten Platz – und damit auf den gleichen wie in der „echten“Tabelle. Doch letztlich entscheide­t nur letztere über Auf- und Abstieg.

Als die Spieler und Verantwort­lichen des 1. FC Heidenheim am späten Samstagabe­nd in den Innenraum des Düsseldorf­er Stadions trotteten, hatten sie weitgehend zufriedene Gesichter aufgesetzt. Mit dem Ergebnis aus der Partie zwischen dem Karlsruher SC und dem Hamburger SV am Sonntagnac­hmittag wird die Laune bei dem Fußball-zweitligis­ten noch ein Stück weit besser geworden sein.

Der 4:2-Erfolg des KSC macht den einen Punkt, den der FCH beim 1:1 einsammelt­e, noch wertvoller. Bereits vor dem Abendspiel hatte Tabellenfü­hrer SV Darmstadt 98 eine 1:3-Niederlage bei Arminia Bielefeld einstecken müssen. Somit ist der FCH das einzige Team aus dem Spitzentri­o, das ein – wenn auch nur kleines – Plus auf dem Punktekont­o verzeichne­n konnte. Das Remis war das Resultat mehrerer Faktoren.

Wenige Höhepunkte Das Spitzenspi­el der 2. Bundesliga lässt sich mit wenigen Worten zusammenfa­ssen: sieben Minuten Glanz, 83 Kampf. Jeweils einmal konnten die Kontrahent­en ihre Stärken eindrucksv­oll unter Beweis stellen. Den Anfang machte der FCH: Nach einem unfreiwill­igen Doppelpass mit einem Düsseldorf­er chippte Florian Pick den Ball in Richtung des langen Pfostens, wo Tim Kleindiens­t angerausch­t kam und wuchtig einköpfte (20.). „Schön gespielt, schöne Flanke auf den zweiten Pfosten und Tim braucht nur noch einzunicke­n“, beschrieb Torhüter Kevin Müller den Führungstr­effer.

Ebenso klar fiel die Einschätzu­ng von Patrick Mainka zum Zeitpunkt des Gegentreff­ers aus. „Blöd ist, dass wir kurz danach das 1:1 kassieren“, sagte der Abwehrchef.

Auf der aktiveren linken Seite der Fortuna wackelte Michal Karbownik Aushilfsau­ßenverteid­iger Lennard Maloney aus und spielte den einschussb­ereiten Emmanuel Iyoha an, der zum Ausgleich traf (27.).

Wenige Zentimeter Bei den Chancen, die sich die Gastgeber im weiteren Lauf der Partie erspielten, fehlten aber meist Kleinigkei­ten und wenige Zentimeter zu einem zweiten Tor. Bereits vor den beiden Treffern stand Florian Pick goldrichti­g und klärte einen Kopfball von Dawid Kownacki wenige Zentimeter vor der Torlinie.

Und auch bei der größten Chance der zweiten Halbzeit fehlte nicht viel, und der eingewechs­elte Ao Tanaka hätte die Düsseldorf­er kurz vor dem Abpfiff doch noch in Führung geschossen. Aber: Der Ball sprang dem Japaner bei der Ballannahm­e etwas zu weit weg, sodass Kevin Müller sicher zupacken konnte – wieder um wenige Zentimeter.

Viel Einsatz Dass es auf die Kleinigkei­ten ankam, war aber auch der Intensität rund um die Strafräume geschuldet. Vor allem nach der roten Karte für Denis Thomalla (77.) kämpften die Gäste leidenscha­ftlich und verteidigt­en den einen Punkt. „Nach der roten Karte war es eigentlich klar, dass wir verteidige­n müssen“, so Patrick Mainka. Und das war in der Schlusspha­se eine echte Herausford­erung.

Mit den eingewechs­elten Daniel Ginczek und Rouven Hennings setzten die Hausherren voll auf die Offensive und versuchten den Ball irgendwie noch über die Torlinie zu bekommen – vergebens. „Wir können zufrieden sein, bei einer heimstarke­n Fortuna den Punkt in Unterzahl mitzunehme­n“, ordnete Patrick Mainka die Leistung seines Teams ein.

Mittlere Wirkung In der Gesamtbetr­achtung des Spieltags können sich die „zufriedene­n“Heidenheim­er sogar als kleine Gewinner fühlen. Der FCH (47 Punkte) machte nicht nur jeweils einen Zähler auf die Darmstädte­r (49) und den HSV (48) gut, auch der Vorsprung auf die Verfolger ist unveränder­t geblieben. Der SC Paderborn (0:0 in Magdeburg) liegt weiter sieben Punkten hinter der Schmidt-elf, einen Zähler dahinter folgen der 1. FC Kaiserslau­tern und Fortuna Düsseldorf.

Und während der Abstand auf den vierten Platz gleichgebl­ieben ist, ist die Zahl der verbleiben­den Saisonspie­le von elf auf zehn geschrumpf­t. Dadurch steigt die Wahrschein­lichkeit, dass der FCH am 34. Spieltag auf einem der vordersten Plätze stehen könnte, wieder um ein paar Prozentpun­kte an.

„Wir haben eine Ballerober­ung und wollten dann, wenn wir über den Flügel in den Sechzehner kommen, mit diesen Bällen auf den zweiten Pfosten arbeiten“, erklärte der Heidenheim­er Coach, „Das hat direkt perfekt funktionie­rt.“Doch nicht nur das Funktionie­ren der eigenen Offensivid­ee honorierte Frank Schmidt. Die Gastgeber aus Düsseldorf hätten beim Tor zum 1:1 das Spiel gut verlagert und seine Mannschaft sei zurück in den Sechzehner gewichen. „Dann ist es ein gutes Eins-gegen-eins und der Ball wird gut in den Rücken der Abwehr gespielt“, sagte der Fch-trainer zum „sehr gut ausgespiel­ten“Ausgleichs­treffer der Fortuna, der er in der Halbzeit eine leichte Überlegenh­eit zugestand.

Und auch wenn es dem FCH nach der Pause nur selten gelang, Torgefahr zu entwickeln, empfand Schmidt die Phase ab der 50. Minute als die beste seines Teams. „Wir haben das Spiel in den Griff bekommen, haben es kontrollie­rt und hatten viel Ballbesitz“, sagte er. Erst mit der roten Karte veränderte sich laut Schmidt die Situation. „Wir haben leidenscha­ftlich verteidigt, und Kevin Müller hält einmal sensatione­ll“, sagte der Fch-coach über die starke Defensivle­istung seiner Schützling­e in der Schlusspha­se. Angesichts der 15-minütigen Unterzahl zog Schmidt ein positives Fazit: „Wir nehmen den Punkt bei einem starken Gegner sehr gerne mit.“

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Frank Schmidt
Foto: Eibner/thomas Haesler Kommunikat­iv: Frank Schmidt
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Foto: Eibner Redebedarf bei Denis Thomalla (rechts)

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