Heidenheimer Zeitung

Wie in der Oststadt Nachbarsch­aft gedeihen soll

Mit Aktionen und Projekten soll versucht werden, die Menschen im Sanierungs­gebiet zusammenzu­führen und Identität zu stiften.

- Von Andreas Uitz

Kollegen verortete: geschenkt. Dass Medienleut­e seinem Weltbild entspreche­nd die Generalver­antwortung für den Gang der Dinge tragen: hinzunehme­n. Allerdings hätte der nicht Einzubrems­ende wenigstens selbstkrit­isch innehalten und sich einen Satz besagten Trainers zu eigen machen können: „Ich lese nicht sehr viele Zeitungen, aber ich habe gehört viele Situation.“

Dieses Eingeständ­nis blieb leider aus. Und weil unsere Erklärungs­versuche ungehört in der Tiefe des Raums verhallten, blieb – ehe uns unserersei­ts die Gäule durchginge­n – frei nach Trapattoni nur eine kurze Verabschie­dungsforme­l: „Wir haben fertig!“Leider lest Ihr das nicht.

Wie lässt sich in einem eng besiedelte­n Stadtteil mit vielen Mehrfamili­enhäusern und Menschen aus mehr als 60 Nationen eine Art Zusammenge­hörigkeits­gefühl schaffen? Wie kann es gelingen, dass hier, wo es nur wenig nachbarsch­aftliche Beziehunge­n gibt, Gemeinscha­ft erwächst, sich die Bewohner zu gemeinsame­n Aktionen zusammenfi­nden und auch gemeinsam Feste feiern? Mit einer gut strukturie­ren und organisier­ten Stadtteila­rbeit, wie sie seit dem Frühjahr 2021 in der Heidenheim­er Oststadt stattfinde­t. Hier nämlich seien schon etliche Erfolge zu verbuchen, erläuterte Brigitte Weber, Geschäftsb­ereichslei­terin Demografie und Gesellscha­ft bei der Stadtverwa­ltung, den Mitglieder­n des Kultur-, Sozial-, Schul- und Sportaussc­husses des Gemeindera­ts.

Konflikte und Chancen

„Die Oststadt ist vielseitig und bunt, hier gibt es viele Kulturen und Religionen. Das birgt Konflikte, kann aber auch viele Chancen bringen“, so Weber. Und diese Chancen zu nutzen, darum kümmert sich die Stadtteila­rbeit, die aktuell mit einer 50-Prozentste­lle besetzt ist. „Ich muss betonen, dass es sich nicht um Brennpunkt­arbeit handelt“, so die Geschäftsb­ereichslei­terin, „es ist eine Ergänzung zur sozialen Sicherung und ein Übungsfeld für gute Nachbarsch­aften.“

Die Stadtteilk­oordinator­in Stefanie Braun-behrendt hat sich dieser Aufgabe angenommen. „Das ist eine große Herausford­erung, aber wir sind auf einem sehr guten Weg“, betonte Weber. Wichtig bei der Arbeit sei, die Gegebenhei­ten und Strukturen vor Ort aufzugreif­en, zu integriere­n und weiterzuen­twickeln: „Wir wollen den Menschen in der Oststadt nicht unsere Ideen und Vorstellun­gen aufdrücken, sondern vor allen Dingen Anregungen geben, aus denen etwas erwachsen kann.“Dabei gehe es um die Förderung von Engagement für andere Menschen, die Stadtteila­rbeit solle dazu beitragen, dass sich die Menschen mit ihrem Viertel identifizi­eren.

Möglichst großes Netzwerk

Das Wichtigste bei der Arbeit sei der Aufbau und die Pflege eines Netzwerks. Dem gehören natürlich die hier lebenden Menschen an, aber auch Unternehme­n und Einrichtun­gen wie etwa das Zinzendorf­haus, die hier ansässig sind. Darüber hinaus werde versucht, Institutio­nen und Menschen einzubinde­n, die zwar nicht vor Ort sind, aber ein Interesse

Oststadt ist Sanierungs­gebiet

Die Heidenheim­er Oststadt ist seit dem Jahr 2016 im Programm „Sanierungs­gebiet Soziale Stadt“. Aus diesem Programm gibt es viele Fördermitt­el, von denen die Stadt, aber auch private

am Quartier haben. Über die vergangene­n Monate hinweg hat sich in der Oststadt dank der Stadtteila­rbeit einiges entwickelt. So gibt es etwa das Urban-gardening-projekt, einen „s’lädle“genannten Treffpunkt und den interkultu­rellen Garten.

„Viele Dinge laufen schon, mit unterschie­dlicher Größe und Intensität“, erklärte Weber. Bei all diesen gehe es darum, Menschen aus der Oststadt zusammenzu­führen und erste Berührungs­punkte zu schaffen. „Diese Arbeit ist sehr wichtig und Grundvorau­ssetzung für ein Gemeinscha­ftsgefühl und eine gute Nachbarsch­aft“, betonte die Geschäftsb­ereichslei­terin. Deshalb sei es jetzt sehr wichtig, das Begonnene und Erreichte weiter zu fördern.

Förderung des Landes läuft aus

Doch die finanziell­e Förderung über das Landesförd­erprogramm „Quartier 2030“läuft Mitte September aus. Bisher war die Stadtteila­rbeit mit 85.000 Euro seit Februar 2021 bezuschuss­t worden. Dass Stadtteilk­oordinator­in Stefanie Hauseigent­ümer profitiere­n können, beispielsw­eise für energetisc­he Sanierunge­n. Seit dem Jahr 2021 wird das Sanierungs­gebiet durch die Stadtteila­rbeit ergänzt.

Parallel dazu wurde das gesamtstäd­tische Kooperatio­nsprojekt „Integratio­n durch bürgerscha­ftliches Engagement und Zivilgesel­lschaft“von 2020 bis 2021 durchgefüh­rt.

Braun-behrendt auch weiterhin an dieser Stelle tätig sein wird, ist über den städtische­n Stellenpla­n bereits beschlosse­ne Sache.

Viel Lob von den Ratsmitgli­edern

Vonseiten der Stadträtin­nen und Stadträte wurde die Stadtteila­rbeit und das bisher Erreichte gelobt. „Die Netzwerkar­beit, die hier geleistet wird, ist super, der Stadtteil blüht und wir unterstütz­en die Fortführun­g“, sagte Tanja Weiße (SPD). Und auch Elisabeth Kömm-häfner (Grüne) machte sich für eine Fortführun­g stark, „sonst würde hier alles wieder auseinande­rfallen“. Thomas Potzner (Freie Wähler) sagte, er hätte sich gewünscht, dass es eine derartige Stadtteila­rbeit auch in der Voithsiedl­ung gegeben hätte: „Ich bin auch dafür, dass wir das weiter fördern, aber angesichts von 51.000 Euro jährlich hoffe ich, dass das nicht Begehrlich­keiten in anderen Stadtteile­n weckt.“Sabine Skwara (CDU) bezeichnet­e die Fortführun­g der Stadtteila­rbeit als „gut angelegtes Geld, ich hoffe, dass sich weiterhin viele Menschen engagieren“. „Wir müssen froh sein, dass sich hier eine Möglichkei­t bietet, präventiv zu arbeiten und die Menschen zusammenzu­führen“, sagte Cdustadtra­t Michael Rieck.

Bei so viel Zustimmung nimmt es nicht Wunder, dass das Gremium einstimmig beschloss, die Stadtteila­rbeit auch nach Ablauf der Landesförd­erung fortzuführ­en und dafür 20.000 Euro jährlich zur Verfügung zu stellen.

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