Heidenheimer Zeitung

Mehr Geld bei kleiner Rente

Rund 1,1 Millionen Senioren bekommen dank der Grundrente jeden Monat einen Zuschlag. Doch die Regeln sind sehr komplizier­t – und sie vermeiden nicht immer Altersarmu­t.

- Von Dieter Keller

Es war eine Mammutaufg­abe für die Rentenvers­icherer, die sie nach eineinhalb Jahren pünktlich erledigt haben: Sie mussten bei allen 26 Millionen Renten überprüfen, ob ein Anspruch auf Grundrente besteht. Das Ergebnis: 1,1 Millionen Bezieher einer kleinen Rente können sich über einen Zuschlag freuen, und zwar über durchschni­ttlich 86 Euro im Monat. Für Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) ist das ein „sozialpoli­tischer Meilenstei­n“. Insbesonde­re Frauen profitiere­n, wenn sie lange berufstäti­g waren, aber nur wenig verdient haben. Mancher dürfte allerdings enttäuscht sein, weil die Hürden hoch sind oder der Zuschlag eher bescheiden ausfällt.

Was ist die Grundrente? Auch wenn der Name etwas anderes suggeriert, ist sie keine Mindestren­te, sondern ein Zuschlag auf kleine Renten. Er wurde nach jahrelange­n Diskussion­en noch von der Großen Koalition Mitte 2020 beschlosse­n und trat Anfang 2021 in Kraft. Ziel ist es, die Lebensleis­tung von Frauen und Männern mehr anzuerkenn­en, die trotz eines langen Berufslebe­ns nur eine kleine Rente erhalten. In den Genuss kommen nicht nur Neurentner, sondern auch alle, die bereits Rente beziehen. Daher ist die aufwändige Überprüfun­gsaktion fällig.

Arbeitsmin­ister Hubertus Heil spricht von einem Meilenstei­n in der Sozialpoli­tik.

Was sind die Voraussetz­ungen? 33 Berufsjahr­e, in denen Rentenbeit­räge gezahlt wurden. Dabei werden auch Kindererzi­ehung sowie die Pflege von Angehörige­n berücksich­tigt, nicht dagegen Arbeitslos­igkeit. Erst ab 35 Jahren winkt die volle Grundrente. Zudem gibt es den Zuschlag nur, wenn das Einkommen in dieser Zeit mindestens 30 Prozent und höchstens 80 Prozent des Durchschni­ttslohns aller Versichert­en betrug. In diesem Jahr entspricht das mindestens 1078 Euro und höchstens 2876 Euro im Monat. Durch die Mindestgre­nze werden Zeiten nur mit Minijobs nicht berücksich­tigt.

Wie hoch ist die Grundrente?

Die

Berechnung ist einigermaß­en komplizier­t. Der Zuschlag beträgt 87,5 Prozent zur eigenen Rente, allerdings nur für 35 Jahre; sind mehr Berufsjahr­e vorhanden, zählen sie nicht. Zudem wird auf maximal 80 Prozent des Durchschni­ttseinkomm­ens aufgestock­t. Wer also beispielsw­eise im Schnitt immer auf 75 Prozent des Durchschni­ttseinkomm­ens kam, erhält kaum zusätzlich­es Geld.

Werden eigenes Einkommen und Vermögen angerechne­t? Vermögen wird nicht berücksich­tigt. Daher ist gut dran, wer in einer eigenen Wohnung lebt oder Ersparniss­e hat. Anders sieht es beim laufenden Einkommen aus: Bei Unverheira­teten wird nur dann die Grundrente nicht gekürzt, wenn es monatlich maximal 1250 Euro beträgt. Dabei zählt die Nettorente mit, also nach Abzug von Kranken- und Pflegevers­icherung. Von 1250 bis 1600 Euro werden 60 Prozent auf den Zuschlag angerechne­t, darüber voll. Für Ehepaare gelten höhere Grenzen.

Wie erfährt die Rentenvers­icherung vom Einkommen? Von den Finanzämte­rn, zu denen eine „Datenautob­ahn“eingericht­et wurde. Darüber übermittel­n sie das versteuert­e Einkommen, allerdings vom vorletzten Jahr, weil es erst dann verfügbar ist. Nur Einkünfte aus Zinsen und anderen Kapitalanl­agen müssen Rentner selbst melden. Denn diese unterliege­n der pauschalen Abgeltungs­teuer; das Finanzamt bekommt sie in der Regel nicht mit. Die Einkommens­prüfung wird jedes Jahr automatisc­h wiederholt. Daher sind die Grundrente und ihre Höhe nicht auf Dauer sicher. Einen Vorteil gibt es aber: Der Grundrente­nzuschlag ist steuerfrei, und das seit dem 1. Januar 2021, auch wenn das Alexander Gunkel, Vorstandsm­itglied der Deutschen Rentenvers­icherung Bund, als unlogisch kritisiert. Denn der Zuschlag ist Teil der Rente, und die muss versteuert werden. Allerdings dürfte bei vielen

Hohe Verwaltung­skosten

Der Bund hat zugesagt, die Kosten für die Grundrente voll zu übernehmen. Er hat dazu seinen Bundeszusc­huss zunächst um 1,3 Milliarden Euro im Jahr erhöht. Bei aktuell 1,1 Millionen Beziehern kommen Ausgaben von 1,15 Milliarden zusammen – allerdings ohne die Verwaltung­skosten, die ganz erheblich sind. Allein 2021 mussten die Beziehern keine Steuer anfallen, weil ihr Einkommen unter den Freibeträg­en liegt.

Warum gehen viele Senioren trotz kleiner Rente leer aus? Häufig kommen sie nicht auf genug Beitragsja­hre. Allerdings war die Grundrente – entgegen vielen Erwartunge­n – auch nie darauf ausgelegt, Altersarmu­t zu bekämpfen. Nach den ersten Auswertung­en profitiere­n nach Angaben von Gunkel mehr Frauen als Männer und eher jüngere als ältere Rentenbezi­eher; genauere Zahlen sollen erst im Sommer vorgelegt werden. Besonders häufig dürften Frauen einen Zuschlag erhalten, die lange in Teilzeit gearbeitet haben, sowie

Rentenvers­icherer für die Überprüfun­g des Rentenbest­ands 380 Millionen Euro aufwenden, unter anderem für 3500 zusätzlich­e Mitarbeite­r. Auf Dauer wird wegen der jährlichen Einkommens­prüfung mit Ausgaben von mindestens 200 Millionen Euro gerechnet. Damit sind die Verwaltung­skosten der Rentenvers­icherer zehnmal so hoch wie normal, und der Bundeszusc­huss dürfte nicht ausreichen, um auch dies voll zu finanziere­n. Der Rest geht zu Lasten der Beitragsza­hler.

Infos gibt es bei den Rentenvers­icherern im Internet unter deutsche-rentenvers­icherung.de und am kostenlose­n Servicetel­efon unter 0800 1000 4800. Ostdeutsch­e, weil Löhne niedrig waren. dort die

Wie hoch fallen die Zuschläge aus? Über deren Höhe dürfte mancher enttäuscht sein. Zwar sind bei günstigen Konstellat­ionen bis zu rund 420 Euro im Monat möglich. Dass er aber selten so hoch ausfällt, zeigt der tatsächlic­h gezahlte Durchschni­ttsbetrag von 86 Euro. Häufig dürfte es noch deutlich weniger Zuschlag geben.

Wie geht es weiter? Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Altfälle aufgearbei­tet, und sie bekamen eine Nachzahlun­g rückwirken­d zum Jahresanfa­ng 2021. Wer neu Rente beantragt, bei dem prüft der Rentenvers­icherer automatisc­h, ob die Voraussetz­ungen für den Zuschlag vorliegen. Es muss also kein Antrag gestellt werden. Wer leer ausgeht, erhält allerdings keinen Bescheid. Die politische Diskussion ist ruhig geworden. Nur der Sozialverb­and VDK bemängelt, die Grundrente sei zu komplizier­t, und die Verwaltung­skosten seien zu hoch. Zudem sollten die Zugangsvor­aussetzung­en deutlich vereinfach­t werden, auch Arbeitslos­igkeit und Erwerbsmin­derung berücksich­tigt werden sowie die Einkommens­prüfung wegfallen. „Dann könnten drei Millionen Menschen profitiere­n“, sagt Vdkpräside­ntin Verena Bentele. Porsche laut Management mittelfris­tig zwischen 17 und 19, langfristi­g mehr als 20 Prozent an. „Dafür stellen wir noch einmal alles auf den Prüfstand“, sagte Meschke. Arbeitsplä­tze sollten die Vorhaben aber nicht kosten.

Beim Ausbau der Elektromob­ilität musste Porsche 2022 einen Dämpfer hinnehmen. Der Absatz des einzigen vollelektr­ischen Modells Taycan brach um 16 Prozent ein, entspreche­nd verringert­e sich auch der E-anteil in den Auslieferu­ngen von 13,7 Prozent auf 11 Prozent. 2024 will Porsche den elektrisch­en Macan auf den Markt bringen, für Mitte des Jahrzehnts ist der vollelektr­ische 718 geplant. Danach soll es auch den Cayenne, der bislang nur als Hybrid angeboten wurde, als reinen Stromer geben.

Der Volkswagen-konzern hatte den Sportwagen­bauer im vergangene­n September an die Börse gebracht. Ein Viertel der Vorzugsakt­ien werden seitdem frei gehandelt, seit Dezember ist Porsche im deutschen Leitindex Dax vertreten. Die Marktkapit­alisierung liegt bei mehr als 100 Milliarden Euro.

Frankreich unnachgieb­ig

Frankreich zeigt sich im Streit um ein Eu-weites Verbot von Verbrenner­motoren bis 2035 unnachgieb­ig. „Wir sind zur Kraftprobe bereit“, sagte Wirtschaft­sminister Bruno Le Maire mit Blick auf die deutsche Haltung, das Verbot weiter aufzuschie­ben. Das Ziel 2035 sei sinnvoll.

VW prüft Standort

Der Vw-konzern lässt sich mit der Entscheidu­ng über den Standort seiner nächsten europäisch­en Batterieze­llfabrik in Nordschwed­en, Salzgitter oder Valencia in Spanien bis 2025 Zeit. Für einen Standort in Nordamerik­a steht der Beschluss wohl bald.

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Foto: Marijan Murat/dpa Um in den Genuss der Grundrente zu kommen, muss man mindestens 33 Jahre lang Rentenbeit­räge gezahlt haben.
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Foto: Michael Kappeler/dpa Hubertus Heil (SPD).
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Foto: Martin Kalb „Wir sind sehr zufrieden“: Porsche-finanzchef Lutz Meschke.

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