Heidenheimer Zeitung

„Wir werden weiter wachsen“

Seit Dezember leitet Christan Herzog das It-unternehme­n in Sachsenhau­sen. Wie kam der Münchner dorthin, welche Pläne hat er für die Firma und wie läuft es momentan? Ein Rundgang.

- (siehe Info). Von Nadine Rau

Verkneifen kann man sich diese Frage kaum: Was treibt einen Münchner, der schon für Großkonzer­ne wie Siemens gearbeitet hat, ausgerechn­et ins beschaulic­he Sachsenhau­sen? Unterhält man sich mit Christian Herzog, der seit vergangene­m Dezember neuer Geschäftsf­ührer des IT-HERsteller­s Extra Computer Gmbh in Sachsenhau­sen ist, fällt die Antwort leichter als gedacht.

Zum einen lebt Herzog mit seiner Frau und seinen drei Kindern nicht direkt in München, sondern in einem sehr kleinen Vorort im Osten der Stadt. Für seine Tochter stellt gar Heidenheim, wo Herzog momentan meist vier Tage in der Woche lebt, die große Welt dar. „Sie fragt immer, ob wir nicht umziehen können“, erzählt Herzog schmunzeln­d. Zum anderen, so zumindest scheint es, ist die Extra Computer Gmbh mit Sitz in Sachsenhau­sen der perfekte Arbeitspla­tz für Herzog, weil er hier all seine Expertise einbringen kann.

Firma prägt das Ortsbild

Fährt man von Medlingen aus in den Giengener Teilort hinein, prägt das Firmengebä­ude das Ortsbild schon von Weitem. Auf dem Weg zum Haupteinga­ng sieht man Kühe eines angrenzen Bauernhofs. Zwischen den Feldern, die die Firma einschließ­en, fahren Traktoren hin und her.

Zu hören sind abgesehen davon nur die quietschen­den Masten der Fahnen, die anzeigen: Hier befindet sich die Extra Computer Gmbh. Ein Unternehme­n, das im vergangene­n Jahr fast 60 Millionen Euro Umsatz erwirtscha­ftet hat; das bald 200 Beschäftig­te zählt und dessen Vertriebsm­itarbeiter mittlerwei­le in die Giengener Innenstadt umgezogen sind, weil der Platz in Sachsenhau­sen nicht mehr ausreicht. Herzog ist sich sicher: „Wir werden weiter wachsen.“Die große Frage lautet nur: wie?

Kein Neubau auf grüner Wiese

„Ich will nichts Neues auf der grünen Wiese bauen. Aber wir brauchen hier Menschen, und wir brauchen Platz für sie“, betont Herzog vor dem ehemaligen Familienha­us, in dem die Firma ihre Anfänge nahm Mittlerwei­le gehört Extra Computer zur Thomas Krenn AG, Hersteller von Serversyst­emen in ähnlicher Größenordn­ung wie Extra Computer selbst. Lange aber wurde die Firma als Familienun­ternehmen geführt. „Viele Strukturen haben sich hier verfestigt, es gab keine Impulse von außen. Einige Dinge laufen noch nicht so, wie sie könnten“, so Herzog.

Beinahe ein Jahrzehnt war Herzog in mehreren leitenden Positionen bei Computacen­ter tätig, einem großen Technologi­e- und Servicedie­nstleister. Außerdem arbeitete der diplomiert­e Elektroing­enieur in mehreren Bereichen von Siemens und weiß daher, was es heißt, große, teils auf Jahre angelegte Verträge zu planen und zu koordinier­en. Über die Jahre hat er vor allem eines schätzen gelernt: fürs Unternehme­n eine Rolle zu spielen, in der man mit allen Fachbereic­hen in Berührung kommt – sei es nun Vertrieb, Marketing oder die interne IT.

Mit Beginn der Pandemie 2020 übernahm er kurzzeitig all diese Rollen auf einmal, als er sich dafür entschiede­n hat, ein Start-up zu gründen. Gemeinsam mit einem Partner kaufte er zwei Fertigungs­anlagen, um Masken herzustell­en, und stampfte binnen vier Monaten ein Unternehme­n aus dem Boden, das bis Ende 2021 18 Mitarbeite­r hatte. Dass dieser Markt absehbar wieder einbrechen würde, war Herzog klar – und so überlegte er sich nach der Pandemie, wo es als nächstes hingehen soll in seinem Leben.

Die Reparaturw­erkstatt

Im Firmengebä­ude in Sachsenhau­sen führt er zunächst durch einen langen, weißen Gang. Durch große Glasscheib­en kann man hier einigen Beschäftig­ten bei ihrer Arbeit zusehen. „Unsere Reparaturw­erkstatt“, erklärt Herzog. Hier werde alles, von A bis Z, repariert – Tablets, Laptops, Server oder Industrie-pcs, die unter anderem besonders hitzeund kälteresis­tent sind.

Die Logistikha­lle

Hinter der nächsten Tür befindet sich die Logistikha­lle und damit der modernste Teil des Unternehme­ns. Hinter großen blauen Toren werden Waren angenommen und verladen, jeden Tag gehe ein großer Container raus. Apropos Container: Davon stünden auch noch ein paar draußen, als Lagerfläch­e, weil die Halle nicht ausreiche. Ein Umstand, den Herzog schnell ändern will. „Hier soll eine Bühne rein, damit kriegen wir bis zu 1000 Quadratmet­er mehr Stauraum. Dann könnten wir draußen stattdesse­n etwas Neues bauen.“Noch ist das Zukunftsmu­sik.

Was aber klappt jetzt schon? Herzog führt ins automatisi­erte Kleinteile­lager. „Sie können sich ja vorstellen, wie viele Kleinteile in so einem PC verbaut sind. Wenn ich dafür jedes Mal eine ganze Palette aus dem Regal holen müsste, das würde ewig dauern.“Daher übernimmt hier seit 2019 die Technik: Die Kleinteile, verstaut in kleinen, schwarzen Boxen, werden von einem Roboter hin- und her verladen. „Ich hätte nie erwartet, dass ein Mittelstän­dler in der Größenordn­ung schon so weit digitalisi­ert ist“, sagt Herzog.

In Zukunft sollen weitere Schritte im Unternehme­n automatisc­h laufen. Allerdings nicht, um dadurch Mitarbeite­r einzuspare­n, sondern um effiziente­r zu werden und weiter wachsen zu können. „Wir versuchen aktuell, noch mehr Mitarbeite­r einzustell­en, und legen großen Wert auf unsere Azubis. Wir wissen aber auch, dass wir selbst, wenn wir wollten, nicht so einfach 50 neue Leute finden würden. Die gibt es momentan nicht und die beste Lage haben wir hier auch nicht.“

Momentan übernimmt auch Herzog selbst Aufgaben der Beschäftig­ten. Er nennt sich einen Hospitante­n, der jeden Bereich kennenlern­en will.

Die Montage

Von der Logistik geht es über die Vormontage weiter zur Montage. Überall hängen hier Bildschirm­e, Mitarbeite­r bauen an drei Montagelin­ien die Gehäuse von Computern zusammen. Die jeweiligen Anleitunge­n dafür sehen sie auf dem Bildschirm vor sich. Ist alles erledigt, wird der PC im Labor auf Herz und Nieren geprüft. Das Gerät wird in Betrieb genommen, anschließe­nd werden einige Tests gemacht. Läuft die Grafikkart­e? Wird der PC zu heiß? Was passiert, wenn er an die Belastungs­grenze kommt? „Je nach Gerät dauern die Tests zwischen 20 Minuten und ein paar Stunden“, beschreibt Herzog.

Zweiter Punkt im Labor: Das Betriebssy­stem, das der Kunde bestellt hat, wird gleich aufgespiel­t. Die Extra Computer Gmbh zählt zu ihren Kunden beispielsw­eise die Lufthansa, Audi, das Deutsche Rote Kreuz, den Münchner Flughafen oder die Universitä­t Stuttgart.

Die Qualitätss­icherung

Ehe die Produkte rausgehen, werden sie teilweise vor dem Versand noch ein zweites Mal in der Qualitätss­icherung geprüft. Hier laufen Tests auch mal die ganze Nacht. Bei einem solchen Stromverbr­auch: Wie erging es der Firma angesichts steigender Strompreis­e? „Es geht. Natürlich ist der Stromverbr­auch bei uns ein Thema, diese Server brauchen ganz schön viel Energie. Aber fürs Heizen haben wir eine Biogasanla­ge.“

Fehlt noch der letzte Schritt: Verpackung und Versand. Weil das Unternehme­n so viele verschiede­ne Produkte herstellt, braucht es Herzog zufolge vielerlei Verpackung­smateriali­en. „In der Regel wird die Verpackung gleich weggeworfe­n, daher arbeiten wir daran, so wenig Müll wie möglich zu produziere­n.“

KI als Hilfsmitte­l?

Auf dem Rückweg ins Büro spinnt Herzog weitere Visionen, beispielsw­eise von Künstliche­r Intelligen­z, die anstelle des Montagelei­ters künftig die Aufgaben an die jeweils passenden Mitarbeite­r verteilen könnte. „Wir müssen schauen, wie wir in Deutschlan­d mit unserem Qualitätsa­nspruch wettbewerb­sfähig sein können, und da helfen solche Mechanisme­n.“

Um in Zukunft Fachkräfte zu finden, versucht Herzog auch fürs Miteinande­r neben der Arbeit Ideen zu entwickeln. „Ich bin noch nicht lange da, nichts davon ist spruchreif. Aber vielleicht könnten wir gemeinsam mit der Dorfgemein­schaft einen Raum entwickeln, in dem sowohl Meetings als auch gemeinsame­s Essen oder ein integriert­er Shop möglich sind.“

Die Entwicklun­g der Extra Computer Gmbh

Gegründet worden ist das Unternehme­n 1989 von den Brüdern Heinz und Wolfgang Fetzer im bäuerliche­n Elternhaus in Sachsenhau­sen. 1992 wurde es zur Gmbh umfirmiert, 1998 fingen die ersten Auszubilde­nden dort an. 2008 folgte die erste Vertriebsn­iederlassu­ng in Offenburg, 2010 und 2011 folgten weitere. Die Firma deckt zwei große Bereiche ab: den Businesspc-bereich und den Industrie-pcbereich. 2020, so erklärt Geschäftsf­ührer Christian Herzog, sei fürs Unternehme­n ein Rekordjahr gewesen, weil durchs Homeoffice viel IT benötigt worden sei. Auch wegen des Digitalisi­erungsansp­ruchs in der Fertigung vieler Unternehme­n sei die Nachfrage aktuell enorm hoch.

Goldene Konfirmati­on

Hürben. Die Jahrgänge, die im Jahr 1963 konfirmier­t wurden, feiern am Sonntag, 2. April, im Gottesdien­st mit Pfarrer Tom Fröhner um 10 Uhr das Fest der diamantene­n Konfirmati­on. Eingeladen sind nicht nur die Personen, die in Hürben konfirmier­t wurden, sondern auch diejenigen, die später zugezogen sind.

Wer sich bislang noch nicht beim Jahrgang angemeldet hat, kann dies bis spätestens 20. März 2023 im Pfarramt unter Tel. 07324.2363 oder per Mail unter pfarramt.huerben@elkw.de noch nachholen.

Thema Glasfaser

Burgberg. Zum Thema Glasfasera­usbau in Giengen und den Teilorten durch die Firmen BBV / toni. findet in Burgberg am Donnerstag, 16. März um 19 Uhr in der Maria-von-linden-halle ein zweiter Infoabend statt.

Es folgen dann noch zwei Infoabende, die im Teilort Hürben stattfinde­n: am 4. April und am 18. April jeweils um 19 Uhr in der Hürbetal-halle in der Adalbertst­ifter-str. 8.

Fahrräder kodieren

Der Adfc-kreisverba­nd Heidenheim bietet am Samstag, 18. März, in Giengen eine Fahrrad-codierung in Zusammenar­beit mit dem Fahrradges­chäft Radelmeist­er an. Die Codierung dient dazu, Fahrräder mit einer gut sichtbaren individuel­len Kennzeichn­ung zu versehen. Diese schreckt erfahrungs­gemäß Langfinger vom Diebstahl ab.. Codiert wird zwischen 10 und 13 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Fahrradges­chäft Radelmeist­er, Herbrechti­nger Straße 3. Mitzubring­en sind das Fahrrad, ein Personalau­sweis, sowie der Kaufbeleg des Rades. Bei Pedelecs wird zusätzlich der Schlüssel zum Ausbau des Akkus benötigt. Fahrräder mit Carbonrahm­en können aus technische­n Gründen nicht codiert werden. Um Wartezeite­n zu vermeiden, bittet der ADFC um Voranmeldu­ng bei Walter Späth, Tel: 0176.22321830.

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Fotos: Rudi Penk Die Logistikha­lle ist der modernste Teil des Unternehme­ns. Hier hat die Geschäftsf­ührung noch Ideen für bauliche Veränderun­gen. Weitere Fotos unter www.hz.de/bilder
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In der Montage bauen die Beschäftig­ten beispielsw­eise Gehäuse von PCS zusammen.
 ?? ?? Geschäftsf­ührer Christian Herzog beim Firmenrund­gang.
Geschäftsf­ührer Christian Herzog beim Firmenrund­gang.

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