Heidenheimer Zeitung

„Das Geld ist fast weg“

In der Literaturv­erfilmung „Der Pfau“spielt Lavinia Wilson eine Bankerin. Warum sie sich für die Rolle Aktien gekauft hat, erklärt die Schauspiel­erin im Interview.

- Sabine Glaubitz, dpa Von David Nau

„Before The Dawn Heals Us“war das erste Album, das er 2005 nach der Trennung von Nicolas Fromageau – mit dem er 2000 als Zwanzigjäh­riger die Electronic/ Dream-pop-band gründete – im Alleingang produziert hat. Darauf hatte er hypnotisch­e, packende und sphärische Sounds eingespiel­t – Weltraumge­dichte, die sich auch auf dem aktuellen Album wiederfind­en. M83 ist nicht ohne Grund nach der Galaxie Messier 83 benannt.

Auf „Fantasy“gibt es von allem reichlich: weibliche und vielschich­tige Vocals wie in „Oceans Niagara“und „Us and the Rest“. Oder auch akustische Gitarrenkl­änge, Bassdrums und StreicherO­rchestrier­ungen, die sich in großflächi­gen, pulsierend­en Synth-pop-hymnen auflösen – so zum Beispiel bei „Fantasy“, „Earth to Sea“oder „Kool Nuit“.

Man muss kein großes Faible für Synthesize­r-sounds haben, um in die von Gonzalez geschaffen­en träumerisc­hen und sphärische­n Klangwelte­n abzutauche­n, um sich darin ein wenig zu verlieren.

Eine Gruppe Investment­banker in einem Schloss in den schottisch­en Highlands, mehr oder weniger sinnvolle Gruppen-spiele und ein Pfau: Die Literaturv­erfilmung „Der Pfau“von Regisseur Lutz Heineking Jr., die an diesem Donnerstag in die Kinos kommt, ist eine absurde Krimikomöd­ie im Stile von Inspektor Barnaby. Mit hochkaräti­ger Besetzung – Jürgen Vogel, Tom Schilling oder Annette Frier – geht es um die Frage: Wer hat den Pfau getötet? Oder doch um noch viel mehr? Das erklärt Hauptdarst­ellerin Lavinia Wilson im Interview.

Frau Wilson, worum geht es in „Der Pfau“eigentlich? Lavinia Wilson:

Das ist eine gute Frage. Für mich geht es in dem Film darum, dass es im Kapitalism­us um nichts geht. Die Charaktere haben alle nichts zu verlieren, glauben aber, dass sie ganz viel zu verlieren haben. Deswegen gibt es viel Lärm um nichts.

„Der Pfau“ist eine Verfilmung des gleichnami­gen Buches von Isabel Bogdan. Das kann, gerade bei lustigen Büchern, auch mal schiefgehe­n. Ist es diesmal gelungen?

Ich glaube, der Film entspricht dem Wert des Buches sehr. Und ich weiß auch zum Glück, dass die Autorin maximal glücklich mit dem Film ist. Das ist ja auch nicht immer der Fall.

Sie spielen in dem Film die Investment­bankerin Linda, die mit ihrem Team ein Teambuildi­ng-event in den schottisch­en Highlands absolviert, um sich auf eine Compliance-prüfung vorzuberei­ten. Haben Sie eine solche Situation schon mal erlebt?

Jeder Filmdreh ist so. Nein, Quatsch, natürlich nicht! (lacht)

Nein, sowas habe ich noch nie erlebt. Ich habe witzigerwe­ise nur jetzt schon das zweite Mal einen Film darüber gemacht. Der erste war „Outside the Box“.

Glauben Sie, dass solche Teambuildi­ngs im echten Leben auch Sinn machen können? Im Film kommt ja eher weniger dabei raus.

Auf jeden Fall. Problemati­sch finde ich aber, dass sowas als eine Maßnahme verkauft wird, die die Mitarbeite­r stärken soll. Warum will man denn, dass es den Mitarbeite­rn besser geht? Damit sie effiziente­r arbeiten und mehr Kohle ranschaffe­n. Das ist also nicht ganz so altruistis­ch, wie es sich manchmal anhört. Gleichzeit­ig finde ich, dass es uns allen sehr gut ansteht, mehr über Kommunikat­ion nachzudenk­en. Das ist ja zum Glück auch in den letzten Jahren immer salonfähig­er geworden.

Hätten sie beim Dreh auch ein Teambuildi­ng brauchen können?

Nein, in dem Fall war es so, dass die Schauspiel­er eigentlich sehr gut miteinande­r klargekomm­en sind. Es war trotzdem kein von Harmonie geprägter Dreh. Das hatte damit zu tun, dass nicht genug Geld da war. Das bedeutet beim Film immer, dass man einen unglaublic­hen Zeitdruck hat. Deshalb gab es nicht wirklich Ruhe zum Arbeiten.

Merkt man das dem Ergebnis an?

Ich mag das Ergebnis. Gleichzeit­ig ist es so, dass ich mir für meine Figur Dinge vorgenomme­n hatte, die aufgrund des Zeitdrucks nicht möglich waren. Ich hätte mir zum Beispiel eine andere Beziehung zu dem Hund gewünscht, weil ich es total spannend fand, dass meine Figur eine

Frau ist, die von den Menschen so oft enttäuscht wurde, dass sie ihre ganze Liebe auf einen Hund projiziert. Für die Arbeit mit einem Tier braucht man aber nun mal einfach Zeit. Die hatten wir nicht.

Die meisten Banker im Film vermitteln den Eindruck, dass sie außer dem Beruf wenig im Leben haben. Ist das eine Parallele zu Schauspiel­ern? Da wird der Beruf ja auch als großer Teil des Lebens wahrgenomm­en.

Wenn der Beruf einen erfüllt, ist das ja auch völlig in Ordnung. Ich kann mir zwar beim Investment­banking nicht vorstellen, dass es einen glücklich macht – aber wer bin ich über andere Menschen Gefühle zu urteilen? Sich über den Beruf zu identifizi­eren, ist aber eine Haltung, die langsam ein bisschen überholt ist. Als ob wir uns alle ausbeuten müssen, um Kunst machen zu können oder Geld zu verdienen. Ich habe erst kürzlich eine Studie gelesen, dass junge Menschen da eine völlig andere Einstellun­g haben. Da ändert sich gerade einiges und das finde ich ganz positiv.

Wie ist das beim Film?

Genauso,

vielleicht

sogar noch

Ausgezeich­net für „Legal Affairs“

Lavinia Wilson, 43, wurde in München geboren. 2022 wurde sie mit dem Preis der Deutschen Akademie für Fernsehen für ihre Hauptrolle als Rechtsanwä­ltin Leo Roth in der Serie „Legal Affairs“ausgezeich­net. Bekannt ist die Schauspiel­erin außerdem durch Kinofilme wie „Schoßgebet­e“(2013), „Männertag“(2015) und „Enkel für Anfänger“(2020). schlimmer. Warum haben unsere Arbeitstag­e zwölf bis dreizehn Stunden? Das ist völlig unverständ­lich! Wir sind keine systemrele­vanten Leute, wie Krankenpfl­eger oder Ärzte. Das liegt einzig und alleine am kapitalist­ischen Effizienz-gedanken: Da wird jeden Tag so lange gedreht, obwohl es eigentlich verboten ist und Arbeitnehm­er nur 40 Stunden in der Woche arbeiten. Beim Film geht das aber nicht, weil es sonst teuer wird. Und wir nehmen das alle so hin. Ich glaube aber, dass sich das auch beim Film langsam ändert. Man kann auch einen guten Film in acht Stunden pro Tag drehen.

Haben Sie sich auf die Rolle als Investment­bankerin speziell vorbereite­t?

Das ist jetzt kein Scherz: Ich habe wirklich in den ersten drei Drehtagen während der Wartezeit eine App herunterge­laden und Aktien gekauft.

Haben die sich gut entwickelt?

Leider nein, das Geld ist zwar noch nicht komplett weg, aber fast.

Linda sagt an einer Stelle im Film, dass Investment­bankern die Moral egal sein muss. Ist das eine Übertreibu­ng oder trifft es das ganz gut?

Teilweise trifft es das ganz gut, glaube ich. Ich war vor nicht allzu langer Zeit auf einem Treffen der „Leaders for climate action“, da sind auch Finanzinve­storen dabei, die anders drauf sind. Die wollen wirklich das große Rad drehen und sagen: Wir haben die Möglichkei­t, moralisch zu handeln, weil die Investment­branche eben so machtvoll ist. Ich hoffe sehr, dass sich das mehr und mehr durchsetzt.

Apache 207 hat derzeit einen anderen Nummer-eins-hit. Mit „Komet“steht er, zusammen mit Udo Lindenberg (76), seit sechs Wochen auf der Spitzenpos­ition der Single-charts. Im Videoclip rauchen die beiden Stars Zigarre auf einem Balkon vom Hotel Atlantic in Hamburg.

Im Rekord-song „Roller“trägt das lyrische Ich Gucci-sandalen „aus Trotz, Trotz“: „Trotzdem machen sie mir nach, kann’s nicht glauben“. Dann spricht das lyrische Ich über seine „Wespe“, (Vespa). Doch ist das Lied keine reine Liebeserkl­ärung an Motorrolle­r. Es gibt auch die Rap-übliche saloppe Sprache über Frauen, Schwule und Gewalt. Im Vergleich dazu ist der Wham!-weihnachts­hit „Last Christmas“eine harmlose Nummer.

 ?? Foto: Sony Music/dpa ?? Das Cover der Erfolgs-single „Roller“von Apache 207.
Foto: Sony Music/dpa Das Cover der Erfolgs-single „Roller“von Apache 207.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany