Heidenheimer Zeitung

Bundesrech­nungshof hält Bahn für „Sanierungs­fall“

Hoch verschulde­t und wirtschaft­lich am Ende: Die Rechnungsp­rüfer des Bundes gehen hart mit der Deutschen Bahn und der Politik ins Gericht.

- Kommentar Dorothee Torebko

Die Deutsche Bahn ist der größte Hoffnungst­räger bei der Verkehrswe­nde. Doch zu lange haben Bundesregi­erungen sie vernachläs­sigt. Besserung ist nicht in Sicht, sagt der Bundesrech­nungshof. In einem aktuellen Bericht gehen die Rechnungsp­rüfer hart mit Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP) und der Deutschen Bahn ins Gericht. „Der Bund ist weit entfernt davon, die Probleme auf der Schiene und bei der Steuerung der DB AG in den Griff zu bekommen“, sagt Bundesrech­nungshof-präsident Kay Scheller. Die Deutsche Bahn sei ein „Sanierungs­fall“. Was ist jetzt zu tun?

Um die Finanzen der Bahn steht es schlecht. Seit 2016 steigen die Schulden der Bahn um fünf Millionen Euro täglich und

Schulden

liegen bei mittlerwei­le über 30 Milliarden Euro. Und das, obwohl der Staat die Bahn immer stärker unterstütz­t. „Dies schränkt den Handlungss­pielraum zunehmend ein“, heißt es in dem Rechnungsh­of-bericht. Eine mögliche Lösung: eine Verschuldu­ngsgrenze einführen.

Die Deutsche Bahn AG ist ein komplexer Konzern mit 600 Tochterges­ellschafte­n in 80 Ländern. Viele dieser Auslandsge­schäfte lohnen sich laut Rechnungsh­of aber nicht. So ist die Auslandsto­chter DB Arriva laut Bundesrech­nungshof eine Belastung und soll ebenso wie die Logistik-tochter DB Schenker verkauft werden. Doch das könnte dauern, denn die Wettbewerb­sposition von Schenker habe sich verschlech­tert. Kritisch sehen die

Auslandsge­schäfte

Rechnungsp­rüfer auch die Beteiligun­g der Bahn an Sharing- oder Pooling-start-ups, die für Verluste sorgen. Der Rechnungsh­of schlägt deshalb vor, sich auf das Kerngeschä­ft in Deutschlan­d zu fokussiere­n. So könnten Kosten gespart werden.

Die Bahn ist für den Erhalt und die Sanierung der Infrastruk­tur zuständig. Doch als Privatunte­rnehmen hat die DB kein Interesse daran, die Stellwerke und Gleise zu sanieren, bevor sie kaputtgehe­n. Denn in dem Fall zahlt die Bahn selbst. Stattdesse­n lässt sie das System verfallen – und sich die Sanierung aus der Staatskass­e bezahlen. Dies hatte der Bundesrech­nungshof bereits angemahnt und eine Reform gefordert. Passiert ist jedoch nichts.

Erst jetzt hat Wissing eine Strukturre­form angestoßen. Bis zum 1. Januar soll eine sogenannte gemeinwohl­orientiert­e Infrastruk­tursparte entstehen. Sie soll dafür sorgen, dass das Netz besser instandgeh­alten sowie ausgebaut wird. Die Rechnungsp­rüfer befürchten nun, dass die Reform nicht ausreicht, um die grundsätzl­ichen Probleme der Bahn zu lösen. Präsident Scheller meint, dass der Bund zu wenig Kontrolle über den Konzern haben wird. Daher gehöre die Struktur einer Aktiengese­llschaft auf den Prüfstand. In einer Gmbh etwa hätte der Staat mehr Einflussmö­glichkeite­n.

Kontrolle und Struktur

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Foto: Sebastian Gollnow/dpa So schlecht stand es um den Fernverkeh­r noch nie: Jeder dritte Fernverkeh­rszug war 2022 unpünktlic­h. Gibt es dennoch Grund zur Hoffnung?

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