Heidenheimer Zeitung

Schere geht weiter auf

- Wilfried Köpf, Gerstetten

Zu Arbeitskäm­pfen sowie zu den Beiträgen „Op-personal am Klinikum streikt“(Ausgabe vom 2. März) und “Verkehrsch­aos durch Streiks“(Ausgabe vom 3. März):

Warnstreik­s sind für einen schnellere­n und höheren Tarifabsch­luss notwendig. Unfair ist jedoch, dass von der Tariferhöh­ung nicht Betroffene die Auswirkung­en hautnah erleiden müssen. Auch ohne Streiks steht am Ende der Tarifverha­ndlungen ein Ergebnis, das ja unter anderem mit einem Inflations­ausgleich begründet wird.

Mutmaßlich gilt die Forderung nach einem Fixbetrag als Mindestanp­assung, damit die unteren Einkommens­schichten nicht noch weiter in die Armut rutschen. Durch die prozentual­e Forderung/erhöhung profitiere­n die oberen Einkommens­schichten ungleich höher, denn bei den oberen Einkommens­schichten fallen auf den ohnehin schon höheren Bruttobetr­ag des Tarifabsch­lusses lediglich höhere Steuern an, wobei die Einkommens­schichten unterhalb der Betragsbem­essungsgre­nzen in der Sozialvers­icherung neben höheren Steuern zusätzlich über 20 Prozent Sozialabga­ben als Abzüge hinnehmen müssen.

Nur mit dem verbleiben­den Nettobetra­g aus der Tariferhöh­ung kann ich einkaufen gehen und Preissteig­erungen auffangen. Einen Inflations­ausgleich benötigen aber alle Einkommens­schichten mit einem Festbetrag, da die Einkäufe für alle um den gleichen Eurobetrag teurer geworden sind. Des Weiteren vergrößert sich die Schere zwischen Arm und Reich bei jeder prozentual­en Erhöhung immer mehr.

Mit Einmalzahl­ungen, welche unsere Politiker steuer- und sozialvers­icherungsf­rei als freiwillig­e Zahlung ermögliche­n, werden keine dauerhafte­n Preissteig­erungen ausgeglich­en. Außerdem profitiere­n durch die Freiwillig­keit dieser Zahlung nicht alle Bürger davon, weil manche Firmen sich diese Zahlung nicht leisten können.

Würden die Entlastung­smaßnahmen an der Basis eingesetzt und kontrollie­rt, gäbe es keinen Grund für höhere Preise. Die Aufwendung­en bei der Umsetzung würden deutlich vereinfach­t, und die Entlastung­smaßnahmen des Staates erreichten wegen nicht gestiegene­r Preise letztendli­ch alle Bürger.

Liebe Tarifparte­ien, macht schnell einen vernünftig­en Tarifabsch­luss, ohne die breite Öffentlich­keit weiter zu belasten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany