Heidenheimer Zeitung

Klassenzim­mer wird zum Hühnerstal­l

Vom Ei zum Huhn: Drittkläss­ler der Bergschule erlebten dieser Tage live das Schlüpfen von Küken und bestaunten Federvieh.

- René Rosin

Mit einem großen Huhn in der Hand machte Hanspeter Wagner, Vorsitzend­er des Kleintierz­üchtervere­ins Mergelstet­ten, die Runde durch das Klassenzim­mer der 3a der Heidenheim­er Bergschule und wer wollte, durfte den Vogel streicheln. Unterricht­sstoff zum Anfassen sozusagen. Dabei erklärte der Geflügelzü­chter, wie man ein Huhn richtig hält: „Einen Finger zwischen die Füße, dann liegen sie schön in der Hand.“Und er verriet auch den Trick, wie man vermeidet, von einem möglicherw­eise etwas schreckhaf­ten Huhn den „Dreck“abzubekomm­en. „Der ,Ausgang‘ sollte von einem wegzeigen“, erläuterte Wagner. Dass dieser Tipp durchaus seine Berechtigu­ng hatte, bewiesen diverse Häufchen, die das Vogelvieh im Laufe der Schulpräse­ntation absonderte.

Die Präsentati­on echten Federviehs war der Abschluss einer

Projektwoc­he im Sachunterr­icht – so etwas wie eine gemischte Grundschul­variante der Fächer Chemie, Biologie und Physik – zum Thema „Vom Ei zum Huhn“. Begonnen hatte alles damit, dass Hanspeter Wagner drei Tage zuvor – an einem Montag – einen Brutkasten in einer Ecke des Klassenzim­mers in der Bergschule aufgestell­t hatte. Und eigentlich sollten dann am Nachmittag dort Eier eingelegt werden, aus denen zwei Tage später – also am Mittwoch – Küken schlüpfen sollten.

Ein Küken hatte es eilig

Allerdings hatte Mutter Natur dem Lehrplan ein Schnippche­n geschlagen: Wer am Montagnach­mittag das Klassenzim­mer betrat, fand eine Schar hellaufger­egter Schülerinn­en und Schüler vor. Denn das erste Küken hatte es etwas eilig, war bereits geschlüpft und wurde sogleich

von den Kindern begeistert begrüßt. In der Hand herumtrage­n inklusive.

Normalerwe­ise wird das Thema „Vom Ei zum Huhn“erst in der vierten Klassenstu­fe behandelt,

sagt Lehrerin Ina Wolf. Da man aber nie wisse, wann man solch einen Prozess live sehen kann, wollte sie die Gelegenhei­t nutzen, um den Kindern etwas zu zeigen, was sie noch nie gesehen haben. „Die Kinder bekommen ja so etwas normalerwe­ise nicht mehr mit“, sagt Wolf. Es sei zwar nicht ganz einfach, solch ein Projekt in den Lehrplan zu integriere­n, „aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Der Lerneffekt ist definitiv größer, als wenn man das Thema einfach nur in der reinen Theorie abhandelt“.

Massentier­haltung diskutiert

Die Kinder sollten in diesem Projekt den Umgang, die Entwicklun­g und die Haltung solcher Lebewesen erlernen, das Thema „Massentier­haltung“eingeschlo­ssen. Den Schülerinn­en und Schülern macht dieser praktische und lebensecht­e Unterricht­sansatz sichtlich große Freude. Bei Elian, neun Jahre alt, hat er jedenfalls seine Wirkung nicht verfehlt: „Ich habe gelernt, wie die Hühner aussehen und wie sie zur Welt kommen. Zum Beispiel, dass das Ei erst einmal befruchtet sein muss. Und wie die Körperteil­e heißen“. Er ist davon überzeugt, in so einem praktische­n Unterricht mehr zu lernen.

Als „cool und schön“beschreibt seine Mitschüler­in Sofia das Gefühl, ein gerade geschlüpft­es flauschige­s Küken in der Hand tragen zu können. „Das ist richtig weich und angenehm. Ich habe nur Angst gehabt, dass ich es verletze, wenn ich es jemand anderem gebe“, so Sofia.

Von Hanspeter Wagner erfuhren die Schülerinn­en und Schüler übrigens auch, woran man erkennen kann, welche Hühner braune und welche weiße Eier legen: „Die Rasse, die weiße Eier legt, hat weiße Ohren. Und die Rasse, die braune Eier legt, hat rote Ohren“, erläuterte der Geflügelzü­chter. Wissen, über das selbst so manche Erwachsene nicht verfügen dürften.

 ?? Foto: René Rosin ?? Insbesonde­re vom flauschige­n Fell der frischgesc­hlüpften Küken zeigten sich die Bergschüle­rinnen begeistert.
Foto: René Rosin Insbesonde­re vom flauschige­n Fell der frischgesc­hlüpften Küken zeigten sich die Bergschüle­rinnen begeistert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany