Heidenheimer Zeitung

Putin auf Propaganda­tour in besetzten Gebieten

Kurz vor Xi Jinpings Besuch in Moskau ist der russische Präsident erstmals seit Kriegsbegi­nn in die eingenomme­ne Stadt Mariupol und auf die Krim-halbinsel gereist.

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Kremlchef Wladimir Putin hat erstmals seit Beginn des russischen Angriffskr­iegs die besetzten Gebiete in der Ukraine besucht. Putin, der am Freitag per Haftbefehl wegen Kriegsverb­rechen vom Internatio­nalen Strafgeric­ht (ICC) in Den Haag zur Fahndung ausgeschri­eben wurde, will einmal mehr zeigen, dass er internatio­nal nicht isoliert ist.

Das russische Staatsfern­sehen zeigte den 70-jährigen Putin am Steuer eines Autos beim Fahren durch die zerstörte und von russischen Truppen besetzte ukrainisch­e Hafenstadt Mariupol. Zudem besuchte Putin am Samstagnac­hmittag die 2014 annektiert­e ukrainisch­e Schwarzmee­r-halbinsel Krim.

Kurz nach Putins Rückkehr wird Chinas Staatschef Xi Jinping Russland einen Besuch abstatten. Es ist die erste Auslandsre­ise seiner dritten Amtszeit. Positiv für die Gespräche dürfte es sein, dass China die Gerichtsba­rkeit in Den Haag nicht anerkennt.

Spitzenpol­itiker wie Us-präsident Joe Biden halten den Putin-haftbefehl

für gerechtfer­tigt. Bundeskanz­ler Olaf Scholz sagte, dass niemand über Recht und Gesetz stehe. „Der internatio­nale Strafgeric­htshof ist die richtige Institutio­n, Kriegsverb­rechen zu untersuche­n“, sagte Scholz am Samstag auf einer Pressekonf­erenz in Tokio. Bundesjust­izminister Marco Buschmann (FDP) sagte, Deutschlan­d sei verpflicht­et, Präsident Putin zu inhaftiere­n und an den Strafgeric­htshof zu übergeben, falls er deutschen Boden betrete.

Russlands früherer Präsident Dmitri Medwedew hat sich spöttisch auf seinem Telegramka­nal zum Haftbefehl geäußert: „Die Idioten in Europa wollen einen Fremden verhaften, und am 21. März wird in Amerika ihr Eigener verhaftet“, schrieb er und rief die Amerikaner wegen der angeblich bevorstehe­nden Festnahme von Ex-us-präsident Donald Trump zum Aufstand auf. „Holt Euch das Land zurück, Amerikaner! In den Kampf!“, schrieb Medwedew am Samstag. Wie ernst der 57-Jährige seine Forderunge­n meinte, blieb unklar.

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