Die Zeit drängt
Eine Fehlentwicklung im sowieso mit Mängeln behafteten deutschen Bildungssystem hat besonders dramatische Folgen: dass Kinder und Jugendliche aus schwierigem sozialen Umfeld immer mehr den Anschluss an den Nachwuchs aus bessergestellten Familien verlieren. 50 000 von ihnen verlassen pro Jahr die Schule ohne Abschluss. Viele werden aber Schwierigkeiten haben, eine Ausbildung durchzustehen. Insofern ist es gut, dass sich die Ampel-koalition vorgenommen hat, gerade diesen Schwächsten in unserem Schulsystem mit einem „Startchancen“-programm zu helfen.
Dass das Programm aber erst 2024/2025 und nicht bereits zum kommenden Schuljahr starten soll, sollte dringend überdacht werden. Die Zeit drängt: Nie war der Mangel an Fachkräften oder einfach nur an Arbeitskräften so groß wie heute. Da kommt im Prinzip Jeder recht, der von der Schule abgeht. Allerdings müssen Minimalvoraussetzungen etwa im Rechnen oder Schreiben erfüllt werden, sonst droht in der Ausbildung ein frühzeitiges Scheitern. Außerdem: Genau jetzt wäre die richtige Zeit, um noch einige der während der Coronajahre angehäuften Bildungslücken zu schließen. Damit noch ein Jahr zu warten, wäre unverantwortlich.
Deshalb muss die Taktiererei zwischen Bund und Ländern, wer wieviel zum „Startchancen“-programm beiträgt, schleunigst enden, damit es mit einem Start im Spätsommer noch klappt. Dazu würde auch gehören, dass Länder, Kommunen und Schulen bei der Umsetzung ordentlich Tempo machen. Normalerweise mahlen die Mühlen der Bildungsbürokratie sehr langsam. Das „Startchancen“-programm bietet Gelegenheit zu zeigen, dass es auch anders geht.