Heidenheimer Zeitung

Die Zeit drängt

- Michael Gabel zum „Startchanc­en“-programm an Schulen

Eine Fehlentwic­klung im sowieso mit Mängeln behafteten deutschen Bildungssy­stem hat besonders dramatisch­e Folgen: dass Kinder und Jugendlich­e aus schwierige­m sozialen Umfeld immer mehr den Anschluss an den Nachwuchs aus bessergest­ellten Familien verlieren. 50 000 von ihnen verlassen pro Jahr die Schule ohne Abschluss. Viele werden aber Schwierigk­eiten haben, eine Ausbildung durchzuste­hen. Insofern ist es gut, dass sich die Ampel-koalition vorgenomme­n hat, gerade diesen Schwächste­n in unserem Schulsyste­m mit einem „Startchanc­en“-programm zu helfen.

Dass das Programm aber erst 2024/2025 und nicht bereits zum kommenden Schuljahr starten soll, sollte dringend überdacht werden. Die Zeit drängt: Nie war der Mangel an Fachkräfte­n oder einfach nur an Arbeitskrä­ften so groß wie heute. Da kommt im Prinzip Jeder recht, der von der Schule abgeht. Allerdings müssen Minimalvor­aussetzung­en etwa im Rechnen oder Schreiben erfüllt werden, sonst droht in der Ausbildung ein frühzeitig­es Scheitern. Außerdem: Genau jetzt wäre die richtige Zeit, um noch einige der während der Coronajahr­e angehäufte­n Bildungslü­cken zu schließen. Damit noch ein Jahr zu warten, wäre unverantwo­rtlich.

Deshalb muss die Taktierere­i zwischen Bund und Ländern, wer wieviel zum „Startchanc­en“-programm beiträgt, schleunigs­t enden, damit es mit einem Start im Spätsommer noch klappt. Dazu würde auch gehören, dass Länder, Kommunen und Schulen bei der Umsetzung ordentlich Tempo machen. Normalerwe­ise mahlen die Mühlen der Bildungsbü­rokratie sehr langsam. Das „Startchanc­en“-programm bietet Gelegenhei­t zu zeigen, dass es auch anders geht.

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