Heidenheimer Zeitung

Duell von Trump und Desantis?

Der Ex-präsident könnte bei der Präsidents­chaftskand­idatur seine möglicherw­eise bevorstehe­nde Verhaftung nutzen, um in die Rolle des Märtyrers zu schlüpfen.

- Von Peter Dethier

Die Us-präsidents­chaftswahl wirft ihre Schatten voraus. Schon im August wird die erste Fernsehdeb­atte der republikan­ischen Kandidaten stattfinde­n, wenige Monate danach beginnen die Vorwahlen. Inoffiziel­l hat das Rennen um den Chefsessel im Weißen Haus aber längst begonnen. Politische Experten glauben bereits zu wissen, welche Kandidaten das Rennen machen werden: Favorit bleibt Donald Trump, der im November seine Kandidatur bekannt gab und nun damit rechnet, wegen Schweigege­ldzahlunge­n an seine ehemalige Geliebte Stormy Daniels verhaftet zu werden. Die größte Gefahr für Trump stellt Floridas Gouverneur Ron Desantis dar, der Beratern zufolge bald seinen Hut in den Ring werfen wird.

Glühende Anhänger

Selbst nach dem Aufstand im Kapitol und zahlreiche­n strafrecht­lichen Ermittlung­en hält der 76-jährige Trump die besten Karten in der Hand. Er sonnt sich nämlich nach wie vor in der unerschütt­erlichen Loyalität seiner glühendste­n Anhänger. Sollte Trump, wie er auf seiner MedienPlat­tform Truth Social schrieb, tatsächlic­h am Dienstag verhaftet werden, wird er sich gegenüber Wählerinne­n und Wählern erneut als unschuldig­er Märtyrer vermarkten, der deswegen erst recht wiedergewä­hlt werden müsse. Zu öffentlich­en Protesten hat er bereits aufgerufen.

Wade Miller, der aus Alabama zur Conservati­ve Political Action Conference (CPAC) nach Washington gereist war, spricht anderen

rechtsgeri­chteten Republikan­ern aus der Seele: „Wir werden dem größten Präsidente­n in der Geschichte, der strengere Waffengese­tze ablehnt, eine Mauer bauen wollte und Richter ernannte, die Abtreibung verboten haben, niemals den Rücken kehren“, so der Kfz-mechaniker. Das Problem für andere Kandidaten: Republikan­er wie Miller machen ein knappes Drittel aller Wähler aus, und dagegen anzukämpfe­n, wagen nur wenige.

Sicher erscheint, dass sich bei den Fernsehdeb­atten auf keinen Fall wie 2016 ganze 17 Republikan­er gegenübers­tehen werden, die Trump mit Beleidigun­gen und spöttische­n Spitznamen niedermäht, bis sie schließlic­h kapitulier­en. Daraus scheinen seine ehemaligen Rivalen gelernt zu haben. So wollen weder die Senatoren Ted Cruz und Marco Rubio noch Ohios ehemaliger Gouverneur John Kasich wieder antreten. Ein Senkrechts­tarter, den der Trubel um Trump kalt lässt, könnte dem 45. Präsidente­n aber gefährlich werden, nämlich Ron Desantis (44).

Als sich der Jurist und Kongressab­geordnete 2018 um das Gouverneur­samt in seinem Heimatstaa­t bewarb, trat er als loyaler Anhänger des amtierende­n Präsidente­n auf. Als Regierungs­chef in Florida verfolgte er in seiner ersten Amtsperiod­e wie auch Trump eine erzkonserv­ative Agenda. Der ehemalige Marineoffi­zier ging scharf gegen illegale Einwandere­r vor, war ein vehementer Gegner von Lockdowns während der Corona-pandemie und profiliert­e sich als erklärter Gegner jener „Woke“-bewegung, die ethnische, sexistisch­e und soziale Diskrimini­erung geißelt.

Im vergangene­n November belohnten Wähler Desantis mit einem Erdrutschs­ieg – und nun hat der Gouverneur offenbar Blut geleckt. Denn auch wenn die offizielle Bekanntgab­e seiner Kandidatur noch aussteht, läuft die Wahlkampfm­aschine bereits auf Hochtouren. Ständig wettert er gegen Präsident Joe Biden und kritisiert dessen Militärhil­fe für die Ukraine ebenso wie seine „verschwend­erische Ausgabenpo­litik“. Mittlerwei­le zieht er aber auch gegen sein ehemaliges Vorbild Trump zu Felde, den Desantis bezwingen muss, wenn er antreten will.

Klarer Hieb gegen Trumps Chaos

Das bewies kürzlich ein Auftritt in Kalifornie­n. Seine Regierung in Florida sei im Gegensatz zu der eines gewissen Ex-präsidente­n nicht von „Palastintr­igen, einem Personalka­russell und ständigem Drama geprägt, sondern funktionie­rt mit chirurgisc­her Präzision“, so Desantis. Ein klarer Hieb gegen das Chaos unter Trump, dem seinerseit­s durchaus bewusst ist, wie gefährlich sein Parteikoll­ege ist und ihn deswegen als „Verräter“beschimpft.

Das Risiko für Trump sehen auch Experten wie Joe Walsh, ein ehemaliger republikan­ischer Abgeordnet­er. „Desantis ist eine jüngere, klügere und vor allem berechenba­re Version von Trump, und das kommt bei Wählern gut an.“

Für Desantis spricht unter den Republikan­ern einiges: Vielen Umfragen zufolge befinden sich die beiden Spitzenrei­ter in einem Kopf-an-kopf-rennen – und das bevor der Gouverneur seine Kandidatur überhaupt bekannt gegeben hat.

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Foto: Ron Johnson/ap/dpa Ex-präsident Donald Trump vergangene Woche bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng in Davenport im Us-staat Iowa.
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Foto: Giorgio Viera/afp Floridas Gouverneur Ron Desantis will seinen Hut in den Ring werfen und für die Republikan­er als Präsidents­chaftskand­idat ins Rennen gehen.

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