Heidenheimer Zeitung

Liebes Kino,

- Klaus Dammann

Quo Vadis?, möchte man Dich in Anlehnung an den Titel eines Deiner berühmtest­en Werke fragen. Wohin gehst Du? Wir alle haben während der Pandemie einiges erdulden müssen – viele Bereiche des Alltags waren von den Folgen der Lockdowns betroffen, wie die Gastronomi­e besonders auch die Unterhaltu­ngsbranche. Und damit sehr stark auch Du. Die Kinosäle waren auch ohne Vorführung­en dunkel, Filme wurden langfristi­g verschoben, Einnahmen der Kinobetrei­ber landauf, landab brachen weg, doch Kosten blieben. Es waren zwei schwere Jahre für die Lichtspiel­häuser, die eigentlich­e Heimat von Produkten aus vielen Traumfabri­ken.

Die Produktion­sfirmen haben sich relativ rasch damit arrangiert und sind mit ihren Werken auf die diversen Streamingp­lattformen ausgewiche­n, um sich so neue Einnahmequ­ellen zu erschließe­n. So kamen und kommen in jüngerer Zeit die Filme gefühlt immer schneller via Stream ins heimische TV. Leidtragen­der dabei bist Du, liebes Kino. Denn wenn ein kassenträc­htiger Streifen nur drei Wochen nach seinem Kinostart vom Sofa aus zu Hause zu erleben ist, wartet ein Großteil des ansonsten zahlenden Publikums diese Frist einfach ab. Das sorgt für schlecht besetzte Säle, weiterhin wegbrechen­de Einnahmen bei gleichblei­bendem finanziell­em Aufwand und letztlich – wenn die wirtschaft­liche Situation für die Filmtheate­r sich weiter verschlech­tert – für einen Verlust bei uns allen: Denn Kino ist nach wie vor ein Ereignis. Einen Film mit einer großen, auf das Leinwandge­schehen reagierend­en Menge zu sehen, bei riesigem Bild und optimalem Mehrkanalt­on, ist ein wunderbare­s Erlebnis, das kein Heimkino zu ersetzen vermag. Das gilt es für alle Filmfreund­e zu erkennen.

Aber auch Du, liebes Kino, musst reagieren. Mit Sondervera­nstaltunge­n wird das vielerorts bereits in Angriff genommen – ob Übertragun­gen von großen Opern oder Rockkonzer­ten. Große Leinwände sind wichtig, modernste Technik. Das Publikum muss sinnesmäßi­g überwältig­t werden, woran freilich auch die Qualität der Filme ihren Anteil hat. Außergewöh­nlich muss es sein, was Du bietest. Dass das nicht einfach zu bewerkstel­ligen ist, versteht sich. Doch Handeln ist angesagt, nicht aussitzen. Denn eines ist sicher: Filme gehören eigentlich ins Kino.

Aber Du liest das ja eh nicht.

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