Heidenheimer Zeitung

Photovolta­ik ist gut, nicht böse

Zum Ausbau der Solarenerg­ie und zum Beitrag „Konkurrenz auf dem Acker“(Ausgabe vom 17. Februar):

- Dr. Ulrich Schrade, Heidenheim

Sicherlich ist es für Landwirte, die auf gepachtete­m Land produziere­n, ein Problem, wenn Pachtpreis­e für landwirtsc­haftliche Flächen steigen, weil sich mit Energieerz­eugung auf derselben Fläche mehr verdienen lässt als mit Futteranba­u oder dem Anbau von Lebensmitt­eln.

Dies ist aber bereits ohne Freifläche­n-photovolta­ik dort der Fall, wo Mais für die Biogaserze­ugung angebaut wird. Das erwähnt Herr Kucher vom Bauerverba­nd nicht, weil er wohl den Bauern, die Mais für Biogasanla­gen anbauen, nicht wehtun will.

Wenn Pächter, die Photovolta­ik auf der Freifläche betreiben, höhere Pachten zahlen können, liegt dies ganz einfach daran, dass Photovolta­ik eine wesentlich effiziente­re Art der Energiegew­innung ist als der Anbau von Energiepfl­anzen. Sie ist also gut, nicht böse.

Mit Freifläche­n-photovolta­ik wird über das Jahr betrachtet 50bis 70-mal so viel Strom pro Fläche direkt erzeugt wie mit dem Anbau sogenannte­r Energiepfl­anzen, aus denen über den Umweg des Biogases Motoren betrieben werden, welche die Generatore­n für die Stromerzeu­gung antreiben.

Berechtigu­ng hat Biogas in der Stromerzeu­gung nur wegen seiner Speicherba­rkeit. Folglich sollte dieser Umweg nur für die geringen Strommenge­n genutzt werden, die zu Zeiten benötigt werden, in denen weder Strom aus Sonne noch Wind zur Verfügung stehen.

Auch die Herstellun­g flüssiger Kraftstoff­e aus Energiepfl­anzen ist wenig effizient im Vergleich zum Betrieb von Fahrzeugen mit Strom aus Photovolta­ik. Beispiel: Ein Pkw mit einer Fahrleistu­ng von 14.000 Kilometern pro Jahr benötigt dafür ca. 2800 Kilowattst­unden Strom. Diese erfordern bei Erzeugung mit Photovolta­ik 14 Quadratmet­er Dachfläche oder ca. 25 Quadratmet­er Ackerfläch­e.

Wenn der Pkw mit einem aus Biomasse hergestell­ten flüssigen Kraftstoff gefahren wird und fünf Liter auf 100 Kilometer verbraucht, erfordern diese 700 Liter pro Jahr eine Ackerfläch­e von ca. 1700 Quadratmet­ern, also 68 Mal so viel wie für die Freifläche­n-photovolta­ik-anlage.

Mein Fazit: Nicht die Photovolta­ik ist auf dem Acker der gefährlich­e Konkurrent zur Lebensmitt­el-erzeugung, sondern der Anbau von Energiepfl­anzen. Dieser ist geradezu eine Flächenver­schwendung.

Dazu hat er weitere Nachteile wie den Energieauf­wand (Co2emissio­n) für Kunstdünge­r und Traktoren-kraftstoff, die Bodenverdi­chtung, die negativen Auswirkung­en von Monokultur­en auf die Biodiversi­tät und häufig auch noch Nitratanre­icherung im Grundwasse­r durch die Düngung. All dies entfällt bei einer Nutzung des Bodens für Photovolta­ik.

Wir müssen deshalb die Anbaufläch­e von Energiepfl­anzen zu Gunsten von Lebensmitt­elanbau und Freifläche­n-photovolta­ik stark reduzieren.

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