Unter Druck
Ausgerechnet vor dem Topspiel gegen Dortmund verliert der FC Bayern München die Tabellenführung. Beim 1:2 in Leverkusen gibt es zwei skurrile Elfmeter-szenen.
Joshua Kimmich schüttelte völlig gefrustet den Kopf, Julian Nagelsmann verschwand schnell in die Kabine, und Oliver Kahn nahm den Schlusspfiff mit versteinerter Miene zur Kenntnis. Ausgerechnet vor dem Gipfeltreffen in der Fußball-bundesliga gegen Borussia Dortmund am 1. April hat der FC Bayern die Tabellenführung verloren. Die Münchner mussten sich auch aufgrund von zwei kuriosen Elfmeter-entscheidungen am Sonntag verdient mit 1:2 (1:0) bei Bayer Leverkusen geschlagen geben und haben nun einen Punkt Rückstand auf den BVB, der am Tag zuvor mit 6:1 gegen den 1. FC Köln gewonnen hatte.
Die Ausgangslage für das „Knallerspiel“gegen den BVB, sagte Kapitän Thomas Müller, „haben wir uns natürlich anders vorgestellt, das ist logisch“. Gegen Leverkusen habe sein Team „leider wenig von dem gezeigt, was uns in den letzten Spielen stark gemacht hat“, kritisierte Müller: „Wir müssen uns schon einige Fragen stellen.“
Torschütze Kimmich meinte: „Ich sehe nichts Positives in dem Spiel heute.“Auch Trainer Nagelsmann, der Kritik am eigenen Umschaltverhalten übte, sprach von einer „verdienten Niederlage“. Im Duell mit Dortmund sieht der Coach sein Team nun unter Druck: „Gegen Dortmund müssen wir gewinnen, um Tabellenführer zu sein und die Schale nach München zu holen. Wir haben uns durch die Leistung, die nicht ganz so gut war wie in den letzten Wochen, sehr viel Druck selbst gegeben.“
Kimmich, der die Nationalmannschaft in Abwesenheit von Manuel Neuer in der kommenden Woche als Kapitän anführen wird, hatte die Münchner in Führung gebracht (22.). Doch der Argentinier Exequiel Palacios, einziger aktueller Weltmeister in der Bundesliga, drehte das Spiel mit zwei
Foulelfmetern (56./73.). Kurios: Schiedsrichter Tobias Stieler hatte nach beiden Aktionen von Benjamin Pavard und Dayot Upamecano dem gefoulten Amine Adli wegen vermeintlicher Schwalben zunächst Gelb gegeben. Beide Male nahm er die Karte nach Videostudium zurück, beide Male entschuldigte er sich bei Adli – und beide Male zeigte er mit Verspätung auf den Punkt.
„Das war heute ein Paradebeispiel für eine perfekte Zusammenarbeit mit dem Videoschieds
Ich sehe nichts Positives in dem Spiel heute. Joshua Kimmich Torschütze des FC Bayern
richter“, sagte Stieler hinterher: „Der VAR wird immer viel kritisiert, aber das war sehr gut. Er war quasi mein Lebensretter – und auch für das Spiel der Lebensretter.“Kritik an den Entscheidungen wollte Müller keine üben. „Wir brauchen nicht über den Schiedsrichter zu reden, da haben wir andere Themen.“
Bayer, das in der Europa League als einziger Bundesligist neben den Münchnern im Viertelfinale eines Europacup-wettbewerbs steht, baute durch den verdienten Sieg seine Serie auf sieben Pflichtspiele ohne Niederlage aus und ist nun dicht dran an den Europacup-plätzen. „Wir waren sehr aggressiv und haben viele Zweikämpfe gewonnen“, lobte Defensivspieler Robert Andrich.
Trainer Xabi Alonso, der das Team hervorragend eingestellt hatte, setzte damit ein Zeichen an die Bayern-bosse. Der ehemalige Mittelfeld-stratege, der von 2014 bis 2017 für den FCB spielte, wird in München als möglicher Trainer der Zukunft beobachtet. Alonso sagt: „Wir haben mit einer Top-energie gespielt.“