Heidenheimer Zeitung

Lust am Bau

- André Bochow zur Erweiterun­g des Kanzleramt­es

Manchmal schaffen es Nachrichte­n, so dicht nebeneinan­der platziert zu werden, dass man an einem Vergleich nicht vorbeikomm­t. Da steht dann: Der Kanzler und seine Getreuen halten daran fest, dass ohne eine Erweiterun­g des Kanzleramt­es das Regieren unmöglich wird, weswegen die Ausgabe von 800 Millionen Euro gut investiert­es Geld sei. Anderersei­ts lesen wir von einer „Bildungsmi­lliarde“, die auf 16 Bundesländ­er verteilt wird.

Das wirkt, vorsichtig ausgedrück­t, nicht verhältnis­mäßig. Und die Exekutive langt nicht nur ein Mal, sondern ständig in den Honigtopf. Der Regierungs­personalbe­stand wird aufgeblase­n, was nicht heißt, dass teure externe Berater verschmäht werden. Der historisch­e Bonn-berlin-kompromiss bleibt teuer, weil die Illusion aufrechter­halten werden muss, am

Rhein gehe es noch um Regierungs­politik. Und in Berlin baut nicht nur das Kanzleramt, sondern viele Ministerie­n. Kleine Überraschu­ng: Auch das Bundesfina­nzminister­ium will einen Neubau errichten.

Die Welt, die nach der Zeitenwend­e für alle eine andere geworden ist, hat sich für die Bundesregi­erung offensicht­lich nicht geändert. Da wird munter weiter Geld ausgegeben, das anderswo dringend gebraucht wird. Die Armee muss ausgerüste­t werden, wenngleich auch da die Frage geklärt werden muss, was eigentlich aus dem Geld geworden ist, das angeblich in sie gesteckt wurde. Ganz sicher aber wird jeder Cent für Bildung, Kitas, Pflege, Rente und für die Bewältigun­g der Folgen der Erderwärmu­ng gebraucht. Es sieht dabei nach Gürtelenge­r-schnallen aus. Deswegen wäre ein Kanzlerbun­galow angemessen­er als ein Kanzleramt­sausbau.

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