Schüsse auf Fdp-kommunalpolitiker
Der Landwirt und Kreisrat Georg Gallus wurde in seinem Haus im Kreis Göppingen durch ein Fenster attackiert und schwer verletzt. Die Hintergründe der Tat sind völlig unklar. Von
Der Bauernhof liegt abgelegen, in einem der Fenster des Wohnhauses sind mehrere dicht nebeneinander liegende Einschusslöcher zu sehen. Hier wurde in der Nacht zum Sonntag der 65 Jahre alte Landwirt und Fdp-kommunalpolitiker Georg Gallus „junior“in seinem Wohnhaus von Schüssen getroffen. Nach Informationen unserer Zeitung wurde er dabei so schwer verletzt, dass er in einer Klinik in Göppingen operiert werden musste.
Nach derzeitigem Ermittlungsstand von Polizei und Staatsanwaltschaft schoss ein Unbekannter mehrmals auf den Kreisrat, der sich zu dieser Zeit in seiner Wohnung auf dem Uhlandhof aufhielt. Der Täter feuerte die Schüsse von außen durch ein Fenster auf sein Opfer ab. Gegen vier Uhr meldete sich ein Zeuge bei der Polizei und sagte, dass eine Person in Hattenhofen durch Schüsse verletzt wurde. Rettungskräfte brachten Gallus in die Klinik. Dieser ist den Angaben zufolge nicht in Lebensgefahr. Die Kriminalpolizei bildete eine Sonderkommission zur Klärung des Falls und der bislang unbekannten Hintergründe der Tat.
Am Sonntagmorgen hatte Landrat Edgar Wolff in einer E-mail die Mitglieder des Kreistags über die schreckliche Tat in der rund 3000 Einwohner großen Gemeinde im Albvorland informiert. Am Abend teilte er mit, dass der Zustand von Georg Gallus stabil sei und die Polizei in alle Richtungen ermittle.
Die Bestürzung in Hattenhofen ist groß: „Die Leute im Ort sind fassungslos. Es ist bedrückend, mit so einer Tat konfrontiert zu werden. Dass in so einer beschaulichen Gegend so etwas passiert“, sagt Jochen Reutter, Bürgermeister der Gemeinde im Kreis Göppingen. „Das ist das Schlimmste, was es gibt.“Im Ort rätselt man über die Hintergründe der Tat – „zufällig, politisch, persönlich oder unternehmerisch“, zählt Reutter auf. „Aber das sind alles Spekulationen. Hoffen wir, dass der Fall aufgeklärt werden kann. Und jeder hofft, dass Herr Gallus wieder gesund wird.“
Dies ist auch für Landrat Edgar Wolff das Wichtigste: „Ich bin zutiefst betroffen und schockiert über diese Gewalttat“, sagt er. Sobald es möglich ist, will Wolff das Opfer besuchen. Auch für den Landrat hat oberste Priorität, dass der Hintergrund der Tat schnell geklärt wird und der oder die Täter gefunden werden. „Das sorgt für große Irritationen bei uns allen“, betont Wolff. Der Landrat hofft zudem, dass keine wilden Spekulationen ins Kraut schießen: „Man sollte jetzt die Polizei ihre Arbeit machen lassen.“
Auch der Fdp-kreisverband zeigte sich schockiert. Er habe
von der Familie von Gallus von dem „Mordanschlag“erfahren und sei bestürzt über die Bluttat, wird der Fdp-kreisvorsitzende Armin Koch in einer Pressemitteilung zitiert. Nach mehrstündiger Operation sei es glücklicherweise gelungen, den Verletzten stabil zu bekommen und die Lebensgefahr abzuwenden.
„Über das Motiv kann nur spekuliert werden“, sagt auch Koch, der Georg Gallus erst vor kurzem für seine 50-jährige Mitgliedschaft in der FDP geehrt hat. „Ich hoffe, dass ein politischer Hintergrund ausgeschlossen werden kann.“Der Liberale, der ebenfalls im Kreistag sitzt, schildert Gallus als bodenständigen Kommunalpolitiker, stets streitbar, aber immer geradlinig und offen.
Georg Gallus ist bisher nicht über die Lokalpolitik hinaus in Erscheinung getreten. Anders sein Vater Georg Gallus „senior“, ebenfalls langjähriges Fdp-mitglied
und von 1976 bis 1993 Parlamentarischer Staatssekretär im Bonner Landwirtschaftsministerium. Er starb im Alter von 94 Jahren im August 2021.
Sein Sohn, 2019 gemeinsam mit vier weiteren vier Fdp-mitgliedern in den Kreistag gewählt, machte zuletzt Anfang März 2023 von sich Reden, als die Kreis-fdp einen Eilantrag an die Kreistagsfraktion verabschiedete, die Cumcum-deals der Kreissparkasse öffentlich zu prüfen.
Die Schuss-attackle auf Gallus sorgte auch weit über die Kreisgrenzen hinaus für Entsetzen. Der Fdp-fraktionschef im Landtag, Hans-ulrich Rülke sagte der dpa: „Ich bin entsetzt über die schrecklichen Nachrichten.“Seine Gedanken seien bei dem Kommunalpolitiker und dessen Familie. Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) wünschte dem Landwirt baldige und vollständige Genesung. Der Fdp-fraktionschef im Bundestag, Christian Dürr, schrieb bei Twitter: „Der Angriff auf meinen Parteikollegen in Hattenhofen macht mich sprachlos.“