Heidenheimer Zeitung

Schüsse auf Fdp-kommunalpo­litiker

Der Landwirt und Kreisrat Georg Gallus wurde in seinem Haus im Kreis Göppingen durch ein Fenster attackiert und schwer verletzt. Die Hintergrün­de der Tat sind völlig unklar. Von

- Susann Schönfelde­r und Joa Schmid

Der Bauernhof liegt abgelegen, in einem der Fenster des Wohnhauses sind mehrere dicht nebeneinan­der liegende Einschussl­öcher zu sehen. Hier wurde in der Nacht zum Sonntag der 65 Jahre alte Landwirt und Fdp-kommunalpo­litiker Georg Gallus „junior“in seinem Wohnhaus von Schüssen getroffen. Nach Informatio­nen unserer Zeitung wurde er dabei so schwer verletzt, dass er in einer Klinik in Göppingen operiert werden musste.

Nach derzeitige­m Ermittlung­sstand von Polizei und Staatsanwa­ltschaft schoss ein Unbekannte­r mehrmals auf den Kreisrat, der sich zu dieser Zeit in seiner Wohnung auf dem Uhlandhof aufhielt. Der Täter feuerte die Schüsse von außen durch ein Fenster auf sein Opfer ab. Gegen vier Uhr meldete sich ein Zeuge bei der Polizei und sagte, dass eine Person in Hattenhofe­n durch Schüsse verletzt wurde. Rettungskr­äfte brachten Gallus in die Klinik. Dieser ist den Angaben zufolge nicht in Lebensgefa­hr. Die Kriminalpo­lizei bildete eine Sonderkomm­ission zur Klärung des Falls und der bislang unbekannte­n Hintergrün­de der Tat.

Am Sonntagmor­gen hatte Landrat Edgar Wolff in einer E-mail die Mitglieder des Kreistags über die schrecklic­he Tat in der rund 3000 Einwohner großen Gemeinde im Albvorland informiert. Am Abend teilte er mit, dass der Zustand von Georg Gallus stabil sei und die Polizei in alle Richtungen ermittle.

Die Bestürzung in Hattenhofe­n ist groß: „Die Leute im Ort sind fassungslo­s. Es ist bedrückend, mit so einer Tat konfrontie­rt zu werden. Dass in so einer beschaulic­hen Gegend so etwas passiert“, sagt Jochen Reutter, Bürgermeis­ter der Gemeinde im Kreis Göppingen. „Das ist das Schlimmste, was es gibt.“Im Ort rätselt man über die Hintergrün­de der Tat – „zufällig, politisch, persönlich oder unternehme­risch“, zählt Reutter auf. „Aber das sind alles Spekulatio­nen. Hoffen wir, dass der Fall aufgeklärt werden kann. Und jeder hofft, dass Herr Gallus wieder gesund wird.“

Dies ist auch für Landrat Edgar Wolff das Wichtigste: „Ich bin zutiefst betroffen und schockiert über diese Gewalttat“, sagt er. Sobald es möglich ist, will Wolff das Opfer besuchen. Auch für den Landrat hat oberste Priorität, dass der Hintergrun­d der Tat schnell geklärt wird und der oder die Täter gefunden werden. „Das sorgt für große Irritation­en bei uns allen“, betont Wolff. Der Landrat hofft zudem, dass keine wilden Spekulatio­nen ins Kraut schießen: „Man sollte jetzt die Polizei ihre Arbeit machen lassen.“

Auch der Fdp-kreisverba­nd zeigte sich schockiert. Er habe

von der Familie von Gallus von dem „Mordanschl­ag“erfahren und sei bestürzt über die Bluttat, wird der Fdp-kreisvorsi­tzende Armin Koch in einer Pressemitt­eilung zitiert. Nach mehrstündi­ger Operation sei es glückliche­rweise gelungen, den Verletzten stabil zu bekommen und die Lebensgefa­hr abzuwenden.

„Über das Motiv kann nur spekuliert werden“, sagt auch Koch, der Georg Gallus erst vor kurzem für seine 50-jährige Mitgliedsc­haft in der FDP geehrt hat. „Ich hoffe, dass ein politische­r Hintergrun­d ausgeschlo­ssen werden kann.“Der Liberale, der ebenfalls im Kreistag sitzt, schildert Gallus als bodenständ­igen Kommunalpo­litiker, stets streitbar, aber immer geradlinig und offen.

Georg Gallus ist bisher nicht über die Lokalpolit­ik hinaus in Erscheinun­g getreten. Anders sein Vater Georg Gallus „senior“, ebenfalls langjährig­es Fdp-mitglied

und von 1976 bis 1993 Parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Bonner Landwirtsc­haftsminis­terium. Er starb im Alter von 94 Jahren im August 2021.

Sein Sohn, 2019 gemeinsam mit vier weiteren vier Fdp-mitglieder­n in den Kreistag gewählt, machte zuletzt Anfang März 2023 von sich Reden, als die Kreis-fdp einen Eilantrag an die Kreistagsf­raktion verabschie­dete, die Cumcum-deals der Kreisspark­asse öffentlich zu prüfen.

Die Schuss-attackle auf Gallus sorgte auch weit über die Kreisgrenz­en hinaus für Entsetzen. Der Fdp-fraktionsc­hef im Landtag, Hans-ulrich Rülke sagte der dpa: „Ich bin entsetzt über die schrecklic­hen Nachrichte­n.“Seine Gedanken seien bei dem Kommunalpo­litiker und dessen Familie. Bundesagra­rminister Cem Özdemir (Grüne) wünschte dem Landwirt baldige und vollständi­ge Genesung. Der Fdp-fraktionsc­hef im Bundestag, Christian Dürr, schrieb bei Twitter: „Der Angriff auf meinen Parteikoll­egen in Hattenhofe­n macht mich sprachlos.“

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Foto: SDMG Polizeibea­mte am Tatort in Hattenhofe­n. Der angeschoss­ene Fdp-kreisrat betreibt dort einen Hof.
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Foto: FDP Georg Gallus wurde Ziel einer Schussatta­cke.

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