Heidenheimer Zeitung

Polens Premier warnt vor zu viel EU

Ministerpr­äsident Morawiecki betont in einer Rede an der Universitä­t Heidelberg die Bedeutung von Nationalst­aaten.

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Polens Ministerpr­äsident Mateusz Morawiecki hat die Existenz von Nationalst­aaten und die Bewahrung ihrer Identität als entscheide­nd für ein modernes Europa bezeichnet. Niemand könne in Europa besser für die Freiheit von Nationen, ihre Kultur und ihre militärisc­he Sicherheit garantiere­n, als die Nationalst­aaten selbst, sagte er am Montag in Heidelberg bei einer Rede zur Zukunft Europas. „Andere Systeme wären eine Illusion oder eine Utopie.“Es sei ein Irrweg, einen europäisch­en Superstaat anzustrebe­n. „Wenn die Eu-eliten hartnäckig auf der Vision eines zentralisi­erten Superstaat­es beharren, werden sie auf den Widerstand weiterer europäisch­er Nationen stoßen, und je mehr sie darauf beharren, desto heftiger wird die Rebellion ausfallen“, sagte der nationalko­nservative Politiker.

Natürlich sei es möglich, Nationen durch Organisati­onen wie etwa die EU zu unterstütz­en. Niemals aber ließen sich Nationalst­aaten ersetzen. Gerade in Zeiten politische­r Krisen seien sie unabdingba­r, betonte Morawiecki auch mit Blick auf den russischen Angriffskr­ieg gegen die Ukraine. Auch in der Vergangenh­eit habe sich bewährt, wie effizient einzelne Staaten agiert hätten – etwa im Kampf gegen die Corona-pandemie.

Morawiecki kritisiert­e zudem diejenigen scharf, die in der Vergangenh­eit auf eine Kooperatio­n mit Russland gesetzt hätten im Tausch gegen Energie und im Sinne von „Wandel durch Handel“. Diese Politiker hätten einen schrecklic­hen Fehler gemacht, der nun offenbar werde.

Zuvor hatte Baden-württember­gs Regierungs­chef Winfried Kretschman­n (Grüne) ein Grußwort gesprochen und Polens Einsatz angesichts des russischen Angriffskr­iegs auf die Ukraine gewürdigt. Polen ist seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine einer der wichtigste­n Unterstütz­er und Waffenlief­eranten des überfallen­en Landes und nahm bisher rund 1,5 Millionen Flüchtling­e auf. Kein Land habe so viele Flüchtling­e aufgenomme­n, sagte dazu Kretschman­n. „Millionen von Polinnen und Polen helfen mit einer großen Selbstvers­tändlichke­it, sie teilen ihr Zuhause, stellen ihre Wohnung zur Verfügung, helfen bei allem, was die Not lindern könnte“, sagte der Grünen-politiker. „Diese Nächstenli­ebe und Hilfsberei­tschaft beeindruck­en uns zutiefst.“

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Foto: U. Anspach/dpa Polens Premier Morawiecki an der Universitä­t Heidelberg.

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