Ein Hochamt des Haarpropellers
Nach rund drei Jahren traten unter dem Motto „Metal Madhouse“wieder einmal junge Bands im Treff 9 auf.
Im Eingangsbereich der Treff 9 sind am einem Schrank Dutzende Aufkleber von Bands zu finden, die dort in der Vergangenheit mal aufgetreten sind. Es sind für Insider einige klingende Namen dabei, aber auch viele spannende Bands aus dem musikalischen Untergrund. In den vergangenen drei Jahren kamen praktisch keine Aufkleber mehr dazu. Der Grund: Corona und ein gewisses Erlahmen der Szene.
Umso erfreulicher das Bild am Samstag: Etwa 70 Besucher füllten den Saal zumindest leidlich und waren ziemlich entschlossen, die drei Metal-bands auf der Bühne zu feiern.
Speed-metal aus Stuttgart
Zu Beginn bekamen das gleich die vier Musiker „Axetasy“aus Stuttgart zu spüren, die einiges an Jubel abgreifen konnten. „Axetasy“spielte rasenden Metal, der sich kommerziellen Gepflogenheiten widersetzte, der roh war und manchmal widerborstig, ohne aber die Grenze zum Thrash oder Death Metal zu überspringen. Gitarre und Bass überschlugen sich förmlich, angetrieben von einem Schlagzeuger, der mit stoischer Gewalt präzise auf das Instrument einprügelte. Mit fast noch
jugendlicher Frische und guter Kondition setzten sie eine ordentliche Duftmarke in Heidenheim.
„Ymordin“aus Filderstadt war objektiv betrachtet ein Rückschritt. Das Timing war oft nicht
stimmig, der Gesang lag immer wieder daneben. Das Quartett kann aber für sich verbuchen, dass es seinen sehr traditionellen, flotten 80er-jahre-metal mit großer Unbekümmertheit spielte.
Das klang oft nach einer frühen evolutionären Metal-phase, in der sich das Genre noch ausdefinierte und noch nicht jede Song-idee gut kalkuliert aufging. Mit dem Mitsingspielchen „Ich sing’ Hei, ihr singt Denheim!“sicherte sich „Ymordin“zwar einen Lacher, dennoch konnte die Band nicht alle Besucher im Saal halten.
Zum Finale „Demons Dream“
Zum Finale stiegen die fünf Mitglieder von „Demons Dream“auf die Bühne. Die in Heidenheim ansässige Band war mit Abstand die am weitesten entwickelte Band des Abends. Ihr traditioneller Metal hat – vor allem in den Gitarrenharmonien – Anklänge an „Iron Maiden“, Schlagzeuger Marc Kikowatz sorgt aber auch für moderne Einsprengsel, während der junge Sänger Dominik Faigle zwar sehr hoch, aber auch sehr treffsicher sang. Auch optisch punktete „Demons Dream“, wenngleich drei der Musiker ihre langen Haare synchron im Kreis rotieren ließen und den Bühnennebel verwirbelten. Das machte durchaus Appetit auf das nach „Battle Cry“zweite Album, das derzeit in Vorbereitung ist.
Der Abend im Treff 9 bewies, dass dieser vor rund 40 Jahren geprägte Stil noch immer lebendig ist und offensichtlich als Subkultur ein Publikum findet – hoffentlich immer wieder auch in Heidenheim.