Heidenheimer Zeitung

Rassismus-debatte: Schopper hält an Abi-lektüre fest

Landeskult­usminister­in sieht keine Veranlassu­ng, den umstritten­en Roman „Tauben im Gras“als Pflichtlek­türe zurückzuzi­ehen.

- Von Axel Habermehl

Trotz Kritik zieht Badenwürtt­embergs Kultusmini­sterin Theresa Schopper (Grüne) den Roman „Tauben im Gras“von Wolfgang Koeppen nicht als Pflichtlek­türe für Abiturient­en an Berufliche­n Gymnasien im Jahr 2024 zurück. „Selbst wenn wir wollten, ginge das so kurzfristi­g gar nicht“, sagte Schopper im Interview mit dieser Zeitung. Der entspreche­nde Abiturzykl­us habe schließlic­h schon begonnen, rund 7500 Schülerinn­en und Schüler belegten diese Deutsch-kurse an berufliche­n Gymnasien. „Manche Kurse behandeln das Buch bereits“, sagte Schopper.

Die Deutsch-lehrerin Jasmin Blunt von der Ulmer Robertbosc­h-schule hatte eine Rassismus-debatte um den 1951 erschienen­en Roman angestoßen. In einer Petition und gegenüber Journalist­en forderte sie, das Buch als Pflichtlek­türe für angehende Abiturient­en zu streichen, da es rassistisc­he Begriffe enthält. Insbesonde­re werden dunkelhäut­ige Menschen in dem Buch an etlichen Stellen mit „N-wörtern“bezeichnet.

„Der Roman überschrei­tet jede Grenze“, sagte Blunt unserer Zeitung. Dem SWR sagte sie: „Das ist ein brutaler Angriff auf meine Menschenwü­rde.“Auch von Schülersei­te gibt es nun Kritik: Berat Gürbüz, Vorsitzend­er des Landesschü­lerbeirats (LSBR) hält das Werk für ungeeignet: „Dieses Buch hat das Potential, Leute zu diskrimini­eren und verletzen“, sagte er. Er habe den Roman nicht gelesen, sich aber einen Überblick verschafft. „Anhand von diesem Buch Rassismus im Unterricht zu thematisie­ren, halte ich für falsch, da gibt es bessere Möglichkei­ten.“Das Buch nun zurückzuzi­ehen, befürworte er trotzdem nicht. Schüler hätten vielleicht schon begonnen, es zu lesen und wären infolge einer Auswechslu­ng benachteil­igt, sagte Gürbüz. „Aber ob es künftig noch Abipflicht­lektüre sein sollte, steht auf einem anderen Blatt.“

Lehrerin Blunt hat jüngst ihre Beurlaubun­g beantragt, dem Antrag wurde stattgegeb­en. Die Lehrerin war am Mittwoch nicht zu erreichen. Schopper sagte, sie bedaure Blunts Schritt.

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