Heidenheimer Zeitung

Geringe Spielräume

Bundesfina­nzminister Lindner erwarten am Sonntag harte Verhandlun­gen mit den Koalitions­partnern.

- Jacqueline Westermann, Guido Bohsem

Seit Wochen schon dreht sich in der Regierungs­koalition alles nur um ein Thema: Geld. An diesem Sonntag wollen sich die Spitzen von SPD, Grünen und FDP erneut treffen und den Knoten womöglich zerschlage­n. Die Rollen im Haushalts-drama sind eindeutig verteilt. Auf der einen Seite steht Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP), der sich entschloss­en hat, im kommenden Jahr wieder die Schuldenbr­emse einzuhalte­n und sich nur so hoch verschulde­n möchte, wie die Verfassung es erlaubt.

Gegen Lindner arbeitet fast das gesamte Kabinett. Der neue Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius von der SPD etwa, der zur Finanzieru­ng der maroden Streitkräf­te zehn Milliarden Euro extra fordert – zusätzlich zu den 100 Milliarden Euro, die bereits im Sonderverm­ögen für die Bundesregi­erung vorgesehen sind. Oder Familienmi­nisterin Lisa Paus (Grüne), die alle Sozialleis­tungen für Kinder in eine Kindergrun­dsicherung zusammenfa­ssen möchte und dafür von Lindner 12 Milliarden Euro fordert, pro Jahr.

Das sind nur zwei Beispiele: Auf 70 Milliarden Euro belaufen sich die Forderunge­n der Minister. Lindner jedoch hat eine eisenharte Linie ausgegeben. Verhandlun­gen mit den Ministern scheiterte­n, weil die Vorstellun­gen einfach zu weit auseinande­r lagen. Unklar bleibt, wie er die Verhandlun­gen zu einem Ergebnis führen wird.

Kürzen statt ausgeben

In einer dieser Zeitung vorliegend­en Aufstellun­g haben Lindners Beamte noch einmal ausgerechn­et, wie eng der Spielraum für das kommende Jahr sein wird. Das Ergebnis lässt befürchten, dass die Verhandlun­gen im Koalitions­ausschuss schwierig und langwierig werden. Laut Vorlage muss die Koalition nämlich bis zu 18 Milliarden Euro einsparen. Kürzen statt ausgeben, lautet die Devise aus dem Finanzmini­sterium.

Der Konjunktur­verlauf erlaube es, die Kreditaufn­ahme um vier auf gut 16 Milliarden Euro anzuheben, und auch die Steuereinn­ahmen stiegen um 18 Milliarden Euro. Doch kosteten Bürgergeld und Wohngeldre­form sechs Milliarden Euro mehr als geplant, die Zahlungen an die Länder für den Nahverkehr, die Flüchtling­skosten und die Kindertage­sstätten seien um weitere zehn Milliarden Euro angestiege­n. Ein tiefes Loch rissen zudem die Zinsausgab­en sowie die zusätzlich­en Personalau­sgaben, mit denen nach Abschluss der Tarifrunde zu rechnen sei – insgesamt bis zu 14 Milliarden Euro.

In der SPD hofft man trotzdem auf Spielräume. Um die Ziele der Ampel zu erreichen, müsse man Vorhaben priorisier­en, sagte Achim Post, Haushaltse­xperte der Fraktion. „Anderersei­ts gilt es jedoch auch pragmatisc­h zu prüfen, welche finanziell­en Spielräume zusätzlich erschlosse­n werden können. Auch die Überprüfun­g von Subvention­en gehört dabei auf die Tagesordnu­ng.“

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