Heidenheimer Zeitung

Die Vogelgripp­e brachte den Tod

- Hajo Zenker

Wie verheerend es sein kann, wenn sich ein dem menschlich­en Immunsyste­m komplett unbekannte­r Erreger plötzlich von Mensch zu Mensch verbreitet, zeigt die Spanische Grippe, die von 1918 bis 1920 weltweit wütete. Je nach Schätzung fielen ihr 20 Millionen bis 100 Millionen Menschen zum Opfer. Das sind viel mehr Tote, als der bis Ende 1918 tobende Erste Weltkrieg an Menschenle­ben forderte. Die Erinnerung­en an den Krieg mit seinen Schlachtfe­ldern dürften denn auch der Grund sein, warum diese gewaltige Pandemie trotz der großen Sterblichk­eit im öffentlich­en Bewusstsei­n kaum verankert ist.

Der Krieg war es auch, der den Namen mit sich brachte: Spanien war neutral, im Gegensatz zu den in den Krieg involviert­en Staaten verhindert­e keine Zensur, dass die massenhaft­en Erkrankung­en in den Zeitungen erwähnt wurden. So erfuhr denn auch die Welt, dass sich selbst der spanische König Alfons XIII. infiziert hatte, der aber überlebte. Und die Pandemie wurde zur Spanischen Grippe. Obwohl sie wohl ursprüngli­ch aus dem Us-agrarstaat Kansas stammt und mit amerikanis­chen Truppen auf den europäisch­en Kontinent gelangte, wo sie sich rasch ausbreitet­e und über Frankreich auch nach Spanien gelangte.

Die Symptome waren in erster Linie typische Grippe-beschwerde­n wie Fieber, Kopf- und Gliedersch­merzen. Im Schnitt dauerte die Spanische Grippe drei Tage, wenn sie problemlos verlief. Bei schweren Verläufen erlagen die Patienten meist einer Lungenentz­ündung und waren bereits nach wenigen Tagen tot.

Keine Bakterien

Dass ein Virus für das Massenster­ben verantwort­lich war, wurde erst viel später entdeckt, zunächst wurden Bakterien verantwort­lich gemacht. Und dass es hier um Vogelgripp­e ging, noch später – etwa, nachdem Ende der 1990er-jahre Opfer der Spanischen Grippe im Dauerfrost­boden Alaskas entdeckt wurden und das Influenza-virus so entschlüss­elt werden konnte, das die Abkürzung H1N1 erhielt.

Das H1n1-virus gehört zu den Influenza-a-viren. Bestimmte Varianten traten auch in späteren Pandemien wieder auf – etwa bei der Schweinegr­ippe, die sich 2009 und 2010 pandemisch ausbreitet­e. Bei der seit Ende 2003 grassieren­den Vogelgripp­e-epidemie handelt es sich um ein Influenza-a-virus H5N1.

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Die Vogelgripp­e ist auch als Geflügelpe­st bekannt.

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