Lieber Protest,
hierzulande betrachtet man Dich in der Regel eher argwöhnisch. Gemeckert wird zwar zuhauf, schwarzgemalt sowieso, aber rotestieren? Das hat gleich so etwas Offizielles. Nein, Du, lieber Protest, findest für gewöhnlich eher in kleinen, mal mehr, mal weniger feinen Runden statt.
Wenn der geneigte Heidenheimer seinen Unmut zum Ausdruck bringt, dann hat das mitunter also häufig etwas Trotziges, aber auch etwas Trolliges an sich. So kürzlich gesehen in der Weststadt. Dort hatte jemand ganz eindeutig gegen die derzeitigen Wetterverhältnisse protestiert. Eine bestenfalls zu einem Drittel verspeiste Eiswaffel mit der Spitze nach oben auf einem ausrangierten Kaugummiautomaten einer Zigarette ähnlich „ausgedrückt“war dort bis vor Kurzem am Straßenrand zu bestaunen.
Und wer könnte es diesem Eiswaffel-protestler verdenken?
Der März eifert dem April nach, beziehungsweise vor, und macht, was er will. Während das Thermometer an manchen Tagen der 20-Grad-marke bedrohlich nahekommt, wartet das Wetter an anderen mit der üblichen Mischung aus Nebel, Niesel und nasskalten Temperaturen auf. Kein Wunder, dass man dabei mit Dir, liebem Protest, liebäugelt und seine Eiswaffel ins Exil schickt. So ein Speiseeis schlemmt man eben lieber bei den ersten Anzeichen des Frühlings als in der ostalb-typischen Nebelsuppe.
Vielleicht wollte der Verantwortliche in dieser Angelegenheit aber auch einfach ein Protest-statement zur Fastenzeit abgeben. Ob sich dieses Statement allerdings den Fastenden gegenüber solidarisch zeigen sollte, oder ob es ihnen schlichtweg den (unvollständigen) Verzehr von Süßspeisen unter die Nase reiben sollte, sei bis auf Weiteres erst einmal dahingestellt.
Aber Du liest das ja eh nicht.