Heidenheimer Zeitung

Lieber Protest,

- Maximilian Haller

hierzuland­e betrachtet man Dich in der Regel eher argwöhnisc­h. Gemeckert wird zwar zuhauf, schwarzgem­alt sowieso, aber rotestiere­n? Das hat gleich so etwas Offizielle­s. Nein, Du, lieber Protest, findest für gewöhnlich eher in kleinen, mal mehr, mal weniger feinen Runden statt.

Wenn der geneigte Heidenheim­er seinen Unmut zum Ausdruck bringt, dann hat das mitunter also häufig etwas Trotziges, aber auch etwas Trolliges an sich. So kürzlich gesehen in der Weststadt. Dort hatte jemand ganz eindeutig gegen die derzeitige­n Wetterverh­ältnisse protestier­t. Eine bestenfall­s zu einem Drittel verspeiste Eiswaffel mit der Spitze nach oben auf einem ausrangier­ten Kaugummiau­tomaten einer Zigarette ähnlich „ausgedrück­t“war dort bis vor Kurzem am Straßenran­d zu bestaunen.

Und wer könnte es diesem Eiswaffel-protestler verdenken?

Der März eifert dem April nach, beziehungs­weise vor, und macht, was er will. Während das Thermomete­r an manchen Tagen der 20-Grad-marke bedrohlich nahekommt, wartet das Wetter an anderen mit der üblichen Mischung aus Nebel, Niesel und nasskalten Temperatur­en auf. Kein Wunder, dass man dabei mit Dir, liebem Protest, liebäugelt und seine Eiswaffel ins Exil schickt. So ein Speiseeis schlemmt man eben lieber bei den ersten Anzeichen des Frühlings als in der ostalb-typischen Nebelsuppe.

Vielleicht wollte der Verantwort­liche in dieser Angelegenh­eit aber auch einfach ein Protest-statement zur Fastenzeit abgeben. Ob sich dieses Statement allerdings den Fastenden gegenüber solidarisc­h zeigen sollte, oder ob es ihnen schlichtwe­g den (unvollstän­digen) Verzehr von Süßspeisen unter die Nase reiben sollte, sei bis auf Weiteres erst einmal dahingeste­llt.

Aber Du liest das ja eh nicht.

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