Mehr Unfälle, mehr Verletzte
Nach Wegfall der Corona-beschränkungen sind wieder deutlich mehr Menschen auf den Straßen unterwegs. Die Folgen lassen sich an der jetzt von der Polizei vorgelegten Statistik ablesen.
Seit die Corona-einschränkungen der Vergangenheit angehören, ist auf den Straße wieder erheblich mehr los. Wenig überraschend ist daher 2022 im Landkreis Heidenheim die Zahl der Unfälle zum zweiten Mal in Folge gestiegen. Mit 2916 lag sie aber immer noch unter dem Wert des letzten Vorpandemie-jahres: Ende 2019 hatten 2980 Verkehrsunfälle zu Buche gestanden.
Vergleicht man nur die Jahre 2021 und 2022, so zeigt sich, dass die Anzahl der Leichtverletzten ebenso anwuchs (von 326 auf 341), wie die der Schwerverletzten (von 114 auf 120) und der Getöteten (von drei auf vier).
Mehr alkoholbedingte Unfälle
Ein Anstieg war außerdem zu verzeichnen bei den Unfällen unter Alkoholeinfluss (von 54 auf 68), bei den Unfallfluchten (von 572 auf 624), bei den Unfällen mit Lkw-beteiligung (von 105 auf 125), mit motorisierten Zweirädern (von 68 auf 82), mit Fahrrädern (von 70 auf 92) sowie mit Pedelecs (von 39 auf 55).
Nackte Zahlen, hinter denen sich bei genauerer Betrachtung Entwicklungen, Erfolge und Handlungsbedarf verbergen. So hatte das Ulmer Polizeipräsidium (PP), zu dessen Zuständigkeitsgebiet neben der Stadt Ulm und dem Alb-donau-kreis auch die Landkreise Heidenheim, Biberach und Göppingen gehören, die Zielsetzung formuliert, „insbesondere die Verkehrsunfälle mit gravierenden Folgen, mit Schwerverletzten und Getöteten“zu reduzieren.
Mit Blick auf den gesamten PPBereich, in dem es zum dritten Mal nacheinander weniger Schwerverletzte zu beklagen gab, sieht Polizeipräsident Bernhard Weber die Arbeit der Polizei „trotz weiter ansteigender Unfallzahlen und einer hohen Belastung durch zusätzliche Aufgaben während der Pandemie“bestätigt.
Das Beispiel Heidenheim zeigt indes, dass die Anstrengungen beibehalten werden müssen. Dazu gehört die Geschwindigkeitsüberwachung, da die Folgen oftmals besonders gravierend sind, wenn zu hohes Tempo – Hauptursache bei jedem vierten Unfall mit Schwerverletzten bzw. Getöteten – im Spiel ist.
Zahlreiche Tempoverstöße
„Wir haben intensivere Kontrollen angekündigt und durchgeführt“, sagt der Leiter der Schutzpolizeidirektion, Leitender Polizeidirektor Karl-heinz-reiter, „denn mehr Geschwindigkeitsüberwachung führt zu weniger
schweren Unfällen und damit zu weniger Leid auf den Straßen.“Pp-weit wurden 2022 knapp 176.000 Schnellfahrer angezeigt.
Das waren 57.000 mehr als im Jahr zuvor. Zum Einsatz kam auch ein Blitzeranhänger, der seit zwei Jahren zur Verfügung steht.
Die Lage im Präsidiumsbereich
Im gesamten Zuständigkeitsbereich des PP Ulm wurden vergangenes Jahr 22.394 Verkehrsunfälle registriert. 2021 waren es 21.028 gewesen. Die Zahl der Getöteten stieg von 34 auf 41, die der Leichtverletzten von 2445 auf 2771. Bei den Schwerverletzten ergab sich hingegen wie bereits angedeutet einen Rückgang um 46 auf 709.
Auf einer anhaltend hohen Ebene bewegte sich die Zahl der Unfallfluchten. Sie nahm im vergangenen Jahr um elf Prozent auf 4613 zu, und nur knapp jeder dritte
Fall konnte aufgeklärt werden. Besonders ärgerlich für die Betroffenen: Es entstand ein Schaden in Höhe von durchschnittlich 2000 Euro, auf dem viele von ihnen sitzen blieben.
Fast wieder auf dem Niveau der Vor-corona-zeit bewegen sich mittlerweile die Unfälle mit motorisierten Zweirädern. Deren 513 bedeuteten ein Plus von gut 20 Prozent. Auffällig: Bei deutlich mehr als jedem zweiten Unfall mit Personenschaden trugen die Zweiradfahrer und -fahrerinnen die Schuld. Hauptursache war nicht angepasste bzw. überhöhte Geschwindigkeit. „Acht der 41 bei Verkehrsunfällen Getöteten waren
mit einem motorisierten Zweirad unterwegs, sieben davon haben den Unfall selbst verursacht“, so Reiter. Deshalb werde es weiterhin Schwerpunktkontrollen an besonders belasteten Strecken geben.
Viele Unfälle mit Pedelecs
Auf Prävention setzt die Polizei auch mit Blick auf die steigende Zahl der Unfälle mit Pedelecs. 277 (2021: 245) bedeuteten den Höchstwert im Zehn-jahres-vergleich. 196 Beteiligte wurden verletzt, 61 von ihnen schwer. Außerdem kamen drei Senioren ums Leben. Vertreter dieser Altersgruppe verursachten drei Viertel der
90 Pedelec-unfälle, an denen sie beteiligt waren.
Polizeichef Weber weist deshalb darauf hin, ein Pedelec sei „nicht einfach ein Fahrrad mit Motor, sondern unterscheidet sich in Fahrverhalten und Handhabung wesentlich von einem Fahrrad“. Sein Tipp: Teilnahme an einem der Fahrsicherheitstrainings, wie sie von Verkehrswachten und Fahrradclubs angeboten werden.
Ebenfalls im Blick behalten will die Polizei den Schwerlastverkehr, schließlich waren Lastwagen an 15 von 38 Unfällen beteiligt, bei denen Menschen zu Tode kamen. Elfmal verursachten die Fahrerinnen bzw. Fahrer das Geschehen selber. Alle sieben Verkehrstoten auf den Autobahnen im Bereich des PP Ulm waren Lkw-fahrer. Lediglich zwei von ihnen trugen einen Sicherheitsgurt.
Weil sie diesen nicht angelegt hatten, erhielten insgesamt 9630 Fahrzeuginsassen eine Anzeige. Das war der höchste Wert innerhalb des vergangenen Jahrzehnts. Parallel dazu schritt die Polizei 389 Mal ein, weil Kinder nicht richtig gesichert waren. 60 motorisierte Zweiradfahrer waren ohne Helm unterwegs. Im Zuge der Kontrollen wurden 1487 Alkoholund 898 Drogendelikte im Straßenverkehr aufgedeckt.