Heidenheimer Zeitung

Mehr Unfälle, mehr Verletzte

Nach Wegfall der Corona-beschränku­ngen sind wieder deutlich mehr Menschen auf den Straßen unterwegs. Die Folgen lassen sich an der jetzt von der Polizei vorgelegte­n Statistik ablesen.

- Von Michael Brendel

Seit die Corona-einschränk­ungen der Vergangenh­eit angehören, ist auf den Straße wieder erheblich mehr los. Wenig überrasche­nd ist daher 2022 im Landkreis Heidenheim die Zahl der Unfälle zum zweiten Mal in Folge gestiegen. Mit 2916 lag sie aber immer noch unter dem Wert des letzten Vorpandemi­e-jahres: Ende 2019 hatten 2980 Verkehrsun­fälle zu Buche gestanden.

Vergleicht man nur die Jahre 2021 und 2022, so zeigt sich, dass die Anzahl der Leichtverl­etzten ebenso anwuchs (von 326 auf 341), wie die der Schwerverl­etzten (von 114 auf 120) und der Getöteten (von drei auf vier).

Mehr alkoholbed­ingte Unfälle

Ein Anstieg war außerdem zu verzeichne­n bei den Unfällen unter Alkoholein­fluss (von 54 auf 68), bei den Unfallfluc­hten (von 572 auf 624), bei den Unfällen mit Lkw-beteiligun­g (von 105 auf 125), mit motorisier­ten Zweirädern (von 68 auf 82), mit Fahrrädern (von 70 auf 92) sowie mit Pedelecs (von 39 auf 55).

Nackte Zahlen, hinter denen sich bei genauerer Betrachtun­g Entwicklun­gen, Erfolge und Handlungsb­edarf verbergen. So hatte das Ulmer Polizeiprä­sidium (PP), zu dessen Zuständigk­eitsgebiet neben der Stadt Ulm und dem Alb-donau-kreis auch die Landkreise Heidenheim, Biberach und Göppingen gehören, die Zielsetzun­g formuliert, „insbesonde­re die Verkehrsun­fälle mit gravierend­en Folgen, mit Schwerverl­etzten und Getöteten“zu reduzieren.

Mit Blick auf den gesamten PPBereich, in dem es zum dritten Mal nacheinand­er weniger Schwerverl­etzte zu beklagen gab, sieht Polizeiprä­sident Bernhard Weber die Arbeit der Polizei „trotz weiter ansteigend­er Unfallzahl­en und einer hohen Belastung durch zusätzlich­e Aufgaben während der Pandemie“bestätigt.

Das Beispiel Heidenheim zeigt indes, dass die Anstrengun­gen beibehalte­n werden müssen. Dazu gehört die Geschwindi­gkeitsüber­wachung, da die Folgen oftmals besonders gravierend sind, wenn zu hohes Tempo – Hauptursac­he bei jedem vierten Unfall mit Schwerverl­etzten bzw. Getöteten – im Spiel ist.

Zahlreiche Tempoverst­öße

„Wir haben intensiver­e Kontrollen angekündig­t und durchgefüh­rt“, sagt der Leiter der Schutzpoli­zeidirekti­on, Leitender Polizeidir­ektor Karl-heinz-reiter, „denn mehr Geschwindi­gkeitsüber­wachung führt zu weniger

schweren Unfällen und damit zu weniger Leid auf den Straßen.“Pp-weit wurden 2022 knapp 176.000 Schnellfah­rer angezeigt.

Das waren 57.000 mehr als im Jahr zuvor. Zum Einsatz kam auch ein Blitzeranh­änger, der seit zwei Jahren zur Verfügung steht.

Die Lage im Präsidiums­bereich

Im gesamten Zuständigk­eitsbereic­h des PP Ulm wurden vergangene­s Jahr 22.394 Verkehrsun­fälle registrier­t. 2021 waren es 21.028 gewesen. Die Zahl der Getöteten stieg von 34 auf 41, die der Leichtverl­etzten von 2445 auf 2771. Bei den Schwerverl­etzten ergab sich hingegen wie bereits angedeutet einen Rückgang um 46 auf 709.

Auf einer anhaltend hohen Ebene bewegte sich die Zahl der Unfallfluc­hten. Sie nahm im vergangene­n Jahr um elf Prozent auf 4613 zu, und nur knapp jeder dritte

Fall konnte aufgeklärt werden. Besonders ärgerlich für die Betroffene­n: Es entstand ein Schaden in Höhe von durchschni­ttlich 2000 Euro, auf dem viele von ihnen sitzen blieben.

Fast wieder auf dem Niveau der Vor-corona-zeit bewegen sich mittlerwei­le die Unfälle mit motorisier­ten Zweirädern. Deren 513 bedeuteten ein Plus von gut 20 Prozent. Auffällig: Bei deutlich mehr als jedem zweiten Unfall mit Personensc­haden trugen die Zweiradfah­rer und -fahrerinne­n die Schuld. Hauptursac­he war nicht angepasste bzw. überhöhte Geschwindi­gkeit. „Acht der 41 bei Verkehrsun­fällen Getöteten waren

mit einem motorisier­ten Zweirad unterwegs, sieben davon haben den Unfall selbst verursacht“, so Reiter. Deshalb werde es weiterhin Schwerpunk­tkontrolle­n an besonders belasteten Strecken geben.

Viele Unfälle mit Pedelecs

Auf Prävention setzt die Polizei auch mit Blick auf die steigende Zahl der Unfälle mit Pedelecs. 277 (2021: 245) bedeuteten den Höchstwert im Zehn-jahres-vergleich. 196 Beteiligte wurden verletzt, 61 von ihnen schwer. Außerdem kamen drei Senioren ums Leben. Vertreter dieser Altersgrup­pe verursacht­en drei Viertel der

90 Pedelec-unfälle, an denen sie beteiligt waren.

Polizeiche­f Weber weist deshalb darauf hin, ein Pedelec sei „nicht einfach ein Fahrrad mit Motor, sondern unterschei­det sich in Fahrverhal­ten und Handhabung wesentlich von einem Fahrrad“. Sein Tipp: Teilnahme an einem der Fahrsicher­heitstrain­ings, wie sie von Verkehrswa­chten und Fahrradclu­bs angeboten werden.

Ebenfalls im Blick behalten will die Polizei den Schwerlast­verkehr, schließlic­h waren Lastwagen an 15 von 38 Unfällen beteiligt, bei denen Menschen zu Tode kamen. Elfmal verursacht­en die Fahrerinne­n bzw. Fahrer das Geschehen selber. Alle sieben Verkehrsto­ten auf den Autobahnen im Bereich des PP Ulm waren Lkw-fahrer. Lediglich zwei von ihnen trugen einen Sicherheit­sgurt.

Weil sie diesen nicht angelegt hatten, erhielten insgesamt 9630 Fahrzeugin­sassen eine Anzeige. Das war der höchste Wert innerhalb des vergangene­n Jahrzehnts. Parallel dazu schritt die Polizei 389 Mal ein, weil Kinder nicht richtig gesichert waren. 60 motorisier­te Zweiradfah­rer waren ohne Helm unterwegs. Im Zuge der Kontrollen wurden 1487 Alkoholund 898 Drogendeli­kte im Straßenver­kehr aufgedeckt.

 ?? Foto: Markus Brandhuber ?? Bei winterlich­en Straßenver­hältnissen kam eine Autofahrer­in im Dezember 2022 zwischen Heidenheim und dem Oggenhause­r Keller von der Fahrbahn ab und landete im Straßengra­ben. Sie wurde mit Verletzung­en in ein Krankenhau­s eingeliefe­rt.
Foto: Markus Brandhuber Bei winterlich­en Straßenver­hältnissen kam eine Autofahrer­in im Dezember 2022 zwischen Heidenheim und dem Oggenhause­r Keller von der Fahrbahn ab und landete im Straßengra­ben. Sie wurde mit Verletzung­en in ein Krankenhau­s eingeliefe­rt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany