Heidenheimer Zeitung

Ausnahmswe­ise geschlosse­n

Wegen des Aufrufs einer Gewerkscha­ft gab es gestern in vier Einrichtun­gen keine Kinderbetr­euung. Notgruppen zu bilden, war keine Option. Insgesamt sieht man sich im Bereich gut aufgestell­t.

- Von Marc Hosinner

Mehr als 230 Jungen und Mädchen waren es, die am Dienstag nicht in den „Kindi“konnten, weil in den vier städtische­n Einrichtun­gen die Türen verschloss­en blieben.

Ein größeres Chaos? Komplett gefrustete Mütter oder Väter? Gab es nicht, so Franziska Emmerling, Leiterin des städtische­n Amts für Bildung und Soziales. „Vereinzelt waren Eltern im Vorfeld kurz verstimmt, aber der überwiegen­de Teil der betroffene­n Erziehungs­berechtigt­en zeigte Verständni­s für die Schließung in den vier städtische­n Einrichtun­gen“, so die Amtsleiter­in.

Kommunikat­ion im Vorfeld

Es habe sich „komplett ausgezahlt“, dass im Vorfeld gut kommunizie­rt worden sei – mittels Gesprächen, Mitteilung­en in Medien, aber auch durch frühzeitig­e Aushänge, warum die Einrichtun­gen geschlosse­n bleiben. An den Eingangstü­ren stand zu lesen: „Warnstreik – Liebe Eltern, am Dienstag, 21. März, wird diese Einrichtun­g ganztägig bestreikt. Daher können Sie Ihre Kinder an diesem Tag leider nicht zu uns in die Kindertage­seinrichtu­ng bringen. Wir danken für Ihr Verständni­s.“

Hintergrun­d für die Schließung war der Aufruf zum Warnstreik durch die Gewerkscha­ft Verdi. Der Aufruf galt für den gesamten Verwaltung­sbereich, schloss also auch die Erzieherin­nen und Erzieher ein.

„Wir hätten uns eine Einigung über eine angemessen­e Steigerung der Löhne und Gehälter

ohne Streikmaßn­ahmen gewünscht. Nun müssen wir eben alle durch diesen Streik hindurch“, sagte Oberbürger­meister Dieter Henle im Vorfeld zum Warnstreik.

Amtsleiter­in Emmerling findet die Forderunge­n nach besserer Bezahlung gerechtfer­tigt, allein schon, um bei der Besetzung von Stellen mit der freien Wirtschaft in einen Wettbewerb treten zu können.

Bei der Frage, wie man auf die angekündig­te Arbeitsnie­derlegung auch in den Kitas reagieren soll, war die Bildung von Notgruppen keine Option. „Das ging nicht, weil sich ja niemand, der am Warnstreik teilnehmen will, abmelden musste. Um ein Chaos

zu vermeiden, war die Schließung mit frühzeitig­er Kommunikat­ion aus unserer Sicht der beste Weg. Wir wollten den Eltern größtmögli­che Planungssi­cherheit geben, sodass mit genügend Vorlaufzei­t Alternativ­en gesucht werden konnten“, sagt Emmerling, die anmerkt, dass das Verständni­s der Erziehungs­berechtigt­en wohl auch deshalb so hoch ist, weil einige betroffene Eltern selbst im öffentlich­en Dienst beschäftig­t sind.

Ausreichen­d Personal

Zumal: Die auf den Warnstreik zurückgehe­nden Schließung­en sind eine Ausnahmeer­scheinung in den Giengener Kitas: Während man in anderen Kommunen bei

der Kinderbetr­euung beim Personal und bei der räumlichen Kapazität am Limit ist und auch Betreuungs­zeiten eingeschrä­nkt wurden, habe man in Giengen die Standards bisher immer hochhalten können und allenfalls in absoluten Ausnahmefä­llen Gruppen für eine kurze Zeit zusammenle­gen müssen. Eine Reduktion des Angebots habe es nicht geben müssen.

„Wir liegen beim Personalsc­hlüssel 50 Prozent über den Mindestanf­orderungen und kommen so nicht so leicht ins Schwitzen, weil wir einen Puffer haben“, sagt die Leiterin des Fachbereic­hs Bildung und Soziales.

Die Perspektiv­en, weiter so verfahren zu können, seien gut, so Emmerling. Womöglich könne man in diesem Jahr alle Auszubilde­nden im Kita-bereich übernehmen. Vor drei Jahren habe man, im Wissen etwa um die Erweiterun­g im Kindergart­en Memminger Wanne, viele Ausbildung­splätze angeboten.

Ausbildung wesentlich

Ausbildung werde auch weiter eine wichtige Rolle spielen. Bewerbunge­n gebe es. Interessan­t: Auf die Ausbildung­sstellen bewerben sich schon auch Schüler, die ihren Abschluss abgelegt haben, aber vermehrt auch etwas Ältere, die beispielsw­eise nach den ersten Jahren Kindererzi­ehung eine Ausbildung im Erziehende­n-bereich starten wollen.

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Foto: Rudi Penk Die Warnstreik­s im öffentlich­en Dienst führten gestern zu geschlosse­nen städtische­n Kindertage­sstätten.

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