Ausnahmsweise geschlossen
Wegen des Aufrufs einer Gewerkschaft gab es gestern in vier Einrichtungen keine Kinderbetreuung. Notgruppen zu bilden, war keine Option. Insgesamt sieht man sich im Bereich gut aufgestellt.
Mehr als 230 Jungen und Mädchen waren es, die am Dienstag nicht in den „Kindi“konnten, weil in den vier städtischen Einrichtungen die Türen verschlossen blieben.
Ein größeres Chaos? Komplett gefrustete Mütter oder Väter? Gab es nicht, so Franziska Emmerling, Leiterin des städtischen Amts für Bildung und Soziales. „Vereinzelt waren Eltern im Vorfeld kurz verstimmt, aber der überwiegende Teil der betroffenen Erziehungsberechtigten zeigte Verständnis für die Schließung in den vier städtischen Einrichtungen“, so die Amtsleiterin.
Kommunikation im Vorfeld
Es habe sich „komplett ausgezahlt“, dass im Vorfeld gut kommuniziert worden sei – mittels Gesprächen, Mitteilungen in Medien, aber auch durch frühzeitige Aushänge, warum die Einrichtungen geschlossen bleiben. An den Eingangstüren stand zu lesen: „Warnstreik – Liebe Eltern, am Dienstag, 21. März, wird diese Einrichtung ganztägig bestreikt. Daher können Sie Ihre Kinder an diesem Tag leider nicht zu uns in die Kindertageseinrichtung bringen. Wir danken für Ihr Verständnis.“
Hintergrund für die Schließung war der Aufruf zum Warnstreik durch die Gewerkschaft Verdi. Der Aufruf galt für den gesamten Verwaltungsbereich, schloss also auch die Erzieherinnen und Erzieher ein.
„Wir hätten uns eine Einigung über eine angemessene Steigerung der Löhne und Gehälter
ohne Streikmaßnahmen gewünscht. Nun müssen wir eben alle durch diesen Streik hindurch“, sagte Oberbürgermeister Dieter Henle im Vorfeld zum Warnstreik.
Amtsleiterin Emmerling findet die Forderungen nach besserer Bezahlung gerechtfertigt, allein schon, um bei der Besetzung von Stellen mit der freien Wirtschaft in einen Wettbewerb treten zu können.
Bei der Frage, wie man auf die angekündigte Arbeitsniederlegung auch in den Kitas reagieren soll, war die Bildung von Notgruppen keine Option. „Das ging nicht, weil sich ja niemand, der am Warnstreik teilnehmen will, abmelden musste. Um ein Chaos
zu vermeiden, war die Schließung mit frühzeitiger Kommunikation aus unserer Sicht der beste Weg. Wir wollten den Eltern größtmögliche Planungssicherheit geben, sodass mit genügend Vorlaufzeit Alternativen gesucht werden konnten“, sagt Emmerling, die anmerkt, dass das Verständnis der Erziehungsberechtigten wohl auch deshalb so hoch ist, weil einige betroffene Eltern selbst im öffentlichen Dienst beschäftigt sind.
Ausreichend Personal
Zumal: Die auf den Warnstreik zurückgehenden Schließungen sind eine Ausnahmeerscheinung in den Giengener Kitas: Während man in anderen Kommunen bei
der Kinderbetreuung beim Personal und bei der räumlichen Kapazität am Limit ist und auch Betreuungszeiten eingeschränkt wurden, habe man in Giengen die Standards bisher immer hochhalten können und allenfalls in absoluten Ausnahmefällen Gruppen für eine kurze Zeit zusammenlegen müssen. Eine Reduktion des Angebots habe es nicht geben müssen.
„Wir liegen beim Personalschlüssel 50 Prozent über den Mindestanforderungen und kommen so nicht so leicht ins Schwitzen, weil wir einen Puffer haben“, sagt die Leiterin des Fachbereichs Bildung und Soziales.
Die Perspektiven, weiter so verfahren zu können, seien gut, so Emmerling. Womöglich könne man in diesem Jahr alle Auszubildenden im Kita-bereich übernehmen. Vor drei Jahren habe man, im Wissen etwa um die Erweiterung im Kindergarten Memminger Wanne, viele Ausbildungsplätze angeboten.
Ausbildung wesentlich
Ausbildung werde auch weiter eine wichtige Rolle spielen. Bewerbungen gebe es. Interessant: Auf die Ausbildungsstellen bewerben sich schon auch Schüler, die ihren Abschluss abgelegt haben, aber vermehrt auch etwas Ältere, die beispielsweise nach den ersten Jahren Kindererziehung eine Ausbildung im Erziehenden-bereich starten wollen.