Heidenheimer Zeitung

Zumindest ein Strohhalm

- André Bochow zum chinesisch-russischen Verhältnis

Wenn es danach ginge, wer im chinesisch-russischen Verhältnis die Ansagen macht, müsste Chinas Herrscher Xi nur mit dem Finger schnipsen, um seinen Autokraten-kollegen Putin auf die Friedenssc­hiene zu bringen. Ganz so einfach ist es sicher nicht; noch wähnt sich der Kreml-boss auf dem Wege zu einem postsowjet­ischen Imperium mit

Macht und Einfluss in der ganzen Welt. Tatsächlic­h unternimmt Putin alles dafür, sein Land zu einem Vasallen Chinas zu machen. Peking bindet Moskau immer stärker an sich und wird Putin nicht dadurch verärgern, dass es ihn als Menschensc­hlächter bezeichnet. Der es an Untertänig­keit gegenüber dem großen chinesisch­en Partner nicht fehlen lässt, wie man gerade besichtige­n konnte. Hat also China die Fäden für einen Frieden in Europa in der Hand? Die Antwort lautet: Vielleicht nicht alle, aber einige. Denn auch die Ukraine ist brennend an guten Beziehunge­n mit China interessie­rt, wartet nur auf einen Kontakt auf allerhöchs­ter Ebene und könnte diesen Vermittler akzeptiere­n.

Dessen Friedenspl­an basiert zwar im Wesentlich­en darauf, dass die Ukraine einem Waffenstil­lstand und Verhandlun­gen zustimmen müsste, während russische Truppen weiter Teile des Landes besetzt halten, aber ein erster, viele Leben bewahrende­r Schritt wäre möglich. Deshalb sollte die chinesisch­e Initiative nicht einfach beiseite gewischt werden. Es ist nur eine kleine Hoffnung. Aber es ist immerhin eine. Der Westen sollte die chinesisch­e Offerte ernst nehmen. Klar ist auch: Der Plan ist bislang allenfalls ein Appell. Wenn China wirklich dauerhaft Frieden schaffen will, muss es seine Wirtschaft­smacht gegen Russland ausspielen.

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