Zumindest ein Strohhalm
Wenn es danach ginge, wer im chinesisch-russischen Verhältnis die Ansagen macht, müsste Chinas Herrscher Xi nur mit dem Finger schnipsen, um seinen Autokraten-kollegen Putin auf die Friedensschiene zu bringen. Ganz so einfach ist es sicher nicht; noch wähnt sich der Kreml-boss auf dem Wege zu einem postsowjetischen Imperium mit
Macht und Einfluss in der ganzen Welt. Tatsächlich unternimmt Putin alles dafür, sein Land zu einem Vasallen Chinas zu machen. Peking bindet Moskau immer stärker an sich und wird Putin nicht dadurch verärgern, dass es ihn als Menschenschlächter bezeichnet. Der es an Untertänigkeit gegenüber dem großen chinesischen Partner nicht fehlen lässt, wie man gerade besichtigen konnte. Hat also China die Fäden für einen Frieden in Europa in der Hand? Die Antwort lautet: Vielleicht nicht alle, aber einige. Denn auch die Ukraine ist brennend an guten Beziehungen mit China interessiert, wartet nur auf einen Kontakt auf allerhöchster Ebene und könnte diesen Vermittler akzeptieren.
Dessen Friedensplan basiert zwar im Wesentlichen darauf, dass die Ukraine einem Waffenstillstand und Verhandlungen zustimmen müsste, während russische Truppen weiter Teile des Landes besetzt halten, aber ein erster, viele Leben bewahrender Schritt wäre möglich. Deshalb sollte die chinesische Initiative nicht einfach beiseite gewischt werden. Es ist nur eine kleine Hoffnung. Aber es ist immerhin eine. Der Westen sollte die chinesische Offerte ernst nehmen. Klar ist auch: Der Plan ist bislang allenfalls ein Appell. Wenn China wirklich dauerhaft Frieden schaffen will, muss es seine Wirtschaftsmacht gegen Russland ausspielen.