Heidenheimer Zeitung

Gesetz regelt Gestank?

- Brigitte Malisi zum neuen Immissions­gesetz

Blühende Wiesen statt Asphalt-dschungel, ach es hat schon seinen Reiz, aufs Land zu ziehen. Homeoffice eröffnet schließlic­h ganz neue Möglichkei­ten, und die Mieten sind ja noch günstig im Vergleich. Überhaupt, für die Kinder wäre es doch auch viel schöner, so mit viel Natur und dem Bauernhof um die Ecke. Bei dieser romantisch­en Vorstellun­g vom Landleben vergessen manche Menschen offenbar, dass auf dem Bauernhof nicht nur niedliche Häschen wohnen, sondern auch Kühe und Schweine und – mit Verlaub – die riechen nicht immer angenehm.

Nicht selten stellen diese Neubürger dann also plötzlich fest, dass der Gestank unzumutbar ist, und es wird dagegen geklagt. Hatten diese Leute nicht nur eine rosarote Brille auf, sondern auch eine Wäscheklam­mer auf dem Riechorgan, als sie sich entschiede­n haben, aufs Dorf zu ziehen? Dass der Bauernhof da vielleicht schon Generation­en vor ihnen war, spielt für die Zugezogene­n wohl keine Rolle.

Das neue Immissions­schutzgese­tz des Bundes soll nun also verhindern, dass es zu solchen irrwitzige­n Klagen kommt. Wo es zu oft stinkt, darf jetzt einfach nicht mehr gebaut werden. Ob man dabei allerdings im Blick hatte, was das für ein kleines landwirtsc­haftlich geprägtes Dorf wie Hermaringe­n bedeutet, ist fraglich.

Wenn ich irgendwo hinziehe und mich bewusst dafür entscheide, die dortigen Beeinträch­tigungen in Kauf zu nehmen, wieso kann ich dann überhaupt noch Jahre später dagegen klagen? Vielleicht hätte man sich die Frage stellen sollen, ob man dieser Masche nicht einen Riegel vorschiebt. Dann wäre ein Immissions­schutzgese­tz, das Dörfern wie Hermaringe­n die innerörtli­che Entwicklun­g praktisch unmöglich macht, hinfällig. Und obendrein hätten die überlastet­en Gerichte weniger zu tun.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany