Sanieren: So geht es richtig
Energie Heizung tauschen, Dach und Außenwände dämmen: Die Vorgaben zur Umsetzung der Wärmewende werden immer strenger. Wie streng, darüber streitet die Koalition.
Hausbesitzer müssen sich auf herausfordernde Jahre einstellen. Für viele steht nicht nur der Tausch ihrer Öl- oder Gasheizung, sondern auch die Sanierung ihres Gebäudes an. Denn das Eu-parlament hat strenge Energieeffizienzregeln von Häusern auf den Weg gebracht. Das könnte massive Auswirkungen haben. Was müssen Hausbesitzer jetzt wissen?
Damit die EU bis 2050 klimaneutral wird, muss vor allem der Gebäudesektor nachlegen. Hier ist die Energieeffizienz besonders schlecht. Das Eu-parlament hat deshalb für strenge Anforderungen zur Sanierung von Gebäuden gestimmt. Wohngebäude sollen bis 2030 mindestens die Energieeffizienzklasse E und bis 2033 die Energieeffizienzklasse D erreichen. Das könnte europaweit 35 Millionen Gebäude betreffen. In der EU geht die Skala von A bis G, in Deutschland reicht sie von A bis H. Noch gibt es kein gültiges Gesetz. Bereits jetzt ist aber klar, dass die Nationalstaaten Spielraum bei der Ausgestaltung haben werden.
Worum geht es? Welche Energieeffizienzklasse hat mein Haus?
Das steht im Energieausweis, der beim Kauf einer Immobilie verpflichtend ist. Er ist zehn Jahre gültig. Wer keinen Ausweis hat, kann sich den von einem Energieberater ausstellen lassen. In Deutschland gibt es zwei Arten: Ein Bedarfsausweis legt den Energiebedarf eines Gebäudes auf Grundlage von Daten wie den verwendeten Baumaterialien fest. Ein Verbrauchsausweis legt die Verbrauchswerte der Hausbewohner der vergangenen Jahre zugrunde. Die Verbrauchsausweise sind schwieriger vergleichbar, denn ihre Aussagekraft hängt vom Verhalten der Bewohner ab. Ob nun ein Bedarfs- oder Verbrauchsausweis bei der Bestimmung der Energieeffizienzklasse entscheidend sein wird, ist unklar.
Wie bekommt mein Haus eine andere Effizienzklasse?
„Für die Energieeffizienz eines Gebäudes sind zwei Dinge eigentlich immer eine gute Sache: erstens selbst Energie produzieren oder zweitens die Gebäudehülle aufwerten“, sagt Christian Handwerk von der Verbraucherzentrale NRW. Das bedeutet: Hausbesitzer können sich eine Pv-anlage aufs Dach montieren. Auch Mieter können etwas tun, so zum Beispiel in Abstimmung mit dem Vermieter Balkonsolar-elemente anschrauben. Zusätzlich lässt sich sparen, indem Mieter Fenster abdichten oder im Winter Vorhänge vor das Fenster hängen. „Dichtigkeit ist das Wichtigste, aber ein Vorhang verbessert zum Beispiel ein Fenster mit Isolierverglasung noch einmal um etwa 30 Prozent“, erläutert der Referent für energetisches Bauen.
Hausbesitzer müssen bei der Sanierung an die Gebäudehülle ran. Sie können die Kellerdecke oder die oberste Geschossdecke isolieren, die Außenwände und das Dach dämmen. Dem Verbraucherschützer zufolge schonen die Umbaumaßnahmen den Geldbeutel langfristig. „Die Dämmung der Außenwand amortisiert sich nach zehn bis zwölf Jahren. Die Dämmung des Dachs spart mehr ein, als sie kostet“, sagt Handwerk.
Doch lassen sich mit den umfassenden Maßnahmen Energieeffizienzklassen überspringen? „Das hängt vom Einzelfall ab“, erläutert Lutz Badelt von der Interessenvertretung für Energieberater GIH Berlin-brandenburg. „Es ist wichtig, die Maßnahmen aufeinander abzustimmen“, rät der Vorsitzende der regionalen Vertretung. Ein Fenstertausch sei beispielsweise sehr teuer, aber nicht immer sinnvoll.
Energieberater Badelt hält Kosten in Höhe von 100 000 bis 250 000 Euro im Falle einer Sanierung inklusive neuer Dämmung, Fenster und Heizungseinbau nicht für unrealistisch. Wie hoch die Kosten sind, hängt nicht nur von den Marktpreisen, sondern auch der Region und der Verfügbarkeit von Handwerkern ab. Es würde vielfach ein Angebot erstellt, Handwerker aber nach Tagespreisen arbeiten – damit verändere sich am Ende die Gesamtrechnung, warnt Badelt. Verbraucherschützer Handwerk hat eine Rechnung für ein Einfamilienhaus von 150 Quadratmetern aufgestellt. Demnach würde eine Außenwanddämmung 20 000 bis 24 000 Euro kosten. Eine Dachdämmung 13 000 bis 15 000 Euro. Mögliche Fördergelder hat er hier schon berücksichtigt.
Wie teuer ist das?
Eigentümer alter Gebäude müssen mit einigen zehntausend Euro Kosten rechnen.
Welche Förderungen gibt es? Sowohl Bund, Länder als auch Kommunen unterstützen finanziell. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) bezuschusst die Dämmung von Außenwänden, des Dachs und den Tausch von Fenstern und Türen mit 15 Prozent. Die förderfähigen Kosten für die energetische Sanierung von Wohngebäuden sind gedeckelt auf 60 000 Euro pro Wohneinheit und Jahr, insgesamt auf maximal 600 000 Euro pro Gebäude. Erstellt dieser einen individuellen Sanierungsfahrplan (ISFP), gibt es zusätzlich einen Bonus in Höhe von fünf Prozent.
Wer ein bereits bestehendes Gebäude zu einem Effizienzhaus sanieren oder ein solches kaufen möchte, wird von der KFW zudem mit Krediten und Tilgungszuschüssen gefördert. Der Tilgungszuschuss für ein Haus der Effizienzklasse EH 85 beträgt fünf Prozent, für den besseren Standard EH 40 sind es 20 Prozent. Die Zuschüsse sind bis zu einem Kreditbetrag von 120 000 Euro gedeckelt.
Wie sollte ich vorgehen? Experten empfehlen, als ersten Schritt einen zertifizierten Energieberater zu beauftragen, der sich das Gebäude anschaut und einen Sanierungsfahrplan aufstellt. Das hat mehrere Vorteile: Zum einen bekommt man nur dann einen Kfwkredit und einen Bafa-zuschuss, wenn ein zertifizierter Energieberater in den Förderantrag eingebunden ist. Zum anderen kann der Berater verhindern, dass man eine überdimensionierte Heizung einbaut, die es aber gar nicht gebraucht hätte, wenn man zuerst die Außenwände saniert hätte.
Hilfe bei der Suche nach einem passenden Energieeffizienz-experten
gibt es bei der von der Deutschen Energie-agentur Gmbh (dena) zur Verfügung gestellten Internetseite: www.energie-effizienz-experten.de. „Die auf der Liste verzeichneten Energieberater bilden sich regelmäßig weiter. Zudem fordern wir einen Praxisnachweis an“, erläutert der Bereichsleiter klimaneutrale Gebäude der Deutschen Energieagentur (dena), Christian Stolte. Die Kosten einer Energieberatung würden vom Einzelfall abhängen und häufig zwischen 1000 und 2000 Euro für Einfamilienhäuser betragen. Allerdings, betont Stolte, fördere das Bafa die Beratung mit 80 Prozent.