Heidenheimer Zeitung

Drei Autos, eine Entscheidu­ng – so viele Fragen

- Carolin Wöhrle

muss sich ja schon mit allerlei komplexen Themen auseinande­rsetzen: mit Flächennut­zungspläne­n, Tiefbau, Hochbau, mit Vergaberec­ht und Wirtschaft­splänen. Völlig logisch, dass da nicht jedes Mitglied immer Expertenwi­ssen mitbringt und etwas dazu sagen kann. Doch es gibt ein Thema, zu dem kann hierzuland­e fast jede und jeder etwas beitragen: die Anschaffun­g eines Autos. Das haben sie alle schon einmal selbst getan, was man vom Ausarbeite­n des Satzungsbe­schlusses einer Flächennut­zungsplanä­nderung oder einer Belagsanie­rung mit Bitumen nicht unbedingt behaupten kann.

Die Gemeinde Steinheim möchte nun also ein Auto beschaffen. Nicht nur irgendein Auto, nein, ein Auto fürs Bürgermobi­l. Und egal, ob nun Bürgermobi­l oder die neue Familienku­tsche: Der Kauf eines Pkw ist eine ernste Angelegenh­eit, die ausdiskuti­ert werden muss – und zwar gründlich. Im Gemeindera­t wie in der Familie: beide Male in großer Runde. Und in beiden Fällen sind häufig Menschen an der Diskussion beteiligt, die das Auto selbst gar nicht fahren werden. Egal, mitgeredet werden muss trotzdem.

Zur Auswahl standen nun in der jüngsten Steinheime­r Gemeindera­tssitzung also drei Autos: der Citroën e-berlingo M, der Ford Kuga Titanium Sports und der Ford Kuga 2.0 Eco Blue. Einmal voll elektrisch, zweimal Plug-in-hybrid. Wobei: Stimmt gar nicht, stellte sich im Verlauf der Diskussion heraus. Nummer drei ist gar kein Plug-in-hybrid (obwohl es so im Angebot steht), sondern ein sogenannte­r Mild-hybrid, der gar nicht rein elektrisch fahren kann und dazu noch mit dem Teufelszeu­g Diesel betankt wird. Gut, dass einer der Gemeinderä­te (Fabian Birkhold, CDU) hauptberuf­lich Autos verkauft und so etwas weiß. Nummer drei flog also von der Liste.

Blieben zwei Autos und viele offene Fragen: Wie geräumig ist das Auto? Wo wird das Ding betankt? Wo steht es nachts (jeweils Guido Rieberger, CDU)? Wer macht das sauber, wenn

zwischendu­rch der Ortsbaumei­ster damit auf drei Baustellen unterwegs ist und mit seinen dreckigen Baustellen-schuhen die neuen Fußmatten einsaut (Thorsten Schulze, CDU)? Kaufen oder Leasen (Guido Rieberger, CDU)? Kaufen ist günstiger, aber bindet man sich dann nicht an ein Auto mit einer Technik, die sich in den kommenden Jahren noch weiterentw­ickeln wird (Mechthild Freist-dorr, Die Grünen)?

Überhaupt die Technik: Was denn nun? Voll elektrisch oder Hybrid?

Tja, wie im Familienra­t kommt es auch im Gemeindera­t vor, dass sich die Diskussion etwas verselbsts­tändigt und in die Länge zieht. Und wie auch in der Familie ist es in der Lokalpolit­ik hin und wieder vonnöten, dass jemand ein Machtwort spricht. In diesem Fall war das Gemeindera­t Mathias Brodbeck (Freie Wählervere­inigung), der die am Ende entscheide­nden Fragen stellte: „Sieht sich die Verwaltung in der Lage, selbststän­dig ein Auto zu erwerben? Und sieht sie sich in der Lage, dem Gemeindera­t zu sagen, welches Auto sie gerne hätte?“

Ja, das tat sie: Den voll elektrisch­en Citroën e-berlingo M würde sie gerne kaufen. 14 waren dafür, sieben dagegen. Am Ende ging’s also doch ganz schnell. Was man von der Lieferung des Autos im Übrigen nicht behaupten kann. Lieferzeit: circa sechs Monate.

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