Heidenheimer Zeitung

Sontheim setzt auf Kooperatio­n

Der Sontheimer Gemeindera­t machte einstimmig den Weg frei zum Abschluss eines Kooperatio­nsvertrage­s mit der Netcom BW Gmbh zum Ausbau des Breitbandn­etzes.

- Von René Rosin

Anfang November letzten Jahres fand in der Stadthalle Niederstot­zingen ein nichtöffen­tliches Treffen von Gemeinderä­ten der Kommunen Herbrechti­ngen, Sontheim an der Brenz, Niederstot­zingen und Hermaringe­n statt. Bei dieser Veranstalt­ung ließen sich die Teilnehmer von der Geo Data Gmbh – einem Komplettdi­enstleiste­r im Bereich Breitbanda­usbau aus Westhausen – die Thematik „Breitbanda­usbau“erklären und auch Ergebnisse eines Markterkun­dungsverfa­hrens vorstellen.

Ein Beschluss wurde damals nicht gefasst. Allerdings haben sich Herbrechti­ngen, Sontheim an der Brenz, Niederstot­zingen und Hermaringe­n darauf verständig­t, die Entscheidu­ngsgrundla­gen für das weitere Vorgehen im Bereich Breitbanda­usbau gemeinsam zu erarbeiten und auch die Beratung und Beschlussf­assung in den jeweiligen Gemeinderä­ten gemeinsam vorzuberei­ten. Die Gemeinde Sontheim hat nun als erste der vier Kommunen einen Gemeindera­tsbeschlus­s dazu gefasst.

Man präferiere für den Ausbau des Breitbandn­etzes die Variante des „eigenwirts­chaftliche­n Ausbaus“, erklärte der stellvertr­etende Bürgermeis­ter von Sontheim und Fraktionsc­hef der Freien Wählervere­inigung, Jonas Pürckhauer am Dienstagab­end. Er vertrat Bürgermeis­ter Tobias Rief, der sich momentan im Urlaub befindet. Denn so schnell und so günstig werde man wohl nicht mehr zu einem flächendec­kenden und gigabitfäh­igen Ausbau des Breitbandn­etzes kommen können, ergänzte er.

„Eigenwirts­chaftliche­r“Ausbau

eines Glasfasern­etzes bedeutet, dass die Unternehme­n, die die Netze später einmal betreiben werden, die Planung des Ausbaus und die Verlegung der Kabel in eigener Verantwort­ung und auf eigene Kosten übernehmen. Die Gemeinde muss also selbst kein Geld dafür in die Hand nehmen. Zudem erspart sich die Kommune den Aufwand und eventuelle juristisch­e Risiken, die mit einer europaweit­en Ausschreib­ung verbunden sind.

Das sind die Nachteile

Ein „eigenwirts­chaftliche­r“Ausbau hat allerdings auch Nachteile für die jeweilige Kommune: Sie wird nicht zum Inhaber der Netzinfras­truktur, kann mit ihr also auch keine Vermarktun­gserlöse über Verpachtun­g erzielen.

Und man hat auch keinen Einfluss darauf, ob und wie das Netz in Zukunft einmal ausgebaut wird und ob der Kooperatio­nspartner das Glasfasern­etz später einmal weiterverk­auft. Und an wen verkauft wird.

Der Verwaltung der Gemeinde Sontheim lagen zwei Angebote für Ausbau-kooperatio­nsverträge vor, von der Breitbandv­ersorgung Deutschlan­d Gmbh (Marke: „toni“) und der Netcom BW Gmbh. Beide Angebote seien „relativ günstig“, so seine persönlich­e Einschätzu­ng, sagte Jonas Pürckhauer. „Und ich glaube auch nicht, dass sie in den nächsten Monaten besser werden, Stichwort Zinsanstie­g und Co.“, ergänzte er. Nach einem Vergleich der beiden Angebote hat sich die Verwaltung für das der Netcom

BW Gmbh ausgesproc­hen, so Pürckhauer.

Als Grund für diese Empfehlung verwies der stellvertr­etende Bürgermeis­ter auf das bereits im Landkreis vorhandene Backbonene­tz der Netcom BW, das ermögliche ein „nahtfreies“Aufsetzen des Sontheimer Glasfasern­etzes. Zudem habe man in der Vergangenh­eit bereits gute Erfahrunge­n mit diesem Netzbetrei­ber gemacht. Auch lässt die Anteilseig­nerstruktu­r der Netcom BW vermuten, dass eine zukünftige Veräußerun­g dieser kritischen Infrastruk­tur an einen ausländisc­hen Investor tendenziel­l eher unwahrsche­inlich erscheint.

Die Netcom BW setzt allerdings das Erreichen einer Vorvermark­tungsquote von 35 Prozent im Ausbaugebi­et über alle Anschlüsse

hinweg voraus. Mit Erreichen dieser Quote sichert das Unternehme­n einen vollständi­gen Breitbanda­usbau zu. Jonas Pürckhauer rief deshalb die Sontheimer Bevölkerun­g dazu auf, dieses Angebot auch wahrzunehm­en. Er rief auch auf zu solidarisc­hem Denken, „denn damit hilft man allen, die schlechter versorgt sind“. Zudem entlaste man mit seiner privaten Vertragsun­terschrift auch die Gemeinde. Wenn sich die Kommune Sontheim zusätzlich­e Ausgaben für den Breitbanda­usbau in den nächsten Jahren sparen könne, dann „tut das unserer Gemeindeka­sse gut“.

Die Gemeinde hat in den letzten Jahren bereits einiges investiert in den Breitbanda­usbau, sowohl in Form von Planungs- als auch Bauleistun­gen. Derzeit läuft im Rahmen des „Weiße Flecken“programms – also in Gebieten einer Bandbreite unter 30 Mbit/s – bereits ein Ausbau. „Wir sind in den letzten Jahren vorangekom­men, aber noch lange nicht so, wie wir das gerne hätten“, so Pürckhauer.

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Foto: stock.adobe.com/karsten Auch die Sontheimer sollen endlich in den Genuss eines Glasfasern­etzes kommen.

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