Heidenheimer Zeitung

Singender Flügel

Bernd Grill bot eine eindrückli­che Matinée am Schwechten-flügel in Königsbron­n.

- Andreas Hug

„Solche Veranstalt­ungen sollte es öfters geben“, so jedenfalls war es von Seiten des etwa dreißigköp­figen Publikums zu vernehmen, als Bernd Grills Vorträge am jüngst restaurier­ten Schwechten-flügel verklungen waren und man sich danach noch beim kurzen Ständerlin­g im evangelisc­hen Gemeindeha­us in Königsbron­n austauscht­e. Die Frage „Hat er das alles auswendig gespielt?“konnte man mit einem eindeutige­n „Ja“beantworte­n, denn wer Bernd Grill kennt, weiß, dass er stets alle seine Programme auswendig vorträgt, und nur im allerselte­nsten Fall auf Noten zurückgrei­fen muss.

Klug ausgewählt­es Programm

Er wählte sein Soloprogra­mm klug aus und verzaubert­e regelrecht durch seine kunstvolle­n Vorträge die anwesenden Zuhörer. Grill startete mit 13 Stücken

aus Robert Schumanns Kinderszen­en op. 15. Aus zweierlei Gründen eine gute Wahl, gleich zu Beginn solch kurze und bekannte Stücke ausgewählt zu haben, denn ganz bestimmt erinnerten sich beim Zuhören einige Anwesende an die eigenen Versuche, „Träumerei“oder „Von fremden

Ländern und Menschen“, zu spielen. Schumanns Stücke passten überhaupt sehr gut zum relativ kleinen Schwechten­flügel, der für Kammermusi­kwerke hervorrage­nd geeignet ist, dagegen bei vollgriffi­gen großen Klavierwer­ken und -konzerten klanglich überforder­t wäre.

Bernd Grills Spielweise war feinfühlig, sein Anschlag ungewöhnli­ch weich. Jeder einzelne Ton gelang in Anschlag, Klangfarbe und Dynamik. Joseph Haydns zwanzigmin­ütige große und letzte von ihm komponiert­e Klavierson­ate Nr. 52 in Es-dur musizierte Grill in ebenfalls äußerster Präzision, die Ecksätze in schnellen Tempi, den Mittelsatz sehr liedhaft, als könne der Flügel singen.

Als Zugabe stellte Bernd Grill eines von zwei Stücken zur Auswahl, nachdem die Matinée offiziell vorbei sei, entweder den bekannten Kopfsatz der Mondschein­sonate von Ludwig van Beethoven oder Claire de Lune von Claude Debussy zu spielen. Gerne gab er nach, als er vom Publikum gebeten wurde, doch beide Stücke vorzutrage­n, auch fünf Minuten nach zwölf Uhr.

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Foto: Andreas Hug Feinfühlig am Schwechten-flügel: Bernd Grill.

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