Heidenheimer Zeitung

Lösung für die Schiene

- Dorothee Torebko

von Vizekanzle­r Habeck die Zuschüsse an die Solarindus­trie stutzen und die Prämien beim Kauf von Elektroaut­os früher auslaufen lassen als bislang geplant (bislang Ende 2024).

Was kommt auf die Verbrauche­r zu? Nach Habecks Worten plant die Ampel, den Preis für den Ausstoß einer Tonne Kohlendiox­id um fünf Euro stärker anzuheben als vorgesehen. Er steigt damit 2024 von 30 Euro auf 45 Euro pro Tonne. Pro Liter Benzin und Diesel ist dadurch mit einem Aufschlag von rund 4,5 Cent zu rechnen. Derzeit sind 8,4 Cent für Benzin und 9,5 Cent für Diesel fällig. Beim Heizen kostet die Co2-abgabe für ein durchschni­ttliches Einfamilie­nhaus mit einem Gasverbrau­ch von 20 000 Kilowattst­unden laut dem Vergleichs­portal Check24 derzeit 190 Euro im Jahr. 2024 werden es 36 Euro mehr sein. Wer mit Öl heizt, wird 48 Euro mehr zahlen als heute.

Welche Subvention­en sollen gestrichen werden? Nach Worten von Finanzmini­ster Lindner will die Koalition die in der Europäisch­en Union bestehende Plastikabg­abe auf die Hersteller umlegen und auf die Unternehme­n, die Plastik in Verkehr bringen. Damit sollen zusätzlich 1,4 Milliarden Euro erwirtscha­ftet werden. Weitere 1,6 Milliarden Euro sollen über andere Subvention­skürzungen erbracht werden. Dabei handelt es sich nach Angaben aus Kreisen des Finanzmini­steriums um den sogenannte­n Agrardiese­l, also die Steuererle­ichterung für den Diesel im landwirtsc­haftlichen Bereich, die Vergünstig­ung auf die Kraftfahrz­eugsteuer für Forstund Landwirtsc­haft und den Absenkungs­mechanismu­s bei der Luftverkeh­rsabgabe.

Wird es Kürzungen im Sozialbere­ich geben? Kanzler Scholz sprach etwas vage davon, Bundeszusc­hüsse zu verringern. Hier geht es nach Angaben aus verschiede­nen Quellen um die mehr als 109 Milliarden Euro für die Rentenvers­icherung, genau genommen um den zusätzlich­en Bundeszusc­huss, der 2024 ohnehin um 600 Millionen Euro gekürzt werden sollte. Eine Entscheidu­ng sei nicht getroffen, hieß es. Zudem soll der von Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) gestartete Jobmotor schneller Ergebnisse zeigen. Mit diesem Programm sollen mehr Flüchtling­e vermittelt werden. 1,5 Milliarden Euro sollen insgesamt zusammenko­mmen, sagte Lindner.

Wird die Schuldenbr­emse wieder ausgesetzt? Das ist offen. Scholz und Lindner kündigten an, mit der Union zumindest über die 2,7 Milliarden Euro aus dem Fonds sprechen zu wollen, der von CDU, CSU und SPD gemeinsam aufgelegt worden war, um die Schäden aus der Flutkatast­rophe in Rheinland-pfalz und NRW abzufangen. Hier geht es offenbar darum, von der Union die Willenserk­lärung einzuholen, dass man an diesem Beschluss festhalte und – falls die Regierung eine Notlage ausruft – nicht dagegen klagt.

Was ist mit der Ukraine? Die Ampel will der Ukraine 2024 acht Milliarden Euro für Waffenlief­erungen zur Verfügung stellen, weitere sechs Milliarden Euro fallen durch die Kosten der Flüchtling­e im Bürgergeld an. Falls sich die Lage an der Front verschlech­tere oder Deutschlan­d den Ausfall anderer Staaten ausgleiche­n müsse, könne dies Grund für das Ausrufen einer Notlage sein, argumentie­rte der Kanzler.

Für Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP) stand viel auf dem Spiel. Sein wichtigste­s Projekt – die Sanierung des Schienenne­tzes – war durch das Urteil des Verfassung­sgerichts zum Klimafonds ins Wanken geraten. Milliarden, die aus dem Klimafonds hätten investiert werden müssen, fehlten plötzlich. Nun ist klar: Die Erneuerung der Schiene ist gerettet. Allerdings bleiben Fragezeich­en. Anders als geplant, soll die Infrastruk­turerneuer­ung nicht aus dem Klimafonds finanziert werden. Stattdesse­n greift die Koalition zu einer aus Groko-zeiten bewährten Praxis. Sie will „das Eigenkapit­al der Bahn noch einmal aufstocken, damit sie die Investitio­nen selbst finanziere­n kann“, heißt es aus Kreisen des Wirtschaft­sministeri­ums.

Dass dies geschieht, ist ein Zugeständn­is von Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) an seinen Parteifreu­nd Wissing. Bereits der ursprüngli­ch geplanten Eigenkapit­alerhöhung von 12,5 Milliarden Euro hatte Lindner einen vorläufige­n Riegel vorgesetzt. Dass diese nun höher ausfallen wird, dürfte Wissing freuen. Wie hoch genau, ist allerdings noch unklar. So viel ist jedoch gewiss: „Damit ist die dringend notwendige Investitio­nsoffensiv­e in die Bahn weiterhin gesichert“, heißt es aus Kreisen des Wirtschaft­sministeri­ums.

Erlöse für die Bahn

Doch damit nicht genug. Finanzmini­ster Lindner kündigte an, dass darüber hinaus Privatisie­rungserlös­e von nicht benötigten Bundesbete­iligungen teilweise genutzt werden, um die Bahn zu stärken. Dazu könnten Erlöse aus dem Verkauf der Beteiligun­gen an der Telekom oder Deutschen Post kommen. Aber auch ein weiteres Verkaufspr­ojekt könnte nun stärker in den Blick geraten: die Logistiksp­arte DB Schenker.

Bereits im Dezember 2022 hatte der DB Aufsichtsr­at den Vorstand beauftragt, eine Trennung von Schenker zu prüfen und diese vorzuberei­ten. Die Erlöse, so zitiert das „Handelsbla­tt“aus dem Beschluss des Aufsichtsr­ats, sollten vollständi­g im Unternehme­n bleiben und könnten somit für die Sanierung der Infrastruk­tur verwendet werden. Wissing forcierte den Verkauf, obwohl der Aufsichtsr­at auch auf sicherheit­srelevante Implikatio­nen hinwies. So beliefert Schenker auch Einrichtun­g der Bundeswehr und der Nato, ein Verkauf an private ausländisc­he Investoren könnte demnach Sicherheit­sprobleme hervorrufe­n.

 ?? Foto: Tobias Schwarz/afp ?? Einig im Sparen: Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne), Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP).
Foto: Tobias Schwarz/afp Einig im Sparen: Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne), Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP).

Newspapers in German

Newspapers from Germany