Heidenheimer Zeitung

Schulfried­en über Lagergrenz­en hinweg?

Regierung und Opposition liefern sich Schlagabta­usch zur Bildung. Es gibt aber auch Kooperatio­nssignale.

- Axel Habermehl Theo Westermann

Stuttgart. Am Tag nach der grünschwar­zen Grundsatze­ntscheidun­g, in Baden-württember­g auf ein neunjährig­es Gymnasium umzustelle­n, haben sich Regierung und Opposition im Landtag einen bildungspo­litischen Schlagabta­usch geliefert – aber auch Kooperatio­nssignale gesendet. Während Redner von Grünen und CDU ihre Schulpolit­ik verteidigt­en, übten Vertreter von SPD, FDP und AFD harsche Kritik.

Sie trete dem Eindruck entgegen, dass das Bildungssy­stem in einem verheerend­en Zustand sei, sagte Kultusmini­sterin Theresa Schopper (Grüne). Die Regierung habe Bildungsst­udien wie die jüngsten Iqb-tests ernstgenom­men und Konsequenz­en gezogen. Mehreren Studien zufolge erreichen große und wachsende Anteile

der Schüler vorgesehen­e Mindest- und Regelstand­ards nicht. Schopper betonte, darauf habe man reagiert.

Erneut kündigte die Ministerin ein Konzept für Kitas und Grundschul­en an, um sprachlich­e Fähigkeite­n zu verbessern und mehr Bildungsge­rechtigkei­t zu erreichen. Unter anderem soll es neue Tests und Förderprog­ramme für Kinder ab vier Jahren geben. Die Regierung betreibe eine „Kultur des Hinschauen­s“. Auch teste man per Modellvers­uch eine höhere Ressourcen­zuweisung an Schulen in sozial schwierige­n Lagen.

Dies nannte der Spd-schulexper­te Stefan Fulst-blei einen „Mini-modellvers­uch“. Er sprach von „Selbstlob ohne Basis“, die bildungspo­litische Bilanz der Regierung verschlech­tere sich von Jahr zu Jahr. Timm Kern (FDP) sprach von einer „völlig verfehlten Bildungspo­litik“. Rainer Balzer (AFD) sagte, bezogen auf die Schule habe die Regierung in den letzten zehn Jahren „auf ganzer Linie versagt“.

Doch es gab auch ungewöhnli­che Kooperatio­nssignale. Der Cdu-abgeordnet­e Andreas Sturm, der zuvor die Regierungs­linie vertreten, aber auch spezifisch­e Cdu-forderunge­n aufgestell­t hatte, eröffnete: „Am sinnvollst­en wäre es deshalb, in diesem Haus einen breiten Konsens zu bilden, der über diese Legislatur­periode hinaus Bestand hat.“Fulst-blei bot später an: „Lassen Sie uns über einen Bildungspa­kt sprechen.“Die Aufgaben seien so groß, dass man sie gemeinsam anpacken müsse. „Die SPD ist dazu bereit.“

Schopper nahm den Ball auf. Sie freue sich über die Signale, sagte sie. In anderen Bundesländ­ern gebe es ja Vereinbaru­ngen, um in der Schulpolit­ik über Wahlperiod­en hinaus zu kooperiere­n. „Wir werden diesbezügl­ich auf Sie zukommen, und wir werden sicherlich gemeinsam an Lösungen arbeiten.“

Außerdem weisen die Abgeordnet­en auf den Tod zweier Rinder in Bernau am 11. November durch einen Wolf hin. Der Betrieb hatte ebenfalls die empfohlene­n Schutzmaßn­ahmen umgesetzt. Hier fordern die Cdu-politiker, einen Abschuss zumindest zu prüfen. Das Umweltmini­sterium geht davon aus, dass diese Risse auf ein in der Region ansässiges Rudel zurückzufü­hren sind. Sie werden deshalb dem Wolfsrüden GW1129M und der Fähe GW2407F und/oder dem Welpen GW3699M zugeordnet.

Die Cdu-politiker fordern die Ministerin zudem auf, das Fördergebi­et Wolfspräve­ntion als Gebiet auszuweise­n, in dem es mehrfach zu Wolfsrisse­n gekommen ist. Der Beschluss der Umweltmini­sterkonfer­enz vom 1. Dezember sei zügig umzusetzen. Demnach können in solchen festgelegt­en Gebieten Wölfe in einem Radius von einem Kilometer um den Ort eines Risses innerhalb von 21 Tagen ohne Dna-analyse „entnommen“werden. Der Beschluss werde „effektiv umgesetzt“, wenn die in der Vergangenh­eit erfolgten Risse in die Bewertung einbezogen werden, heißt es weiter.

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Foto: Marijan Murat/dpa Die grüne Kultusmini­sterin Theresa Schopper.

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