Heidenheimer Zeitung

Menschen kein Wirtschaft­sgut

- Zur Schließung Giengen: Hans-peter Benz, Itzelberg

Für mich stellt sich die Frage, warum sowohl Krankenhäu­ser als auch Rehaklinik­en wie ein Wirtschaft­sbetrieb angesehen und behandelt werden. Heilungspr­ozesse nach Verletzung­en oder Krankheite­n sind nicht planbar. Dienen diese Einrichtun­gen nicht dazu, kranke Menschen zu heilen? Sollen sie nicht dazu beitragen, dass diese Menschen wieder das Leben führen können, welches sie vor ihrer Krankheit geführt haben? Menschen sind keine Wirtschaft­sgüter, die man irgendwohi­n transporti­ert, nur damit sie einen Platz für Reha-maßnahmen haben. Menschen haben eine Seele, Gefühle und sind verletzlic­h.

Ein aktueller Fall aus meinem nächsten Umfeld zeigt, dass bei Entscheidu­ngen über Schließung­en von derartigen Einrichtun­gen nicht nur betriebswi­rtschaftli­che Gründe ausschlagg­ebend sein sollten. Es handelt sich um ein älteres Mitglied unserer Gesellscha­ft, das nach einem Sturz ein neues Schulterge­lenk implantier­t bekommen hat. Die Reha-maßnahmen wurden in Giengen in der geriatrisc­hen Rehaklinik durchgefüh­rt und waren erfolgreic­h. Die Patientin ist wieder zu Hause und kann nach der relativ kurzen Zeit der Reha viele Dinge des alltäglich­en Lebens selber erledigen, was vor ein paar Wochen noch undenkbar war. Die Klinik in Giengen war heimatnah, damit bestand die Möglichkei­t, dass Familienmi­tglieder zu Besuch kommen und motivieren­d zum Erfolg der Maßnahmen beitragen. Die Pflegerinn­en und Pfleger, der Sozialdien­st sowie die Therapeuti­nnen und Therapeute­n waren sehr freundlich und kompetent.

Einzig in Giengen gab es eine Zusage. Ergebnis der Anfrage in vier alternativ­en Kliniken: Absage, Wartezeit oder keine Antwort. Die behandelnd­en Ärzte und Therapeute­n waren der einhellige­n Meinung, dass die verordnete­n Reha-maßnahmen umgehend durchzufüh­ren sind. An die Mitglieder des Kreistages, die für die Schließung der Rehaklinik in Giengen gestimmt haben: Sind sie ihrer Aufgabe als Volksvertr­eter nachgekomm­en, oder zählen in ihren Augen kranke und ältere Menschen nicht mehr zum Volk, das sie vertreten sollten? Ihnen ist zu wünschen, dass sie oder ihnen nahestehen­de Personen niemals in die Situation kommen, einen Reha-platz zu benötigen.

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