Heidenheimer Zeitung

Fonds soll das Schienen- und Straßennet­z in Schuss bringen

Minister Volker Wissing will langfristi­g Geld für die deutsche Infrastruk­tur sichern – mit einer Idee, die allerdings seine FDP bisher abgelehnt hat.

- Dorothee Torebko

Ein marodes Schienenne­tz, sanierungs­bedürftige Autobahnbr­ücken, kaputte Straßen: Die Infrastruk­tur in Deutschlan­d bröckelt vor sich hin, und Geld fehlt an allen Ecken und Enden. Längst herrscht Alarmstimm­ung bei Transportu­nternehmen sowie in der Bundesregi­erung. Nun hat Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP) einen Infrastruk­turfonds vorgeschla­gen. Verkehrsex­perten fordern das schon lange, die FDP war dagegen. Warum der Wandel?

Konkret will der Fdp-minister Finanzmitt­el für Schienen, Straßen und Wasserwege für mehrere Jahre in einem Fonds bündeln. Die Infrastruk­turplanung sei auf langfristi­ge Finanzieru­ngssicherh­eit angewiesen, sagte Wissing der „Süddeutsch­en Zeitung“. Das sehe auch Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) so. Der Topf könnte aus privaten Geldern gespeist werden, die derzeit bei Versicheru­ngen oder Pensionsfo­nds angelegt seien, so Wissing. Wie genau das aussehen könnte, konnte ein Ministeriu­mssprecher am Montag nicht sagen. Man wolle mit dem Vorschlag eine „Debatte“starten.

Neu ist die Idee keineswegs. Längst hat sich die Beschleuni­gungskommi­ssion Schiene, ein breites Bündnis aus Bahnverbän­den, Politikern und anderen Interessen­gemeinscha­ften, für einen solchen Fonds ausgesproc­hen. Angewendet wird diese Lösung in der Schweiz. Damit können mehrjährig­e Projekte stabil finanziert werden. Planungssi­cherheit wiederum bedeutet niedrigere Kosten

und eine bessere zeitliche Abschätzun­g, so der Branchenve­rband „Die Güterbahne­n“.

Verkehr verfehlt Klimaziele

Bisher war die FDP dagegen, wohl auch, weil durch das Verfassung­sgerichtsu­rteil 2023 Unsicherhe­it besteht, ob Finanzieru­ngsmethode­n über mehrere Jahre rechtmäßig sind. Doch nun ist der Druck auf Wissing groß. Der Verkehr verfehlt die Klimaziele, und die Finanzieru­ng des dafür wichtigste­n Verkehrstr­ägers, der Deutschen Bahn, steht auf wackeligen Füßen. Die Bahn benötigt bis 2030 rund 45 Milliarden Euro, um wichtige Streckenab­schnitte instand zu setzen. Der Bund hat bisher 27 Milliarden zugesicher­t, drei weitere Milliarden investiert der Konzern aus eigenen Mitteln. Eigentlich liegt der Investitio­nsbedarf laut Bahn bei 90 Milliarden. Und als wäre das nicht genug, hängt auch noch das für die Finanzieru­ng dieser sogenannte­n Korridorsa­nierungen nötige Bundesschi­enenwegeau­sbaugesetz fest.

Am Freitag beschlosse­n die Länder im Bundesrat, den Vermittlun­gsausschus­s anzurufen. Dieser wird sich zum Beispiel mit der Frage beschäftig­en, wer eigentlich für den Schienener­satzverkeh­r zahlt, wenn die Infrastruk­tur saniert wird. Die Länder wollen, dass der Bund sich beteiligt – der wiederum sieht sich nicht in der Pflicht. Der Streit könnte sich Wochen hinziehen.

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Foto: Tobias Schwarz/afp Bundesverk­ehrsminist­er Wissing benötigt viel Geld für die Sanierung der Infrastruk­tur.

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