Viel mehr als Harry Klein
Er war der Assistent von „Derrick“. Sein komödiantisches Talent spielte er in der Serie „Um Himmels Willen“aus. Jetzt ist Fritz Wepper gestorben.
Fritz Wepper im Hospiz“titelte die „Bild“-zeitung Anfang März. Der Tv-star sei am Ende seines Weges angekommen, doch die Bühne des Lebens habe er noch nicht endgültig verlassen. Am Montag ist der beliebte Schauspieler nun gestorben. Der 82-Jährige ist seiner Ehefrau zufolge in den frühen Morgenstunden friedlich eingeschlafen. Erst im Oktober war mit 79 Jahren sein jüngerer Bruder Elmar gestorben.
Die Brüder Wepper stehen beispielhaft für die TV- und Filmgeschichte der Bundesrepublik. An ihren im Krieg gefallenen Vater hatten sie keine Erinnerung. Die Mutter zog die Söhne allein in München auf – „mit viel Liebe, manchmal mit zu viel Liebe“, wie Fritz in einem Interview sagte. Alle zwei machten das Abitur. Fritz wirkte früh in Kindersendungen des Bayerischen Rundfunks mit und begeisterte sich für das Theater. International bekannt wurde er 1959 mit dem Antikriegsfilm „Die Brücke“von Bernhard Wicki.
Ab 1969 startete Fritz Wepper im ZDF durch. An der Seite von
Erik Ode als „Kommissar“bekam er die Rolle des Assistenten „Harry Klein“. Die Serie hatte sehr hohe Einschaltquoten und verschaffte ihm große Popularität. Nachfolger auf seinem Platz im Team wurde nach fünf Jahren Bruder Elmar als „Erwin Klein“. Fritz wechselte mit seinem Rollennamen zu „Derrick“, um dann 24 Jahre lang mit Horst Tappert als titelgebendem Oberinspektor Mordfälle zu lösen. Eine Krimireihe, die in mehr als 100 Ländern lief. Sie wurde Kult, genauso wie der viel kolportierte Satz „Harry, fahr schon mal den Wagen vor“, obwohl dieser in keiner Folge fiel.
Hollywood-luft geschnuppert
In der Verfilmung des Musicals „Cabaret“hat Wepper den jungen Fritz Wendel verkörperte, der aus Angst vor den Nazis im Berlin von 1931 anfangs seine jüdischen Wurzeln verleugnet. Damit schnupperte der Schauspieler Hollywood-luft. Acht Oscars gab es für die Produktion. Mit einer ihm angebotenen Us-karriere wurde es aber nichts, weil er an deutsche Tv-verträge gebunden war. Was blieb, war eine Freundschaft
zu Hauptdarstellerin Liza Minnelli.
Das „Derrick“-aus bedeutete nicht das Ende der Karriere seines Assistenten. Wepper hatte schon nebenbei Gastauftritte in Serien und den einen oder anderen Tv-film gedreht. Mit Tochter Sophie als Jungjournalistin und ihm als Psychiater entstanden 15 Folgen von „Mord in bester Gesellschaft“. In „Die Brüder“spielte er mit Elmar 17 Mal ein ungleiches Brüderpaar: Fritz den seriösen Oberstaatsanwalt, Elmar einen zwielichtigen Cop.
Ein Quotenhit wurde für den älteren Wepper die 20 Jahre laufende Ard-serie „Um Himmels Willen“. Als Bürgermeister Wolfgang Wöller führte er erst mit Jutta Speidel als Schwester Lotte, dann mit Janina Hartwig als Schwester Hanna seinen Kleinkrieg. Gerne hätte er weitergemacht, doch nach 260 Folgen war 2021 Schluss.
Noch zu Lebzeiten seiner Frau Angela, die im Jahr 2019 starb, sorgte der Schauspieler für Schlagzeilen mit seinem Privatleben. Mit 71 wurde er noch mal Vater einer Tochter. Auch wenn es nicht einfach war, gelang es ihm, eine für alle Seiten annehmbare Situation herzustellen. „Es nimmt langsam menschliche Formen an“, sagte er 2012 in einem Interview. Die Mutter seines Kindes heiratete er 2020. Dann kam bei ihm der Krebs, im Dezember dann noch eine Blutvergiftung.
„Ich versuche einfach, die Dinge so anzunehmen, wie sie sind: hier und jetzt“, war Fritz Weppers Lebens-credo. So hat er es auch mit dem Tod gehalten.