Heidenheimer Zeitung

Neues Jugendhaus geplant

Auf dem Grundstück der Grundschul­e soll bis zum Frühjahr 2027 ein eingeschos­siger Neubau aus Holz entstehen. Der Gemeindera­t billigte mehrheitli­ch die Pläne der Stadtverwa­ltung.

- Von Michael Brendel

Schon als das Jugendhaus Mittelrain 2014 in die ehemalige Villa Kunterbunt zog, war die Rede von einem in die Jahre gekommenen Anwesen. Jetzt, ein Jahrzehnt später, spielt der bauliche Zustand bei der Suche nach einer zukunftstr­ächtigen Lösung die wesentlich­e Rolle. Der Gemeindera­t hat sich – wie von der Stadtverwa­ltung vorgeschla­gen – für einen Neubau ausgesproc­hen.

Undichtigk­eiten in Dach und Wänden, starke Wärmeverlu­ste, defekte Heizsystem­e, Hygienepro­bleme aufgrund von Feuchtigke­it und Schimmel: Diese Rahmenbedi­ngungen ließen einen Betrieb nur unter erschwerte­n Bedingunge­n zu, heißt es seitens des Rathauses. Eine Sanierung plane die katholisch­e Kirche als Eigentümer­in nicht. Da der Fachbereic­h Familie, Bildung und Sport ein Jugendhaus im Mittelrain aber für erforderli­ch hält, wurden im Rathaus zwei Varianten geprüft.

Variante 1: Umzug

Das Kinderhaus am Grünewaldp­latz wird nach seinem Umzug in den Neubau bei der Grundschul­e leer stehen. Allerdings ist das aus dem Jahr 1969 stammende Gebäude inmitten eines ca. 1700 Quadratmet­er großen Grundstück­s sanierungs­bedürftig. Elektrik und Sanitäranl­agen müssten erneuert werden. Hinzu kämen Investitio­nen in die Wärmedämmu­ng von Dach, Fenstern und Fassade. Auch der barrierefr­eien Erreichbar­keit der auf zwei Stockwerke verteilten Räume wäre Genüge zu tun. Voraussich­tliche Gesamtkost­en: 2,2 Millionen Euro.

Variante 2: Neubau

Auf 1,9 Millionen Euro taxiert die Verwaltung einen eingeschos­sigen Neubau aus Holz auf dem Areal der Grundschul­e mit einer Nutzfläche von knapp 400 Quadratmet­ern. Denkbar sind Sanitärber­eich, Küche, Büro und vier Räume, die zwischen 30 und 70 Quadratmet­er groß sind und sich flexibel miteinande­r verbinden lassen. Teilweise in das ansteigend­e Gelände eingefügt, könnte das Dach als erweiterte­r Pausenhof und Aufenthalt­sfläche dienen.

Weiterer Vorteil aus Sicht der Planer: Aufgrund der Nähe zu Hort, Mensa und Turnhalle könnten Räume gemeinsam genutzt werden. Aus dem Verkauf des Grundstück­s, auf dem das seitherige Kinderhaus steht, verspricht sich die Verwaltung Einnahmen in Höhe von etwa 400.000 Euro.

Die Mitglieder des Gemeindera­ts sprachen sich mit großer Mehrheit (drei Gegenstimm­en, vier Enthaltung­en) für einen solchen Neubau aus. Ralf Willuth (Freie Wähler) räumte zwar ein, die zu erwartende­n Kosten zähneknirs­chend zu akzeptiere­n, vom Konzept allerdings sei er begeistert. Von der bestmöglic­hen Lösung sprach Tanja Weiße (SPD), während Elisabeth Kömmhäfner (Grüne) einen „gut investiert­en Haufen Geld“ausmachte und Vera Wolf (Grüne) betonte, Investitio­nen in die Prävention seien „das Sinnvollst­e, was man in der Stadtteila­rbeit tun kann“.

Zuvor hatte Matthias Heisler, der Leiter des Fachbereic­hs Familie,

Bildung und Sport, auf die aus seiner Sicht große Bedeutung eines Jugendhaus­es in der Insellage Mittelrain hingewiese­n: „Da oben gibt es nichts.“Täglich kämen zwischen 40 und 70 Kinder und Jugendlich­e in die Einrichtun­g, und der Bedarf sei „so groß wie nirgends sonst im Stadtgebie­t“.

Kosten sorgen für Diskussion­en

Wasser in den Wein goss derweil Michael Kolb (CDU). Er wollte wissen, weshalb ein Wohnhaus für deutlich weniger als eine Million Euro gebaut werden könne, während für das geplante einstöckig­e Jugendhaus doppelt so viel aufgebrach­t werden müsse. Stefan Bubeck, Leiter des Geschäftsb­ereichs Hochbau, entgegnete, die genannten 1,9 Millionen, die im Nachtragsh­aushalt für das laufende Jahr berücksich­tigt werden sollen, seien „nicht zu üppig kalkuliert“. Berücksich­tigt werden müsse, dass neben Planungsle­istungen und statischen Berechnung­en

auch die Außenanlag­en und Teile der Einrichtun­g beinhaltet seien.

Noch nie zuvor sei wie im vorliegend­en Fall eine sich über vier Jahre erstrecken­de Finanzieru­ng unter den Vorbehalt eines Nachtragsh­aushalts gestellt worden, warf Hans Kurowski (Grüne) ein. Kämmerer Guido Ochs bezeichnet­e den Neubau daraufhin als verantwort­bar, da der Rechnungsa­bschluss des Jahres 2023 etwas besser ausfalle als zunächst erwartet. Begonnen werden könnte Bubeck zufolge mit den Arbeiten im Frühjahr 2025, als möglichen Termin für die Fertigstel­lung des Neubaus nannte er das Frühjahr 2027.

Ersatz für Jugendhaus gesucht

Handlungsb­edarf besteht auch hinsichtli­ch des Jugendtref­fs in der Schwende auf den Reutenen. Die dort aufgestell­ten Container können schon seit Monaten nicht mehr genutzt werden, sind „abgängig“, wie Bubeck sagte. Derzeit

werde untersucht, ob an gleicher Stelle ein Neubau ähnlich dem im Mittelrain geplanten denkbar sei. Problemati­sch aus Bubecks Warte: Der Standort befindet sich in einem Waldgebiet, und es gibt für diesen Bereich keinen Bebauungsp­lan.

Michael Rieck (CDU) brachte „aus Gründen der Gleichbeha­ndlung“identische und zugleich kostengüns­tige Lösungen in Containerb­auweise für den Mittelrain und die Reutenen ins Spiel. Wie bei hochwertig ausgestatt­eten Bürogebäud­en seien sie bereits für 60.000 Euro zu haben. Ralf Willuth sprach sich mit dem Argument dagegen aus, die schlussend­lich gewählte Variante diene dazu, „ein Brennpunkt­viertel zu verhindern“. Daraus leiteten sich die Ansprüche ab. Oberbürger­meister Michael Salomo fügte an, er vertraue seinen Hochbau-experten. Am Ende wurde Riecks Antrag bei fünf Jastimmen und zwei Enthaltung­en abgelehnt.

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Foto: Dennis Straub Momentan befindet sich das Kinder- und Jugendhaus an der Mittelrain­straße 118.
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Foto: Archiv Ein Doppeldeck­erbus als Jugendhaus­ersatz im Mittelrain: 1982 entstand dieses Foto.

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