Ein Klassiker feiert Jubiläum
„Die Häschenschule“wird 100 Jahre alt – und ist bis heute ein zuverlässiger Umsatzbringer.
Mit Schreiben, Lesen, Rechnen ist es in dieser Schule nicht getan. Auf dem Lehrplan hat auch kreatives Arbeiten seinen Platz – gerade mit Blick auf Ostern. „Seht wie ihre Augen strahlen, wenn sie lernen Eier malen!“, heißt es zu einer Episode in dem Bilderbuch „Die Häschenschule“. Der farbenfrohe KinderbuchKlassiker über den Alltag von Hasenhans und Hasengretchen wird 100 Jahre alt. Laut dem Thienemann-esslinger Verlag in Stuttgart ist der Band „bis heute zuverlässiger Umsatzbringer im Ostergeschäft“. Die Gesamtauflage seit Erscheinen liege aktuell bei über zwei Millionen Exemplaren.
„Jedes Häslein nimmt gewandt einen Pinsel in die Hand, färbt die Eier, weiß und rund, mit den schönsten Farben bunt.“Autor dieser Zeilen ist der Jenaer Lehrer Albert Sixtus, der über 50 Bilderbücher, Märchenbücher und Jugendromane veröffentlicht hat. Anlass für die Häschenschule war sein Sohn Wolfgang. Dessen Hunger nach Märchen über Heinzelmännchen und Hasen motivierten den Vater, selbst zum Stift zu greifen. In einer Nacht brachte Sixtus Verse für zehn verschiedene Szenen zu Papier und bot sie dem Leipziger Alfred Hahn‘s Verlag an, wie Ulrich und Beatrix Knebel vom Albert-sixtus-archiv festhalten. Das Medienhaus verlangte noch fünf weitere Strophen, darunter die Malstunde, und beauftragte den schon damals populären Zeichner Fritz Koch-gotha mit den Illustratio
nen zu dem Bilderbuch, der in seine Bilder den Text ergänzende Ideen einbrachte. Was das Erscheinungsdatum betrifft, gibt es nur eine Quelle mit einer vagen Angabe: Spätsommer 1924.
Das Buch karikiert das Schulleben um 1900 – mit Schulbänken, Katheter und artig gefalteten Händen beim Schulgebet. Und der übergewichtige wie übermächtige Lehrer „Hausmann“zieht dem „Hasenmax“das ohnehin nicht kurze Ohr noch länger, denn der Bösewicht „konnte heut sein Verschen nicht“.
Kritiker werfen Dichter und Maler vor, eine unzeitgemäße Nostalgie aufleben zu lassen und eine Prügelpädagogik zu verherrlichen. Die Rohrstockszene ließ man in den Neuauflagen gleich nach dem Krieg weg.