Heidenheimer Zeitung

Fall Assange: Richter fordern Garantien von den USA

Eine mögliche Auslieferu­ng des Wikileaks-gründers wird von einem Londoner Gericht vorerst gestoppt. Anwälte und Journalist­en fordern weiter die Freilassun­g.

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Aufschub für Julian Assange: Die britische Justiz hat ihre Entscheidu­ng über eine letzte Berufungsm­öglichkeit für den inhaftiert­en Wikileaksg­ründer am Dienstag vertagt und neue Garantien von den USA gefordert. Zwei Richter in London setzten den Anwälten der Us-regierung eine Frist von drei Wochen, um „auf zufriedens­tellende Weise“zu garantiere­n, dass Assange bei einem Verfahren in den USA unter dem Schutz der Gesetze zur Meinungsfr­eiheit stehe und ihm nicht die Todesstraf­e drohe. Die USA verlangen seit Jahren die Auslieferu­ng des in Großbritan­nien inhaftiert­en Australier­s.

Assanges Anwälte sehen ihren Mandanten mit „politische­n Vorwürfen“konfrontie­rt. Die jahrzehnte­lange Haftstrafe, die Assange möglicherw­eise in den USA erwartet, sei „unverhältn­ismäßig“. Ehefrau Stella Assange befürchtet wegen der erwarteten harten Haftbeding­ungen in den USA und der labilen Psyche ihres Mannes um sein Leben. Seine Anwälte wiesen auf eine mögliche Suizidgefa­hr hin.

Assange sitzt seit fast fünf Jahren im Hochsicher­heitsgefän­gnis Belmarsh in London. Die Us-regierung will dem Australier wegen Spionagevo­rwürfen den Prozess machen. Ihm drohen bis zu 175 Jahre Haft. Washington wirft ihm vor, geheimes Material von Militärein­sätzen im Irak und in Afghanista­n veröffentl­icht und das Leben von Us-informante­n in Gefahr gebracht zu haben. Assanges Unterstütz­er sehen ihn hingegen als Journalist­en. Der Deutsche Journalist­en-verband (DJV) begrüßte die jüngste Entscheidu­ng.

Assange habe einen Etappensie­g errungen, hieß es in einer Mitteilung. „Am Ende muss die Freilassun­g von Julian Assange stehen“, sagte DJVBundesv­orsitzende­r Mika Beuster. „Alles andere wäre ein derber Schlag gegen ihn persönlich wie auch gegen das Grundrecht der Pressefrei­heit.“

Die australisc­he Regierung setzt sich für eine Freilassun­g ihres Staatsbürg­ers ein. Auch Bundeskanz­ler Olaf Scholz sprach sich kürzlich dafür aus, die britische Justiz solle Assange „Schutz gewähren“.

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