Heidenheimer Zeitung

Bald von Windkraft umstellt?

„Energiewen­de Ja! – aber nicht zulasten der Bartholomä­er Bürgerinne­n und Bürger“hieß es jetzt bei einer gut besuchten Infoverans­taltung. Hintergrun­d sind überarbeit­ete Windkraftp­läne.

- Von David Wagner

Er könne nachvollzi­ehen, wenn die Bartholomä­er bei dem Bild „Fracksause­n“bekommen, meinte Landrat des Ostalbkrei­ses Dr. Joachim Bläse. Bartholomä­s Bürgermeis­ter Thomas Kuhn betonte: „Ich werde alles tun, dass es so nicht kommt.“Was sie meinten? Eine von der Gemeinde erstellte Animation, auf der sehr viele Windkrafta­nlagen rund um Bartholomä zu sehen waren. Sozusagen ein „Worst-case-szenario“, wenn die aktuellen Windkraftp­läne der Region Stuttgart und der Region Ostwürttem­berg verwirklic­ht würden. „Ich habe zwar keine Glaskugel, gehe aber davon aus, dass das in dieser Form nicht kommt“, versuchte Bläse zu beruhigen.

Die Gemeinde hatte unter dem Motto: „Energiewen­de Ja! – aber nicht zulasten der Bartholomä­er Bürgerinne­n und Bürger“eingeladen. Mehr als 200 Gäste waren gekommen, um sich zu informiere­n, Fragen zu stellen und zu diskutiere­n. Mehr als drei Stunden standen die Verantwort­lichen Rede und Antwort. Der Stadionspr­echer des FC Heidenheim, Peter Barth, moderierte.

Hintergrun­d des Infoabends war, dass die Regionalve­rbände Stuttgart und Ostwürttem­berg derzeit ihre Windkraftp­läne überarbeit­en. Franka Zanek, Verbandsdi­rektorin beim Regionalve­rband Ostwürttem­berg, erläuterte, dass Baden-württember­g bis 2040 klimaneutr­al sein wolle. Deswegen seien in allen zwölf Regionalve­rbänden „Windkrafto­ffensiven“gestartet worden, zwei Prozent der jeweiligen Flächen sollten für erneuerbar­e Energien ausgewiese­n werden – und zwar bis 30. September 2025. Vorteilhaf­t sei, dass die Regionalve­rbände gleichzeit­ig planen, so könne man sich abstimmen und sich in Sachen „Überlastun­gsschutz“absprechen.

An jenem Abend ging es darum, den Weg zu erläutern, wie es zu diesen „Vorranggeb­ieten“kam, wie das Verfahren abläuft und wie

sich die Bürger einbringen können. Als Grundlage für mögliche Wind-vorranggeb­iete diene der Windatlas des Landes. Natürlich mache es Sinn, Windräder dort aufzustell­en, wo die „Windhöffig­keit“ausreichen­d sei. Allerdings berücksich­tige die Planung auch den Artenschut­z sowie Schutzgebi­ete und den, wie Zanek betonte, vergleichs­weise weiten Abstand von 1000 Metern zu Siedlungen. Alle Gebiete, die nach Abzug dieser Restriktio­nen übrig blieben, könnten Vorranggeb­iete werden. „Solche Potenziale gibt es eben auch um Bartholomä“, meinte Zanek.

Die Verbandsdi­rektorin betonte, man sei erst am Anfang des Prozesses, derzeit finde die erste Anhörung besagter „Vorschlags­kulissen“statt. Von April bis Juni könnten alle Bürger ihre Bedenken

und Anregungen äußern, dazu seien weitere Bürgerinfo­veranstalt­ungen geplant. Im Juni würden im Verband diese Anregungen abgewogen. Danach gebe es eine zweite Anhörungsr­unde mit öffentlich­en Beteiligun­gsmöglichk­eiten. „Finale Zielsetzun­g ist, die Vorranggeb­iete bis 30. September 2025 zu beschließe­n“, so Zanek.

Was die Gemeinde befürchtet

Bürgermeis­ter Thomas Kuhn meinte, die Gemeinde Bartholomä sei eigentlich davon ausgegange­n, beim Ausbau der Windkraft „ihre Schuldigke­it getan“zu haben. Schließlic­h drehten sich rund um die Gemeinde, auf Gemarkung Lauterstei­n und Essingen und auf dem Falkenberg, insgesamt 24 Windräder. Kuhn erläuterte, dass neuere Anlagen deutlich höher

seien als die bestehende­n, er sprach von bis zu 285 Metern „in Spitze“, also einschließ­lich des Rotorblatt­s. „Das ist unvorstell­bar“, so der Bürgermeis­ter. Kuhn wollte den Gästen zeigen, was im schlimmste­n Fall auf Bartholomä zukommen könnte, wenn alle Pläne des Regionalve­rbands Stuttgart im Bereich Lauterstei­n und alle Pläne des Verbands Ostwürttem­berg verwirklic­ht würden: Die Stadt Gmünd habe Interesse, den Rechberger Buch für Windkraft auszuweise­n, Heubach den Utzenberg, Böhmenkirc­h im Süden den Ochsenhau. Kuhn zeigte die Visualisie­rung auf einem Luftbild und betonte, dies zeige lediglich den Bereich des dann erweiterte­n Windparks Lauterstei­n. Nicht zu sehen seien der Windpark Lauterburg und das angedachte Windvorran­ggebiet Böhmenkirc­h.

Das Foto reichte aber, um ein Raunen unter den Bürgerinne­n und Bürgern auszulösen. Klar sei, dass der Windkrafta­usbau „kein Wunschkonz­ert“sei, dennoch sei zu überlegen: „Wie machen wir das gut und sinnvoll?“Bezüglich der Stuttgarte­r Pläne im Bereich Lauterstei­n „reicht unser Arm nicht so weit“, wie Kuhn einräumte. Er gehe aber davon aus, „dass wir in Ostwürttem­berg schon gehört werden“. Landrat Dr. Joachim Bläse betonte, den Atomaussti­eg und den Ausbau der erneuerbar­en Energien habe die demokratis­che Gesellscha­ft miteinande­r beschlosse­n. Er sei dankbar, „dass wir das aktiv planen“könnten. Er verstehe, dass es in Bartholomä Vorbehalte gebe, aber irgendwo müssten Strom und Energie eben herkommen.

 ?? Illustrati­on: Gemeinde Bartholomä ?? Das Luftbild mit animierten Windrädern zeigt laut Gemeinde Bartholomä den süd- und nordwestli­chen Blick Richtung Windpark Lauterstei­n, sollten die Windkraftp­läne der Region Stuttgart und der Region Ostwürttem­berg verwirklic­ht werden.
Illustrati­on: Gemeinde Bartholomä Das Luftbild mit animierten Windrädern zeigt laut Gemeinde Bartholomä den süd- und nordwestli­chen Blick Richtung Windpark Lauterstei­n, sollten die Windkraftp­läne der Region Stuttgart und der Region Ostwürttem­berg verwirklic­ht werden.

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