Leicht genervte Alleinunterhalterin
Anna-lena Forster aus Radolfzell hat diese Saison alles gewonnen, wünscht sich aber mehr Konkurrenz.
Den Ausklang ihrer bis dahin makellosen Saison verfolgte Anna-lena Forster erkältet vor dem Fernseher, zur Übergabe ihrer Kristallkugeln quälte sie sich aber dann doch dick eingepackt aus dem Krankenbett.
Den Lohn für ihren nahezu perfekten Winter wollte sich die Monoskifahrerin selbst abholen. 22 Siege bei 22 Starts, vier kleine Kristallkugeln – und natürlich der Triumph im Gesamtweltcup: Forster war in einer eigenen Liga unterwegs. „Das ist schon krass und cool“, sagte die 28-Jährige jetzt: „Mit den Ergebnissen bin ich auf jeden Fall zufrieden.“
Rundum glücklich ist die Dominatorin mit der alpinen Saison aber keineswegs, vielmehr sorgt sie sich um ihren Sport. Denn in der sitzenden Klasse, in der Anna-lena Forster startet, hatte sie diesen Winter nur eine Handvoll Konkurrentinnen, bei den Rennen in Japan war sie gar einzige Starterin. Eine andere Siegerin gab es nur, als Forster im letzten Weltcuprennen krank fehlte.
„Das nervt mich schon“, sagte die Athletin des BRSV Radolfzell, ihrem Heimatklub am Bodensee: „Auf Dauer ist es echt zäh und macht auch nur halb so viel Spaß. Ich mache ja den Leistungssport, um mich mit anderen zu messen. Wenn niemand da ist oder an mich rankommt, ist es auf Dauer eine mühsame Geschichte.“
Sie könne ihre Saisonleistungen nur „schwierig einschätzen“, weil das Starterfeld gerade „nicht so stark“sei.
Ursächlich dafür seien „viele, viele Faktoren“, erklärte Annalena Forster: „Der Skisport ist jetzt auch nicht auf dem aufsteigenden Ast bei den Temperaturen.“Dazu kämen das Karriereende von einigen Topläuferinnen, Probleme in der Nachwuchsarbeit, begrenzte finanzielle Mittel und generell fehlender Zugang zu den extrem teuren Monoskibobs.
Dauerrivalin hat pausiert
Ihre japanische Dauerrivalin der vergangenen Jahre, Momoka Muraoka, pausierte wegen ihrer Vorbereitung auf die Sommerspiele. Als Alleinunterhalterin braucht Forster neue Motivationsreize, orientiert sich vermehrt an den Mono-männern. „Ich schaue sie mir oft in Video-analysen an, da kann ich mir viel rausziehen. Wenn ich mich mit denen vergleiche, habe ich noch viel Potenzial“, erklärte die viermalige Paralympics-siegerin. Seit 2021 arbeitet sie zudem mit einer Mentaltrainerin zusammen, die ihr gute „Hilfsstrategien“gebe.
Am liebsten würde sie diese künftig eben gegen ein breites, starkes Starterfeld anwenden. „Ich bin guter Dinge, dass sich das wieder ändern wird“, betonte Forster. An ihrem Dauerplatz auf dem obersten Treppchen soll das mit Blick auf das „mega coole“Fernziel Cortina 2026 aber nichts ändern.