Balsam auf die Seele der Ukraine
Letzte drei Tickets vergeben: Der Jubel im kriegsgeplagten Land ist groß. Auch Polen und Georgien sind dabei.
Als Ukraines Em-fahrer die Ovationen von 30 000 Fans im polnischen Breslau genossen, zählte sogar an der Front für einen Moment hauptsächlich Fußball. Viele Soldaten hatten auf kleinen Bildschirmen während einer Feuerpause den Coup ihrer Nationalmannschaft verfolgt. Und Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj jubelte mit, wenn auch mit einer politischen Note. „Wir haben wieder einmal bewiesen: Wenn Ukrainer in Schwierigkeiten stecken, geben sie nicht auf und kämpfen weiter, bis sie gewinnen“, schrieb er er bei Instagram. Wie schon im Play-offhalbfinale gegen Bosnien-herzegowina war die Ukraine auch im Alles-oder-nichts-spiel gegen Island in Rückstand geraten – und gewann am Ende doch mit 2:1.
Verteidiger Oleksandr Sintschenko vom FC Arsenal dankte nach Schlusspfiff „den Soldatinnen und Soldaten, die ihr Leben geben für unsere Freiheit.“Fast in Vergessenheit geriet, dass Ukraines Erfolg vor allem ein Sieg der besseren Mannschaft war. Die Tore von Viktor Zygankow (54. Minute) und Chelsea-star Mychajlo Mudryk (84.) brachten das Ticket nach Deutschland, auch viele isländische Fans applaudierten und stimmten sogar ein, als die Ukrainer mit erhobenen Händen ein „Huh“durch das Stadion hallen ließen – ein Ritual, auf das eigentlich die Isländer ein Copyright haben.
Polen feiern ihren Torhüter
In letzter Sekunde zur EM geschafft hat es auch Polen: 120 Minuten lang war selbst Robert Lewandowski machtlos – 0:0 hieß es am Ende der Verlängerung in Cardiff gegen Wales. Im Elfmeterschießen verwandelte der frühere Bayern-star jedoch als erster Schütze eiskalt. Zum Helden avancierte dann aber Keeper Wojciech Szczesny, der den letzten Schuss von Daniel James parierte und anschließend in einer Jubeltraube verschwand. Er sei „erleichtert“, sagte Szczesny. Elfmeterschießen sei fast ein bisschen Lotterie: „Ich bin froh, dass wir es geschafft haben.“
Schon wenige Stunden vor Ukrainern und Polen hatte sich, wie berichtet, Georgien in Tiflis erstmals für die EM qualifiziert – ebenfalls im Elfmeterschießen (4:2 gegen Griechenland).