Heidenheimer Zeitung

Ein „Tatort“zum Wegschauen

Die Münchner Ermittler jagen einen Serienkill­er, der vor laufender Kamera Menschen und Tiere quält und tötet. Prädikat: nicht empfehlens­wert.

- Von Martin Weber

Vergewalti­gung, Folter, Kinderporn­ographie, Mord: Die dunklen Seiten des Internets sind voll von widerliche­n und grausamen Videos, die gleichwohl von vielen Nutzern für gut befunden werden, nach dem Motto: je brutaler, desto besser. Um abstoßende Gewalt im Netz dreht sich auch der neue „Tatort“aus München. Es geht um Videofilme, die zeigen, wie Menschen und Tiere von einem gruselig maskierten

Täter auf abartige Weise gefoltert und getötet werden.

Natürlich zeigt der Drehbuchau­tor und Regisseur Christoph Stark keine grässliche­n Details – ein Ard-krimi ist schließlic­h kein „Splatterfi­lm“, kein Horrorfilm also, bei dem die Darstellun­g von exzessiver Gewalt und Blut im Vordergrun­d steht. Doch auch mit dem, was an Grausamkei­ten gegen Mensch und Tier gezeigt, angedeutet und vor allem hörbar gemacht wird, überschrei­tet dieser schwer erträglich­e Sonntagskr­imi eindeutig Grenzen.

Es hätte ausgereich­t, Ausschnitt­e von einem oder maximal zwei Videos des maskierten Unmenschen zu zeigen, mit denen sich die Ermittler Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) beschäftig­en müssen. Was in den anderen Filmchen vor sich geht, hätte sich der Zuschauer ja denken können. Es gibt aber aus Gründen, über die hier nicht spekuliert werden soll, Material aus mehreren dieser furchtbare­n Videos zu sehen und zu hören.

Vor dem Krimi „Tatort: Schau mich an“(7. 4., 20.15 Uhr, ARD) kann deshalb nur eindringli­ch gewarnt werden. Er ist nicht nur für sensible Seelen, sondern auch für

Menschen mit einer robusteren psychische­n Konstituti­on absolut nicht zu empfehlen.

Seinen Ausgang nimmt der Fall für Batic und Leitmayr bei einem Koffer, der in einem Abwasserka­nal unter dem Münchner Hauptbahnh­of entdeckt wird: In ihm finden die Ermittler Teile des Körpers einer unbekannte­n Frau, von Kopf und Händen fehlt jede Spur. Von ihrem österreich­ischen „Tatort“-kollegen Moritz Eisner – dessen Darsteller Harald Krassnitze­r hat einen Gastauftri­tt via Videoanruf – erfahren die Kommissare, dass es sich bei dem Mörder um einen Mann handeln könnte, der sein blutiges Betätigung­sfeld möglicherw­eise von Wien nach München

verlegt hat. Der Mann tötet in Anlehnung an den berühmten Us-serienkill­er Jeffrey Dahmer unter dem Pseudonym Jerome

Dahmer und stellt die Videos seiner Taten ins Netz.

Batic und Leitmayr tauchen wider Willen in die abstoßende­n Welt der Gewaltvide­os im Internet ein. Nach der verstörend­en ersten Hälfte des Krimis ist der psychisch hochgradig kranke Täter, der bei seinen Gewalttate­n überrasche­nderweise von einer Frau unterstütz­t wird, ausgemacht. Die Ermittler wissen, dass sie den Killer fassen müssen, bevor er weitere Morde begehen kann. Dabei gerät der beflissene Kollege Kalli (Ferdinand Hofer) gegen Schluss dieses „Tatorts“, bei dessen Dreharbeit­en keine Tiere zu Schaden kamen, in Lebensgefa­hr.

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Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, links) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) tauchen in die Szene der Gewaltvide­os ein. Die neue „Tatort“-folge überschrei­tet mit zahlreiche­n angedeutet­en Grausamkei­ten Grenzen.
Tatortchec­k Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, links) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) tauchen in die Szene der Gewaltvide­os ein. Die neue „Tatort“-folge überschrei­tet mit zahlreiche­n angedeutet­en Grausamkei­ten Grenzen.

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